Catholica-Beauftragter der VELKD reagiert auf Kardinal Lehmann

„Hilfreiche und weiterführende Erläuterungen“

„Hilfreich und weiterführend“ sind nach Einschätzung des Catholica-Beauftragten der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel), die Ausführungen von Karl Kardinal Lehmann vor der Herbst-Vollversammlung der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz zum jüngsten Dokument der Glaubenskongregation. Dieses hatte auf evangelischer Seite für „Irritation und Verärgerung“ gesorgt, so Landesbischof Weber in einer Stellungnahme.

Die Erklärung von Landesbischof Dr. Friedrich Weber im Wortlaut:

In seinem Referat zur Eröffnung der Herbst-Vollversammlung der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist Kardinal Lehmann auf das Dokument der Glaubenskongregation „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche“ vom 10. Juli 2007 eingegangen. Dieses Schreiben hatte auf evangelischer Seite Irritation und Verärgerung ausgelöst, weil darin erneut den evangelischen Kirchen das Kirchesein im Vollsinne abgesprochen worden war.

Die Erläuterungen, die Kardinal Lehmann diesem Dokument in seinem programmatischen Vortrag gegeben hat, sind hilfreich und weiterführend.

Hilfreich ist es, dass Kardinal Lehmann die Kernstelle für die Rede von den „kirchlichen Gemeinschaften“, das Konzilsdokument „Lumen Gentium“ ausführlich erklärt und dass er zeigt, wo dieses Dokument über vorkonziliare Positionen ökumenisch hinausweist. Viele wissen das nämlich nicht. Hilfreich ist weiter, dass eine Interpretation des Konzilstextes zurückgewiesen wird, die eine schlichte Identität der Kirche Jesu Christi mit der katholischen Kirche behauptet. So war das nicht gemeint. Und hilfreich ist, dass die positive Bedeutung der Rede von den „vielfältigen Elementen der Heiligung und der Wahrheit“, die in den nichtkatholischen Kirchen zu finden seien, so ausgelegt werden, dass erkennbar wird: Der Begriff der „kirchlichen Gemeinschaften“ ist „nicht nur eine bloß soziologische Bezeichnung“ – schon der Begriff der Wahrheit spricht dagegen. Und hilfreich ist schließlich die Feststellung, dass auch die katholische Kirche durch die Spaltungen in ihrer Fülle eingeschränkt sei und dass sie ein Defizit habe. Das römische Dokument vom 10. Juli deutet dies bereits an.

Weiterführend sind die drei Vorschläge, die Kardinal Lehmann für die Zukunft der Ökumene macht:

1. Es muss über ökumenische Zielvorstellungen gesprochen werden, in die für Kardinal Lehmann Diskussionen über den Stellenwert des Amtes innerhalb der Lehre von der Kirche gehören. Dies ist sicher ein zentrales Thema, denn erst wenn man weiß, wo man hin will, kann man nach dem rechten Weg dorthin suchen.

2. Wir sollten uns 2017, das 500-jährige Jubiläum der Reformation Martin Luthers, als einen Zielpunkt für substanzielle Fortschritte wählen. Auf dem Weg dorthin wird es wichtig, noch einmal genauer zu fragen, wie wir die Reformation zu verstehen haben.

3. Die Ergebnisse früherer lutherisch-katholischer Dialoge sind zu sichten und zu sichern. Es ist Zeit für eine Zwischenbilanz, um Erreichtes nicht dem Vergessen anheim zu geben.

Kardinal Lehmann hat in seinem Vortrag einen Spagat geschafft, einerseits den Anspruch auf substanzielle Identität zwischen der Kirche Jesu Christi und der katholischen Kirche, andererseits die Anerkennung kirchlicher Elemente außerhalb ihrer theologisch zusammenzuhalten. Das Referat macht die Grenzpfeiler sichtbar, die katholischerseits im ökumenischen Dialog derzeit unverrückbar sind, es zeigt aber vielfältige Räume der Begegnung und Wege längs der Grenzen auf, die noch einer vertieften Erkundung harren.

Hannover, 26. September 2007

Udo Hahn
Pressesprecher