„Leitung an die Leitung“

Aktionstag der TelefonSeelsorge Deutschland

Unter dem Motto „Leitung an die Leitung“ hat die TelefonSeelsorge Deutschland gestern einen Aktionstag veranstaltet aus Anlass des 60-jährigen Bestehens in 2016. Evangelische und katholische Bischöfe waren ebenso wie Präsides und andere Kirchenleitungen eingeladen, eine der 105 TelefonSeelsorge-Stellen im Bundesgebiet zu besuchen, um sich von der Arbeit der Ehrenamtlichen ein Bild zu machen. Im Zentrum der Gespräche in den jeweiligen Stellen stand die konkrete Alltagswirklichkeit der Gespräche am Telefon und der Praxis der Chat- und Mailberatung.

Die hohe Inanspruchnahme der TelefonSeelsorge war ebenso Thema, wie die große Bandbreite der Anliegen der Anrufenden beziehungsweise der Online-Ratsuchenden. Themen wie tiefe Vereinsamung, Trauer um verlorene Angehörige, aber auch Trauer, Ärger oder Wut über ein nicht gelungenes Leben begegnen den Ehrenamtlichen nahezu in jeder Telefonschicht, die sie leisten. Die Bischöfe informierten sich im Gespräch mit den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch über die Schattenseiten dieses Engagements, z. B. die Belastung durch missbräuchliche Anrufende.

2016 feiert die TelefonSeelsorge in Deutschland ihr 60-jähriges Bestehen. Bundesweit werden jährlich rund zwei Millionen Gespräche geführt. Als Seelsorgeangebot der beiden Kirchen wird die Arbeit maßgeblich durch das Engagement der über 8.000 ehrenamtlichen Telefonseelsorger verwirklicht.

Hintergrund

Am 2. November 1953 platzierte der anglikanische Pfarrer Chad Varah in London erstmals das telefonische Angebot: Before you commit suizide, ring me up! („Bevor Du beschließt. Dich umzubringen, ruf mich an!“) In der Folgezeit erhielt Varah eine Flut von Anrufen. Er setzte sein Angebot kontinuierlich fort, wurde in kurzer Zeit von vielen Freiwilligen unterstützt und gilt so als der Gründervater der TelefonSeelsorge. In Berlin wurde die Idee von dem Arzt und evangelischen Pfarrer Klaus Thomas aufgenommen. Dieser rief 1954 zu einer praktischen „Lebensmüdenbetreuung“ auf, versammelte Seelsorger und Psychiater um sich, um nach dem Londoner Modell einen telefonischen Suizidverhütungsdienst einzurichten. Im Oktober 1956 wurde eine private Telefonnummer für die „Ärztliche Lebensmüdenbetreuung“ in der Presse veröffentlicht. Dies ist die Geburtsstunde der TelefonSeelsorge in Deutschland.

Hannover, 03. November 2015

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt