„Der Mensch kann nicht sein wie Gott“

Interview mit Bischof Martin Hein zur „Woche für das Leben“

Unter dem Motto „Kinderwunsch – Wunschkind – Designerbaby“ wird am 29. April in Kassel die ökumenische „Woche für das Leben“ eröffnet. Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und Mitglied des Deutschen Ethikrates, befasst sich seit langem mit Fragen, die dem Beginn und dem Ende des Lebens gelten. In Hinblick auf ein mögliches „Designerbaby“ warnt er vor negativen Folgen für das gesellschaftliche Zusammenleben. Der Evangelische Pressedienst (epd) führte vor der „Woche für das Leben“ ein Interview mit Bischof Hein.

Hand mit Petrischale (Symbolbild)
Symbolbild: Menschliche embryonale Stammzellen in einer Petrischale.

Ist die moderne Fortpflanzungsmedizin ein Segen oder ein Fluch?

Martin Hein: Weder noch. Ich möchte die Frage nicht in diese grundsätzliche religiöse Sphäre heben. Wie bei jeder Nutzung von Technik kommt es darauf an, wer sie mit welcher Absicht unter welchen Umständen einsetzt. Nur dann ist ein ethischer Diskurs überhaupt sinnvoll.

Was spricht aus christlicher Sicht gegen ein „optimiertes Designerbaby“?

Hein: Ich antworte einmal ganz biblisch. Die Verlockung der Schlange im Paradies lautet: „Ihr werdet sein wie Gott!“ Das hat sich bekanntlich nicht erfüllt. Die alte Erzählung bringt das Problem auf den Punkt: Zum Menschsein gehört die Einsicht in die Begrenztheit der eigenen Möglichkeiten – auch in die Begrenztheit unseres Wissens, Urteilens und Könnens. Diese Grenzen gilt es zu akzeptieren. Bei den Optimierungsträumen im Blick auf das, was mit „Designerbaby“ recht plakativ umschrieben wird, maßen wir uns an, „wie Gott zu sein“. Das aber droht uns inhuman zu machen – mit negativen Folgen für unser gesellschaftliches Zusammenleben.

Welche Möglichkeiten der Einflussnahme haben die Kirchen auf die Fortpflanzungsmedizin?

Hein: Wir können nur auf die Kraft unserer Argumente setzen. Damit bringen wir uns in die öffentliche Debatte ein. Und je besser die Argumente sind, umso eher können wir überzeugen. Da bin ich durchaus optimistisch.

Christian Prüfer (epd)

Zur Website von der „Woche für das Leben“