Auf den Spuren Friedrich Nietzsches

Der „KiBa-Kirche des Monats Juli“ war schon der große Denker zugetan

Der Charme der Dorfkirche St. Laurentius in Gorenzen (Sachsen Anhalt) beeindruckt Besucher zu allen Zeiten. Auch der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) soll von der kleinen Kirche sehr angetan gewesen sein. Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) würdigt St. Laurentius  als „Kirche des Monats Juli“ und unterstützt die notwendigen Sanierungsarbeiten in diesem Jahr mit 17.000 Euro.

„Es heißt, dass Nietzsche als Jugendlicher in den Sommerferien bei seinem Onkel, dem damals hiesigen Pfarrer Edmund Oehler, gewohnt haben soll. Er soll an den Gottesdiensten mitgewirkt und in seiner Freizeit Skizzen der Kirche angefertigt haben“, sagt die Historikerin Sandy Fiedler, die das Faible des Philosophen für die kleine Kirche teilt: Sie ist Vorsitzende des örtlichen Fördervereins, dessen Mitglieder seit 2010 Spenden für die sanierungsbedürftige Kirche sammeln. Viele Angebote für Kinder sind dabei – vom Basteln über den Martinsumzug bis zu Theateraufführungen in der Kirche – viele Konzerte  und nicht zuletzt: die selbstverständliche Nutzung der neuen Medien. „Unser Blog und unser Auftritt bei Facebook sind immer aktuell“.

Das junge Engagement gilt einem sehr alten Gebäude. Schon 1270 wurde die erste Kirche des Ortes Gorenzen im Südharz eingeweiht. Vermutlich im Zuge einer notwendig gewordenen Vergrößerung wurde der im Kern romanische Kirchenbau in den Jahrhunderten danach im Stil der Renaissance bzw. des Barock gestaltet und neu geweiht. Eine besondere Kostbarkeit in der aus verputzten Bruchsteinen errichteten Saalkirche ist der vergoldete Abendmahlskelch mit dem Wappen des in Gorenzen geborenen Grafen Johann Georg II. von Mansfeld aus dem Jahr 1620.

Nachdem in einem ersten Schritt – auch mithilfe der Stiftung KiBa - der Turm saniert werden konnte, ist nun die Instandsetzung des Kirchenschiffdaches notwendig; auch die Fassade muss an einigen Stellen erneuert werden. Etwa 125.000 Euro sind dafür veranschlagt. Nach der Sanierung soll St. Laurentius für Gottesdienste, aber auch verstärkt für andere Zwecke zu nutzen sein und die touristische Erschließung der Region befördern. Einen ersten Vorgeschmack wird die Dauerausstellung „Sakralbauten im Mansfelder Land“ bieten, die Strategien zur Sanierung und Mehrfachnutzung von Kirchengebäuden in den Mittelpunkt stellt. Im Juni kommenden Jahres ist eine weitere Dauerschau vorgesehen, die sich den Bezügen von Dorfkirchen in der Region wie St. Laurentius zu großen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte widmet. „Ansätze bieten sich hier zum Beispiel bei Martin Luther, Gottfried August Bürger und Novalis“, sagt die Fördervereinsvorsitzende. „Und natürlich bei Friedrich Nietzsche“.

Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) ist eine Stiftung der EKD und der evangelischen Landeskirchen. Seit 1999 hat sie mehr als 1.000 Förderzusagen für Sanierungsvorhaben in Höhe von über 24,8 Millionen Euro geben können. 2013 fördert die KiBa bisher 90 Projekte in ganz Deutschland mit einem Gesamtvolumen von 1,2 Millionen  Euro. Mehr als 2.700 Mitglieder engagieren sich bundesweit im Förderverein der Stiftung.

Hannover, 1. Juli 2013

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick