Eine digitale Toolbox soll die Jugendarbeit in den Gemeinden verbessern

Fünf Videos für alle Fälle

Die kirchliche Jugendarbeit ist im Wandel. Viele Gemeinden experimentieren mit neuen Formen und Formaten, mit denen sie zum Beispiel auch kirchenferne Jugendliche ansprechen können. Ein neues Projekt in Kassel, eine so genannte digitale Toolbox, soll ihnen das nötige Handwerkszeug dazu geben.

Wie können Gemeinden Jugendliche besser erreichen? Die digitale Toolbox soll dabei helfen, die Lebenswelt der Jugendlichen besser zu verstehen. Vielleicht entsteht dann eine Skater-Anlage in der Gemeinde.

Wie können Gemeinden Jugendliche besser erreichen? Die digitale Toolbox soll dabei helfen, die Lebenswelt der Jugendlichen besser zu verstehen. Vielleicht entsteht dann eine Skater-Anlage in der Gemeinde.

„Wir wollen Jugendarbeit wieder relevant machen,“ sagt Anna-Lena Moselewski. Die Sozialarbeiterin und Religionspädagogin ist neben der Kommunikationsexpertin Louisa Winkler verantwortlich für die digitale Toolbox „Fresh X und Jugendarbeit“. Sie soll dabei helfen, die Jugendarbeit in Gemeinden besser auf die Zielgruppe der Jugendlichen „zuzuschneiden“. „Wir wollen Aufbruchsgeist wecken und Veränderungen fördern“, so Moselewski. Und dabei hat sie längst nicht nur die „Gemeinde-kids“ im Blick, sondern auch deren Freunde, die sich mit den bisherigen Angeboten in der Gemeinde nicht anfreunden können.

So könnte sich eine Gemeinde zum Beispiel vornehmen, geeignetere Gottesdienste für Jugendliche anzubieten, sagt Moselewski. „Vorher müsste sie herausfinden, womit sie Jugendliche am besten ansprechen kann, was sie bewegt.“ Eine Möglichkeit sei das so genannte Gottesdienst-hopping, so die 25-Jährige weiter. „Dabei besuchen Jugendliche verschiedene Gottesdienste in der Umgebung und überlegen, was ihnen besonders gut gefällt. Danach entwickeln sie aus ihren Beobachtungen ein eigenes neues Gottesdienstformat - so wie sie es gut finden.“

Doch wie fängt man das an? Die Toolbox, das englische Wort für Werkzeugkasten, an dem Moselewski und Winkler arbeiten, soll Gemeinden das nötige Werkszeug an die Hand geben. In kurzen Videos lernen Mitarbeiter und Engagierte Methoden kennen und lernen Schritt für Schritt, wie sie vorgehen müssen, um neue Angebote mit Jugendlichen zu gestalten oder bestehende Angebote an der Lebenswelt Jugendlicher auszurichten. „Die Toolbox soll die Frucht aus dem Bewährten und den Pioniergeist zusammenbringen.“

Ziel seien zunächst fünf Videos und fünf Methoden, die niedrigschwellig und ohne große Vorarbeit umgesetzt werden könnten, so Moselewski. „Dann wollen wir schauen, wie das läuft.“ Derzeit sei das Projekt, das seit Juni bestehe, allerdings noch in der Findungsphase, so Moselewski. Neben dem digitalen Material soll es auch Handouts und weiteres Begleitmaterial geben. Hinter dem Projekt stehen das Institut für missionarische Jugendarbeit der CVJM-Hochschule, an der Moselewski wissenschaftliche Mitarbeiterin ist, „mi-di“, die Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung der EKD, an der Louisa Winkler als Referentin für Kommunikation beschäftigt ist, und andere Partner. 

Die Toolbox nimmt die Ideen der FreshX-Bewegung auf, die schon vor Jahren in Großbritannien entstanden ist, als dort die Gottesdienste immer leerer wurden, erzählt Moselewski. Die Gemeinden begannen daraufhin, sich gezielter als bisher am Bedarf der Bevölkerung vor Ort zu orientieren und machten entsprechende Angebote. „Vor Ort können die ganz unterschiedlich sein,“ sagt Moselewski. „Aber sie verbindet die Haltung, dass man zu den Menschen gehen muss.“ Dahinter stehe ein ganzheitliches, kontextuelles Missionsverständnis, das Diakonie und Evangelisation vereint. 

Die Erfahrungen versucht man auch in Deutschland zu nutzen. So sei im Bereich der Jugendarbeit an der CVJM-Hochschule dazu bereits das Fachbuch „Zwischen Tradition und Innovation – Fresh X mit Jugendlichen gestalten“ entstanden. „In der neuen Tool-Box geht es jetzt darum die Ansätze und Methoden daraus niederschwellig an die Basis der Jugendarbeit zu bringen“, sagt Moselwski.

In einem ersten Workshop haben Moselewski und Winkler zusammen mit Experten aus ganz Deutschland mittlerweile Methoden ausgewählt, die in den Videos erläutert werden sollen. „Zum Beispiel können Jugendliche zu einem Jugend-Treffpunkt im Ort gehen und mit den Jugendlichen dort diskutieren, was sie mit 5000 Euro anfangen würden. Vielleicht ist das Ergebnis, dass eine Gemeinde daraufhin eine Skater-Anlage auf ihrem Gelände baut.“
 



Die Evangelische Kirche in Deutschland unterstützt innovative digitale Projekte und will damit den Wandel der Kirche hin zu mehr digitalen Angeboten fördern. Dazu gibt es den Digital-Innovationsfonds, der eine Million Euro umfasst. Weitere innovative Projekte, aber auch Informationen zur Antragsstellung finden Sie auf der EKD-Seite zum Fonds.