VELKD gegen Abwertung ökumenischer Lehrgespräche

Kirchenleitung berät Schwerpunkte für neue Amtsperiode

Die Kirchenleitung tagte vom 20. bis 22. Januar 2010 in Neudietendorf bei Erfurt.

Das Kommuniqué im Wortlaut:

Einführung der Kirchenleitung

Nach ihrer Konstituierung am Rande der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) Ende Oktober in Ulm hat die Kirchenleitung der VELKD im Rahmen einer Klausursitzung ihre inhaltliche Arbeit aufgenommen. Zu Beginn sind die Mitglieder der Kirchenleitung für die bis 2015 dauernde Amtsperiode durch den Leitenden Bischof, Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), feierlich in ihr Amt eingeführt worden. Im Mittelpunkt der Beratungen stand u. a. eine erste Verständigung über Arbeitsziele sowie die Einsetzung von Fachausschüssen.

Beratung der Arbeitsgrundlagen

Die VELKD steht für Gemeindenähe und weltweite Ökumene. Die Aktivitäten zeichnen sich durch einen starken Gemeindebezug aus. Ihr Ziel ist es, die Sprachfähigkeit und Eigenverantwort ung der Gemeindeglieder zu stärken  und die religiöse Kommunikation zu fördern (etwa mit ihren Publikationen wie dem Evangelischen Erwachsenenkatechismus und seelsorgerlichen Veröffentlichungen sowie durch Agenden). Die ökumenische Arbeit der VELKD ist davon bestimmt, die Arbeit des Lutherischen Weltbundes (LWB) den Landeskirchen, Missionswerken etc. zu vermitteln und umgekehrt die ökumenische Meinungsbildung in den Gliedkirchen zu bündeln und in die Arbeit des LWB einzuspeisen. In der Gemeinschaft des LWB ist die VELKD auch beteiligt an ökumenischen Dialogen mit anderen christlichen Konfessionen. Ihr Handeln orientiert sich am evangelisch-lutherischen Bekenntnis. Die Orientierung der Kirche ergibt sich aus dem Wort, wie es der Kirche in Verkündigung und Lehre entgegentritt und wie sie es weiterzusagen hat. Indem die VELKD das Bekenntnis als theologischen Referenzrahmen betont, wird der Wille erkennbar, ihr Handeln an theologischen Kriterien auszurichten. Die Arbeit der VELKD reicht über die tagespolitischen Herausforderungen hinaus und bezieht sich auf die kontinuierliche Pflege und Weiterentwicklung kirchlichen Lebens und versucht so, die lebensprägende Gegenwartsbedeutung des Evangeliums zu bezeugen. Es geht ihr darum, die tiefen Schätze des christlichen Glaubens immer neu zu heben. Dabei ist ihr das Bekenntnis eine wichtige, Wirklichkeit erschließende und Gemeinschaft stiftende Hilfe. Die Bezugnahme auf dieses Bekenntnis darf jedoch nicht als Zementierung von Gesichtspunkten, Denkweisen und Ausdrucksformen des 16. Jahrhunderts missverstanden werden. Die grundlegenden Weichenstellungen der lutherischen Reformation aufnehmend, erschließt das Bekenntnis gegenwärtige Wirklichkeit und erweist sich darin als fruchtbar. Das lutherische Bekenntnis weist ein in die Spannungsfelder von Bewahrung und Kritik, Freiheit und Verantwortung sowie Gemeinsamkeit und Besonderheit. Dies ermöglicht es, z. B. im interkonfessionellen Gespräch zu neuen Übereinkünften zu kommen – etwa über eucharistische Gastfreundschaft oder Kirchengemeinschaft. Auch kann sich die VELKD auf dieser Basis mutig an dem Vermittlungsprozess von christlicher Wahrheit und gegenwärtigem allgemeinen Wahrheitsbewusstsein beteiligen.

Zu den Schwerpunkten der Arbeit in der laufenden Amtsperiode zählt die Kirchenleitung das Thema „Visitation“. Sie regt in Gemeinden, Werken und Einrichtungen eine intensive Beschäftigung mit der Visitationsstudie der VELKD an. Mit ihr will die VELKD einen Impuls geben, dieses Instrument verstärkt einzusetzen und so einen Beitrag zur Neuorientierung in der Gemeindeentwicklung leisten.

Gespräch mit dem Catholica-Beauftragten

Zusammen mit dem Catholica-Beauftragten der VELKD, Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel), diskutierte die Kirchenleitung Entwicklungen in der römisch-katholischen Kirche und was diese für die Gestaltung des Verhältnisses der Kirchen zueinander bedeuten. Gemeinsam sprechen sich die Kirchenleitung und der Catholica-Beauftragte gegen eine Abwertung der ökumenischen Lehrgespräche aus, die sie als besondere Aufgabe der VELKD ansehen. Sie plädieren zugleich für eine stärkere Verknüpfung zwischen der akademischen Ebene und der Arbeit in den Gemeinden. Beide Ebenen sind zu unterscheiden, dürfen aber nicht gegeneinander ausgespielt werden, da sie jeweils unverzichtbare Aufgaben haben.

Perikopen-Revision

Die Kirchenleitung bekräftigte in ihrer Sitzung die Notwendigkeit einer Überarbeitung der so genannten Perikopenordnung. Diese umfasst zentrale Texte des Alten und Neuen Testamentes, die in einem Turnus von sechs Jahren Sonntag für Sonntag in den Gottesdiensten als Grundlage der Predigt dienen. Sie würdigte, dass die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) gemeinsam mit der VELKD die Diskussion hierzu aufgenommen haben. Zur Vorbereitung einer Konsultation ist eine empirische Erhebung des gegenwärtigen Umgangs mit der Ordnung der Lese- und Predigttexte und ihrer Einschätzung geplant. Diese repräsentative Untersuchung, an der 2.000 Gemeinden beteiligt werden, wird vom Liturgiewissenschaftlichen Institut der VELKD gemeinsam mit der Universität Leipzig im Auftrag des Kirchenamtes der EKD und des Amtes der VELKD durchgeführt. Diese Studie soll in der ersten Hälfte dieses Jahres durchgeführt werden. Die Kirchenleitung bittet die ausgewählten Gemeinden um ihre Mitarbeit.

Hannover, 22. Januar 2010

Udo Hahn
Pressesprecher