Ratsvorsitzender Schneider fordert mehr Achtung vor Nahrungsmitteln

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin für eine größere Achtung vor Lebensmitteln als Teil der Natur geworben. "Der Wert der Nahrungsmittel ist den Menschen im Lande nicht bewusst", sagte Schneider am Sonntag auf einer Veranstaltung im Rahmen der weltgrößten Agrarmesse.

Durch den Überfluss an billigen Lebensmitteln sei das Bewusstsein verloren gegangen, dass dies "nicht selbstverständlich" sei: "Das tut uns nicht gut." Gute Lebensmittel bräuchten einen ordentlichen Preis, von dem auch Bauern leben könnten.

Mit Blick auf den Dioxin-Skandal stellte Schneider die gegenwärtige Massenproduktion von Lebensmitteln für Menschen und Futtermitteln für Tiere in Frage. Die Erzeugersysteme seien gegenwärtig offenbar so angelegt, dass kriminelle Handlungen erleichtert würden, sagte EKD-Ratsvorsitzende.

Als Problem bezeichnete er auch die Konkurrenz zwischen dem Anbau von Produkten, die zur Ernährung der Menschen dienen und sogenannten Biotreibstoffen wie Soja, Mais, Palmöl und Zuckerrohr. Dies führe in einzelnen Entwicklungsländern bereits zur Unterversorgung mit Nahrungsmitteln.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, führte die Mangelversorgung von Menschen in Entwicklungsländern vor allem auf soziale Ursachen zurück. Schuld daran sei nicht die verstärkte Nutzung der Anbauflächen für Biospritpflanzen, sondern die ungerechte Landverteilung, der teilweise unmenschliche Umgang "großer Kapitalgesellschaften" mit ihren Mitarbeitern vor Ort und die korrupten Regime, die in diesen Ländern an der Macht seien, sagte Sonnleitner auf der Diskussionsveranstaltung mit Schneider.

24. Januar 2011