Plastikwaffen-Skulptur: „Abrüstung von unten“

Papiertheater und Spielzeugmuseum sammeln in Nürnberg für eine „Skulptur des Friedens“ Spielzeugwaffen aus aller Welt

Spielzeugwaffen, aus denen eine 'Skulptur des Friedens' geschaffen wurde

Unter dem Motto „Für weltweite Abrüstung! Sammelt eure Spielzeugwaffen!“ sammelt das Spielzeugmuseum Nürnberg Plastikwaffen aus Deutschland und aus aller Welt aus diesen möchte der Künstler Johannes Volkmann einen „Tempel der Entwaffnung“ errichten.

Gewehre, Pumpguns, Maschinenpistolen, Colts und Schwerter es ist erstaunlich, was die Aktion „Weltweit Plastikwaffen sammeln“ zutage förderte. Das Nürnberger Papiertheater initiierte das internationale Friedensprojekt im Jahr 2018. Die Abrüstung in den Kinderzimmern dieser Welt war wohl die größte Aktion dieser Art. Kinder aus Serbien, den USA, Australien oder Malaysia beteiligten sich und schickten ihr Waffenarsenal mit Namen und Friedenswünschen zur Sammelstelle ins Nürnberger Spielzeugmuseum.

Am 18. Oktober 2019 wurde aus den rund 1.000 Spielzeugwaffen in Nürnberg eine vier Meter hohe „Skulptur des Friedens“ geschaffen. Künstler und Papiertheatermacher Johannes Volkmann hat für das Projekt den riesigen Innenhof des unvollendeten Nazi-Baus, die Nürnberger Kongresshalle, gewählt. Vor der Kulisse des wuchtigen Backsteinbaus, der für das vermeintlich 1.000-jährige Reichs und seine Verbrechen stehe, wurde von Kindern unterschiedlicher Nationen eine Friedensskulptur gestaltet.

Plastikwaffensammlung, Behälter und Schild
Waffenniederlegung im Innenhof der Nürnberger Kongresshalle
Blick in das Innere der Skulptur aus Plastikwaffen

Die Ex-Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) gab offiziell den Startschuss für den Bau der Skulptur. Sie bescheinigte der Aktion auch einen pädagogischen Faktor, denn manchen Kindern sei es schwer gefallen, sich von ihren Plastikwaffen zu trennen, obwohl zuvor als häufigster Kinderwunsch länderübergreifend „Frieden für unsere Welt“ identifiziert worden sei. Das sei der Unterschied zwischen Wünschen und Handeln, eine „Forderung nach Frieden ist schnell hingeschrieben, aber selbst im Kinderzimmer schwer umzusetzen“, sagte Schmidt.

Dieser Konflikt sei bei manchen Kindern zu beobachten. Angesichts des Waffenarsenals staunten einige und suchten sich immer wieder einzelne Waffen zum Spielen aus. Ein Neunjähriger räumt ein, „manchmal macht es Spaß, Leute abzuschießen – auch wenn es doof ist“.

Diese Erfahrung hat auch Volkmann mit seinem Papiertheater gemacht, allerdings eher mit den Erwachsenen. „Das Projekt polarisiert wie kaum ein anderes“, berichtet Volkmann. Es gebe einerseits Menschen, die die Kinder weiter mit Wasserspritzpistolen oder Räuber und Gendarm spielen lassen wollen. Andere sehen darin ein Friedensprojekt, an dem Kinder mit Taschengeldbudget teilnehmen können.

Waffensammlung geht weiter

Den engagierten Papiertheater-Macher Volkmann treibt aber schon eine weitere Vision um. Die Aktion soll noch mindestens drei Jahre weitergehen. So lange werden im Spielzeugmusem Nürnberg weiter Plastikwaffen gesammelt. Im Mai 2020 ist bereits eine öffentliche Waffenniederlegung vor dem Nürnberger Rathaus geplant. Und im Oktober soll eine weitere „Skulptur des Friedens“ entstehen. Aus mehreren Friedenssäulen möchte Volkmann dann einen „Tempel der Entwaffnung“ errichten – so der Plan.

Plastikwaffenskulptur im Innenhof der Nürnberger Kongresshalle
Friedenssäule aus Spielzeugwaffen wird zum Transport auf einen Anhänger geladen

Bis es soweit ist, geht die erste Skulptur auf Wanderschaft: So ist sie zum Beispiel im März und April 2020 in der Evangelischen Kirche St. Egidien in Nürnberg zu sehen. Für weitere Aktionen und „Friedensveranstaltungen“ kann die Skulptur beim Papiertheater Nürnberg ausgeliehen werden.

Außerdem ist das Volkmann weltweit mit verschiedenen Goethe-Instituten in Kontakt, damit auch an anderen Orten „Skulpturen des Friedens“ entstehen können. Und auch die pädagogische Begleitung hat das Volkmann im Blick: So soll ein Projektbuch entstehen, in dem Materialien zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zum Thema enthält.

Lisa Menzel (Redaktion ekd.de) mit Material von Thomas Tjiang (epd)