Auskunftsfähigkeit über den Glauben verbessern

Hermann Barth hält Festvortrag zum 500. Geburtstag des Reformators von Anhalt

Der Unterricht in den Grundlagen des christlichen Glaubens habe wie in der Reformationszeit so auch heute verstärkte Aufmerksamkeit verdient. Das erklärte der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hermann Barth, in einem Vortrag in der St. Marienkirche in Dessau am Freitag, 21. September. Um die Auskunftsfähigkeit in Fragen der christlichen Lehre sei es heute vielerorts „nicht zum Besten bestellt“, so der Theologe. Allerdings gebe es derzeit auch keinen evangelischen Katechismus, der „auf der Höhe theologischer Einsicht, im Angesicht gegenwärtiger Fragestellungen und in der Sprache unserer Zeit“ die christliche Lehre erschließe. „Der höchste Preis gebührt dem, der diese Lücke füllt.“

In seiner Rede beim Festakt zum 500. Geburtstag von Georg III. hob Barth  - in Anknüpfung an das ehrende Gedenken, das Georg seiner Mutter widmet - besonders die Rolle der Frauen bei der Weitergabe des Glaubens hervor. „Der Traditionsabbruch würde vielfach noch weit dramatischer vonstatten gehen, wären da nicht Frauen, die etwas von der Glaubenstradition bewahrt haben und weitergeben.“ Das persönliche Glaubenszeugnis sei für die ganze Kirche von großer Bedeutung: „Jede noch so mutige Reform in unserer Kirche hängt daran, dass wir Menschen – Eltern, Paten, Freunde – gewinnen, die das Evangelium weitererzählen, von Herz zu Herz, von Seele zu Seele, weil sie sich Zeit nehmen für die Kinder und Enkel, mit ihnen singen und beten.“

Hermann Barth zeichnete in seinem Vortrag einige theologische Gedanken Georgs III., des „weltlichen Fürsten und geistlichen Hirten“, nach. Großen Wert habe dieser darauf gelegt, dass die in der Reformation erneuerte Kirche als „die alte wahre Kirche“ zu verstehen sei. Barth erinnerte daran, „dass die Reformation kein kompletter Neuanfang ist, auch gar nicht sein wollte, sondern eine Herkunftsgeschichte von großer Tiefe besitzt.“ Evangelische und katholische Christen teilten 1500 Jahre gemeinsamer Kirchengeschichte. Es sei "leider ein verbreitetes Selbstmissverständnis evangelischer Kirchen, ihre Anfänge in der Reformationszeit anzusiedeln." Für Georg beginne die Geschichte der reformatorischen Kirchen "keineswegs erst im 16. Jahrhundert, sie reicht genauso wie die römisch-katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen zurück bis zu den gemeinsamen Anfängen der Kirche."

Hannover, 20. September 2007

Pressestelle der EKD
Silke Römhild


Zum Vortrag von Hermann Barth:  "Ein Esra für Anhalt - Georg III. als weltlicher Fürst und geistlicher Hirte"