Evangelische und katholische Verbände fordern neue Weltwirtschaft

Zur Begrenzung des Klimawandels haben 30 evangelische und katholische Kirchen und Wohlfahrtsverbände zu einem grundlegenden Umbau der Weltwirtschaft aufgerufen. Ohne umfassende Veränderungen bei Investitionen, Produktion und Konsum in der "gesamten Weltwirtschaft" werde eine "wirksame Eindämmung des Klimawandels nicht gelingen", heißt es im neuen Jahrbuch Gerechtigkeit, das am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.

Dafür müsse dringend eine "Road Map" entworfen werden, mit der energie- und wirtschaftspolitische Entscheidungen dem "Diktat der Kurzfristigkeit" entzogen würden, forderte der frühere Bundesumweltminister und ehemalige Leiter des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer (CDU). Teil dieses Fahrplans müssten unter anderem die Entwicklung bezahlbarer Solartechnologien für arme Länder und der Verzicht auf Finanzspekulationen mit Nahrungsmitteln sein.

Der Berliner Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Prälat Bernhard Felmberg, sagte, die Bundesrepublik brauche ein Klimaschutzgesetz. Die EU müsse zudem ihre Ziele zur Verringerung der Kohlendioxidemissionen bis 2020 auf 30 Prozent erhöhen und verbindlich festschreiben. "Freiwillige Initiativen reichen offenkundig nicht aus", sagte Felmberg.

Notwendig sei auch, dass das Zwei-Grad-Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung "völkerrechtlich robust verankert" werde, betonte Felmberg, der auch Aufsichtsrat des Evangelischen Entwicklungsdienstes EED ist. Der Klimaschutz müsse im europäischen und nationalen Recht deutlich aufgewertet werden.

Der Klimawandel sei die "zentrale ökologische, soziale und friedenspolitische Herausforderung des 21. Jahrhunderts", betonte Felmberg. "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung werden ohne Begrenzung des Klimawandels nicht möglich sein", fügte er hinzu.

Armut, Nahrungskrisen und Klimawandel könnten nur erfolgreich bekämpft werden, wenn soziale Gerechtigkeit und das Recht auf Entwicklung im Mittelpunkt stünden, sagte Felmberg. All diese Krisen würden von einer Wirtschaftsweise verursacht, die vorrangig auf Wachstums- und kurzfristige Renditeziele ausgerichtet sei. Es führe deshalb "kein Weg daran vorbei, das globale Wirtschaftssystem und damit auch unseren konsumorientierten Lebensstil zukunftsfähig umzugestalten", betonte Felmberg.

Das erste ökumenische Jahrbuch Gerechtigkeit wurde 2005 zum Thema Armut und Reichtum in Deutschland veröffentlicht. Das am Donnerstag veröffentlichte fünfte Jahrbuch befasst sich mit dem Thema "Menschen, Klima, Zukunft. Wege zu einer gerechten Welt." Zu den Herausgebern gehören unter anderem die evangelischen Landeskirchen von Bayern, Westfalen, Hessen und Nassau sowie im Rheinland, sieben Diakonische Werke und das katholische Hilfswerk Misereor.

www.woek.de

31. Mai 2012