Vertrauensbildung wichtigste Aufgabe im Nahen Osten

Wolfgang Huber beendet Beirut-Besuch

Der Libanon dürfe nicht an den Rand der Aufmerksamkeit geraten, erklärte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, zum Abschluss seiner zweitägigen Libanonreise am Sonntag, dem 15. Oktober, in Beirut. Der Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Sommer habe gezeigt, dass Gewalt niemals eine Lösung sein könne. „Voraussetzung für den Frieden ist das Vertrauen zwischen den Menschen.“ Huber dankte der Evangelischen Gemeinde Beirut, die am Wochenende ihr 150jähriges Bestehen feierte, für ihren Einsatz während der Kriegstage im Juli und August. In dieser Gemeinde habe sich der Glaube durch die praktische Tat für die Flüchtlinge bewährt.

Der Ratsvorsitzende zeigte sich erschüttert von der Zerstörung in den südlichen Stadtteilen Beiruts. „Wenn man sieht, wie einzelne Hochhäuser dem Erdboden gleich gemacht wurden, während die Nachbarhäuser fast unversehrt sind, wird die Verbindung von tödlicher Präzision und Zerstörungskraft erschreckend deutlich. Diese Bilder werden mich begleiten.“ Umso plastischer trete dadurch vor Augen, wie notwendig vertrauensbildende Maßnahmen im Nahen Osten seien. Das Brückenbauen zwischen den Religionen und Kulturen bezeichnete Huber als eine der wichtigsten Aufgaben der Kirchen in der Region. „Wir in Deutschland sind stolz auf die Evangelische Gemeinde Beirut, besonders nach dem, was die Pastoren Friederike und Uwe Weltzien und die vielen Ehrenamtlichen in diesem Sommer geleistet haben.“

Bei einer Begegnung mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Fouad Siniora erklärte der Ratsvorsitzende, dass nach Ansicht der EKD das Palästina-Problem im Zentrum der nahöstlichen Konflikte stehe. Das Ziel müsse eine Zwei-Staaten-Lösung mit einem gesicherten Existenzrecht aller Beteiligten sein, diese werde durch das herrschende Misstrauen aber verhindert. Deutschland habe eine besondere Verantwortung gegenüber Israel, betonte Wolfgang Huber. Dies bedeute aber auch eine besondere Verantwortung, sich für dauerhaften Frieden in der Region einzusetzen.

Angesichts der Kommandoübergabe an die deutschen Marinesoldaten im Rahmen des UN-Einsatzes im Libanon am Sonntag sagte der Ratsvorsitzende, nach einigem Zögern sei er überzeugt, dass diese Beteiligung deutscher Marinesoldaten am Unifil-Einsatz die richtige Entscheidung gewesen sei. „Mein Wunsch ist, dass Gottes Segen auf diesem Einsatz liegt, so dass er zum Frieden beiträgt.“

Während seines Aufenthaltes in Beirut traf der Ratsvorsitzende neben dem libanesischen Ministerpräsidenten auch hochrangige Religionsvertreter, wie den Katholikos der armenisch-orthodoxen Kirche, Aram I., den schiitischen Scheich Qaballan und Vertreter der libanesischen und nahöstlichen evangelischen Kirchen. Angesichts der politischen Unsicherheit im Land und der massiven Abwanderung vor allem christlicher Libanesen in den vergangenen Jahren betonte Huber, dass die Lage der Christen prekär sei: „Umso wichtiger ist es, dass sich Partner in aller Welt finden, die sich diese Tatsache bewusst machen und die Menschen hier unterstützen.“ Aus diesem Grund habe er sich im Sommer kurzfristig zu dieser Reise entschieden. „Dieser Besuch ist ein Ausdruck unserer Anteilnahme am Leiden der Menschen in dieser Region und ein Symbol unserer Solidarität.“

Beirut / Hannover, 16. Oktober 2006

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

EKD-Pressemitteilung „Frei von allem Ansehen der Person“

Predigt des EKD-Ratsvorsitzenden im Festgottesdienst zum einhundertundfünfzigjährigen Jubiläum der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Beirut