Diakonie fordert Verständigung über Menschenbild

Debatte um Gen-Tests an Ungeborenen

Vorbereitungstreffen von Menschen mit Down-Syndrom für eine Ausstellung zum Gendefekt Trisomie 21

Eine gesellschaftliche Verständigung über Inklusion und das Bild des Menschen fordert der Diakonie-Präsident Ulrich Lilie im Hinblick auf die Diskussion um Bluttests zur Fetsstellung von Trisomie 21.

Berlin (epd). Vor dem Hintergrund der Debatte um Gen-Tests an Ungeborenen hat Diakonie-Präsident Ulrich Lilie eine gesellschaftliche Verständigung über Inklusion und das Bild des Menschen gefordert. „Das Wertesystem, in dem diese Tests angewandt werden, und das Menschenbild, an dem wir uns orientieren, können wir mitprägen, auch wenn sich die Entwicklung dieser Diagnoseverfahren nicht aufhalten lässt“, schreibt Lilie in einem Beitrag für die in Berlin erscheinende Wochenzeitung „Die Kirche“ (Ausgabe vom 18. November).

Lilie beklagt, in einer Welt mit den Versprechen dieser Gen-Tests werde „ein Kind mit Down-Syndrom zu einem vermeidbaren Betriebsunfall“. „Ein gigantisches ethisches Problem entfaltet sich hier, das gesellschaftlich keinesfalls hingenommen werden darf“, schreibt der Theologe. Wer ein entstehendes Menschenleben beende, weil es eine Trisomie hat, werde diesem Leben nicht gerecht. „Darüber darf eine Gesellschaft nicht hinweggehen, selbst wenn sie, aus guten Gründen, das Vergehen nicht ahndet“, argumentiert der Diakonie-Präsident.

Entwicklung von Beratungsmodellen

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat vor kurzem eine Stellungnahme zu der Frage vorgelegt, ob der sogenannte Praena-Test zur Kassenleistung werden soll. Er untersucht im Blut der Schwangeren, ob das Kind eine Trisomie hat. Im Gegensatz zur bisherigen Fruchtwasser- oder Plazenta-Untersuchung ist er ohne Fehlgeburtsrisiko. Schwangere müssen ihn aber bislang privat bezahlen.

Die EKD vertritt die Überzeugung, dass die Kosten für den Test von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen werden sollten. Sie fordert zugleich aber ein Angebot umfassender Beratung für die Eltern. Lilie verteidigte die Stellungnahme und forderte insbesondere kirchliche Krankenhäuser und Beratungsstellung zur Entwicklung von Beratungsmodellen auf. Dort müssten der Lebensschutz und die existenzielle Situation der Eltern in den Blick genommen werden.