Seemannsmission baut Notfall-Seelsorge auf

Ein Netzwerk von Diakonen soll Seeleuten in seelischen Notlagen beistehen

Containerschiff auf See

Das Leben an Bord von Containerschiffen ist von harter Arbeit, Einsamkeit und Gefahren geprägt.

Hamburg (epd). Die Seemannsmissionen in Norddeutschland bauen ein Netzwerk auf, um Seeleuten in seelischen Notsituationen beizustehen. Vorbild sei die Notfall-Seelsorge von Polizei und Feuerwehr, sagte Fiete Sturm, Leiter der Seemannsmission Hamburg-Altona, dem Evangelischen Pressedienst. Eine erste Gruppe mit 15 überwiegend hauptamtlichen Seemannsdiakonen hat ihre Ausbildung bereits abgeschlossen. Eine zweite Gruppe startet im Spätsommer. Ein spezielles Thema der Ausbildung ist die Konfrontation der Seeleute mit den Flüchtlingen auf dem Mittelmeer.

Die Arbeit auf See zählt nach wie vor zu den gefährlichsten Branchen. Die Unfallzahlen sind hoch, immer wieder kommt es auch zu Todesfällen, etwa wenn Container verrutschen. Freizeit gibt es kaum, die Bezahlung ist meist gering. Die Mannschaften kommen aus allen Regionen der Welt, häufig sind es Filipinos oder Russen. Anders als bei Polizei und Feuerwehr seien Seeleute doppelt betroffen, sagte Sturm. Sie könnten Opfer von Unfällen werden, seien zugleich aber auch Retter und Begleiter ihrer verunglückten Kollegen.

„Wer in Gefahr ist, wird gerettet“

Wenn ein Seemann etwa nach einem Unglücksfall Begleitung braucht, ruft er bei einer Station der Deutschen Seemannsmission an. Es gibt eine Telefonliste mit einsatzbereiten Seelsorgern, die dann an Bord gehen können. Es bleibe in der Regel bei einem einmaligen Seelsorgegespräch, räumte Fiete Sturm ein. Eine therapeutische Begleitung sei nicht möglich, weil das Schiff meist nach einem Tag den Hafen wieder verlässt. „Es ist eine Chance, die Last ein bisschen zu teilen.“

Wer vor der libyschen Küste fährt, müsse mit Flüchtlingen in Seenot rechnen, sagt Sturm: „Allein das im Kopf zu haben, ist schon belastend.“ Menschen in Seenot zu retten, sei für jeden Seemann eine Selbstverständlichkeit. „Wer in Gefahr ist, wird gerettet.“ Das würden auch Seeleute unterschreiben, die eine liberale Flüchtlingspolitik ablehnen. Allerdings seien gerade Containerschiffe für die Aufnahme von Flüchtlingen aus einem Schlauchboot heraus oft völlig ungeeignet.