Diakoniechef Kottnik: Jugendliche Straftäter nicht ausgrenzen

Berlin (epd). Im Streit um ein schärferes Jugendstrafrecht hat der Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Klaus-Dieter Kottnik, für Mäßigung plädiert. "Im Bereich des Jugendstrafrechts ist in Deutschland sicherlich noch einiges an Verbesserung und Reform möglich", räumte Kottnik am Dienstag in Berlin ein. Er warnte zugleich "ausdrücklich davor, hier in Richtung Ausgrenzung, Stigmatisierung und gar Ausweisung junger Straftäter zu denken".

Der Diakoniechef warnte davor, einzelne - "wenngleich erschütternde" - Taten einzelner Jugendlicher in den vergangenen Wochen zum Anlass zu nehmen, in eine überholte Debatte zurückzufallen. Vielmehr sollten alle Möglichkeiten der Prävention und der besseren Integration ausländischer Kinder und Jugendlicher tatkräftig umgesetzt werden, fügte Kottnik hinzu. Er plädierte zudem für eine deutlich verbesserte Resozialisierung im Strafvollzug.

Die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien müssten sorgfältig zu Rate gezogen werden, "bevor eine ganze Bevölkerungsgruppe in Deutschland - die jugendlicher Menschen mit Migrationshintergrund - in pauschalisierender Weise diskreditiert werde", betonte Kottnik. Demnach gebe es weder eine Zunahme der Straftaten und ebenso sei offenbar nachgewiesen, dass härtere Strafen kaum Abschreckungscharakter hätten. Belegt sei offenbar zudem, dass Verlängerung und Verschärfung der Haft eher kontraproduktiv seien.

Die "gesamten Lebensbedingungen junger Menschen mit Migrationshintergrund sollten in den Blick genommen und systematisch verbessert werden", erklärte Kottnik. Es komme bei bereits straffällig Gewordenen darauf an, die positiven Potenziale zu wecken und zu fördern. Ausgrenzung sei nicht christlich. Der Jugendstrafvollzug berücksichtige unzureichend die besondere Situation Jugendlicher, führe sie zu selten in die Gesellschaft zurück und leide unter Personalmangel.

01. Januar 2008