EKD-Auslandsbischöfin: Papst hat Zusammenhalt unter Christen gestärkt

Der Besuch des Papstes beim Ökumenischen Rat der Kirchen am 21. Juni habe Kirchengeschichte geschrieben

Papst Franziskus mit Vertretern des Weltkirchenrates
Erstmals habe ein Papst eine Reise ausschließlich dazu genutzt, in Genf dem ökumenischen Bund der rund 350 Kirchen seine Aufwartung zu machen.

Genf (epd). Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, hat den Einsatz von Papst Franziskus für die Einheit der Christen gelobt. Der Besuch des Papstes beim Ökumenischen Rat der Kirchen am 21. Juni habe Kirchengeschichte geschrieben und die Zusammengehörigkeit aller christlichen Konfessionen gestärkt, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf.

Erstmals habe ein Papst eine Reise ausschließlich dazu genutzt, in Genf dem ökumenischen Bund der rund 350 Kirchen seine Aufwartung zu machen. „Ich war sehr erfreut, dass er einen ganzen Tag mit uns verbracht hat, um 70 Jahre Ökumenischen Rat der Kirchen zu feiern“, betonte die Auslandsbischöfin, die auch Mitglied im ÖRK-Zentralausschuss ist.

Franziskus habe bei seinem Besuch nicht einer „seichten Ökumene“ das Wort geredet, sondern er habe durchaus die Schwierigkeiten angesprochen. Bosse-Huber hob damit auf die Kritik des Papstes ab, wonach die Ökumene-Partner zu häufig auf ihren angestammten Positionen verharrten. Eine funktionierende Ökumene erfordere, dass alle Teilnehmer bereit seien, auch eigene Positionen zu überdenken, hatte der Papst betont.

Die Bischöfin pflichtete dem Oberhaupt der Katholiken bei, dass die Christen gemeinsam den großen globalen Herausforderungen wie Armut, Klimawandel, Unterdrückung und gewalttätigen Konflikten begegnen müssten. „So viele Menschen hungern, leiden, werden gequält, da müssen wir Christen gemeinsam alles versuchen, um diese Welt besser zu machen“, sagte Bosse-Huber.

„Die Zersplitterung der Christenheit ist ein großes Hindernis für die Glaubwürdigkeit der Mission“

Sie unterstützte auch die Forderung des Papstes nach einem neuen Schwung für die Evangelisierung, der auch die Einheit der Christen untereinander fördern könne. „Die Zersplitterung der Christenheit ist ein großes Hindernis für die Glaubwürdigkeit der Mission“, hielt die Auslandsbischöfin fest. Eine gemeinsame Anstrengung der Konfessionen bei der Mission sei verheißungsvoll.

Dem Ökumenischen Rat der Kirchen, der am 23. August 1948 in Amsterdam gegründet wurde, gehören protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie Freikirchen mit rund 560 Millionen Christen an. Die römisch-katholische Kirche, die etwa 1,4 Milliarden Gläubigen vereint, arbeitet seit den 1960er Jahre in wichtigen Gremien mit. Eine Mitgliedschaft der katholischen Kirche wird weder vom Vatikan noch vom ÖRK in Erwägung gezogen.

Bislang hatten nur zwei Päpste dem ÖRK ihre Aufwartung gemacht. Paul VI. kam 1969, Johannes Paul II. 1984. Beide verknüpften die Visite mit weiteren Terminen.

epd-Gespräch: Jan Dirk Herbermann