Israelsonntag 2018

Elf Wochen nach Pfingsten steht das Verhältnis zwischen Christen und Juden im Mittelpunkt

Davidstern in der Synagoge Schwerin

Eines der Fenster mit Davidstern in der neuen Synagoge in Schwerin.

Elf Wochen nach Pfingsten ist Israelsonntag. An diesem Sonntag stand seit jeher das Verhältnis zwischen Christen und Juden im Mittelpunkt. Früher versuchten Christen Juden zur Taufe zu bewegen. Heute nutzt die Kirche den Tag, ihrer eigenen Schuld bei der Verfolgung und Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten zu gedenken.

Wie der christliche Glaube ist auch der „Israelsonntag“ jüdischen Ursprungs. Er wird am zehnten Sonntag nach Trinitatis begangen, elf Wochen nach Pfingsten. Damit liegt er in zeitlicher Nähe zum 9. Tag des jüdischen Monats Aw. An diesem Tag wird im Judentum der Zerstörung sowohl des salomonischen Tempels durch die Babylonier 586 vor Christus als auch des herodianischen Tempels durch die Römer im Jahr 70 nach Christus gedacht.

Früher ging es um Judenmission

Schon im Mittelalter gab es den „Israelsonntag“. Er wurde bis in die 1960er Jahre auch „Judensonntag“ genannt. Der Name ist Programm: Fokus war lange die Judenmission, also die Bekehrung von Jüdinnen und Juden zum Glauben an Jesus als den Messias und Sohn Gottes. Evangelium des Sonntags ist nach alter Ordnung Lukas 19, 41-48. Darin weint Jesus über Jerusalem. Diese Lesung wurde oft antijudaistisch gedeutet: Jerusalem und der jüdische Tempel seien „als Rache für den Tod Jesu“ zerstört.

Nach der Shoa (der jüdische Begriff für den Holocaust) und dem Zweitem Weltkrieg setzte in der evangelischen und katholischen Kirche ein Umdenken ein. Der jahrhundertealte Antijudaismus in den Kirchen wurde thematisiert, der jüdische Glaube als Wurzel des Christentums neu entdeckt. So spricht man heute vom „Israelsonntag“.

Der christlichen Schuldgeschichte gedenken

Der Israelsonntag gibt Gelegenheit, im Gottesdienst der christlichen Schuldgeschichte zu gedenken. Er macht bewusst, wie das Neue Testament aus der Glaubensgeschichte Israels als Gottes erwähltem Volk schöpft. Als Evangelium des Sonntags wird deshalb auch Markus 12, 28-34 vorgeschlagen: Jesus bekräftigt als höchstes Gebot das „sch'ma Jisrael“, das Glaubensbekenntnis Israels: „Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.“ Violett ist die Liturgische Farbe des Israelsonntags, das ist die Farbe für Buße und Veränderung.

Martin Vorländer (ekhn.de)

Cover der Arbeitshilfe zum Israelsonntag 2018

Arbeitshilfe zum Israelsonntag 2018

Landeskirche Hannovers, Evangelische Kirche im Rheinland, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, BCJ.Bayern (Hg.)

Die Arbeitshilfe der evangelischen Kirchen zum Israelsonntag am 5. August 2018 ist mit lesenswerten Beiträgen u.a. von Jehoschua Ahrens, Jürgen Ebach und Walter Homolka erschienen.