„Von Augsburg lernen, heißt Frieden lernen“

Wolfgang Huber predigt im Festgottesdienst zu 450 Jahren Augsburger Religionsfrieden

Der Augsburger Religionsfrieden, der am 25. September 1555 geschlossen wurde, habe den Frieden zwischen den Konfessionen ermöglicht. Darauf wies der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in seiner Predigt im Ökumenischen Gottesdienst zum 450. Jahrestag des Friedenschlusses in der St. Anna-Kirche in Augsburg am Sonntag, den 25. September hin. In der Parität der Konfessionen habe die Pflicht zur ökumenischen Zusammenarbeit beschlossen gelegen, erklärte Huber. „Heute stellen wir uns dieser Pflicht – nicht aus politischem Zwang, sondern aus eigener Glaubenseinsicht.“

Die Durchsetzung des Friedens habe große Kraft gebraucht, so Huber. „Von Augsburg lernen, heißt Frieden lernen.“ Im Gedenken an den Augsburger Religionsfrieden werde „der Anfang vom Ende religiöser Gewalt“ gefeiert. Das Recht, die eigene Konfession frei zu wählen, werde heute nicht wie im 16. Jahrhundert nur den Fürsten zugesprochen, sondern jeder und jedem einzelnen. „Und wir erwarten diese Religionsfreiheit nicht nur im eigenen Land. Wir fordern sie auch in den Ländern ein, in denen Christen heute in der Minderheit sind und beides entbehren: den politischen Schutz und die persönliche Freiheit. Weil keine Macht der Welt die Menschen davon abhalten kann, ihr Seelenheil zu suchen, muss es die Freiheit dazu geben“ erklärte Huber.

Von Augsburg Frieden zu lernen genüge aber noch nicht. „Gott schenkt Frieden. Darauf kommt es an.“ Menschlicher Frieden bleibe in Widersprüche gefangen und verstrickt in ungelöste Fragen. Wer den Frieden von Gott empfange, sei auch in der Lage, die Brüchigkeit und Widersprüchlichkeit menschlichen Friedens zu ertragen. „Trotz enttäuschter Hoffnungen, trotz ungelöster Konflikte, trotz bleibender Schuld und offener Fragen gibt es keinen Zweifel, dass das die Wahrheit ist: mitten im Unfrieden steht Gottes Friedensreich offen.“

Die ebenfalls in Augsburg unterzeichnete Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre zwischen dem Lutherischen Weltbund und der katholischen Kirche sei ein entscheidender Schritt. Das bis heute ökumenisch Erreichte verpflichte die Kirchen auch weiterhin. „Die Gemeinschaft im Evangelium gibt uns die Kraft, uns bleibenden Unterschieden zu stellen, Verschiedenheiten in Glaubensweise und Kirchenstruktur zu respektieren und lässt uns zuversichtlich miteinander die Botschaft von Gottes Frieden bezeugen.“

Hannover, 23. September 2005

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi


Predigt im Wortlaut

Rede des Bundespräsidenten