„Der Mensch ist zur Freiheit berufen“

Wolfgang Huber predigt zum Reformationstag

Die Freiheit der Getauften sei das Thema des Reformationstages, erklärte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in seiner Predigt zum Reformationstag am 31. Oktober in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Dieses Thema sei hochaktuell. „Das Reformationsfest ist kein nostalgischer Blick in ein Wittenberger Museum. Es geht vielmehr um rettende Klarheit für heute und morgen.“ Jung und Alt verbinde die Frage, wie man unter den komplexen Anforderungen unserer Zeit eine eigenständige Person sein könne, die in Freiheit ihre Individualität entfalte und dabei das Wohl anderer Menschen im Sinn behalte.

Der Ruf des Evangeliums gleiche einem aufrüttelnden Fanfarenstoß, so der Bischof in seiner Predigt zu Galater 5,1. „Gott hat uns das schwere Joch von Hals und Schultern genommen.“ Der Mensch könne aufatmen, denn er sei zur Freiheit berufen. „Das Evangelium ist dein Kompass. Du gehörst zu den Kindern der Freiheit.“ Die Kirche der Freiheit folge dem Ruf des Evangeliums. Sie trage Verantwortung dafür, dass „Kinder aus christlichen Familien und nach Möglichkeit auch deren Freunde“ den Umgang mit der Freiheit lernen. „Sie prangert eine Verwahrlosung der Sitten nicht nur an, wenn sie in Afghanistan geschieht und in der Bildzeitung abgebildet wird.“ Vielmehr gehe es um die Einübung in den Unterschied von Freiheit und Willkür und um das Verhältnis von Freiheit und Bindung. „Das Zutrauen zu Gott, in dem wir die Freiheit des Menschen verankert wissen, ist nicht eine Idee von gestern, sondern ein rettendes Leuchtfeuer auf dem Weg in die Zukunft.“

Martin Luther habe die Kirche zu ihrem Ursprung gerufen und sie erneuert: „eine Kirche der Freiheit“. Viele Menschen hätten den Ball aufgenommen und ihn weitergespielt „bis zum heutigen Tag. Das zu feiern ist besser als Halloween.“ Halloween sei kein christliches Ereignis und werde in der Kirche auch nicht gefeiert, betonte der Bischof. „Die Vorstellung, dass die Geister Verstorbener als böse Geister wiederkehren, verträgt sich nicht mit dem christlichen Glauben. Für ihn sind die Verstorbenen bei Gott geborgen; sie brauchen nicht umherzugeistern.“ Der evangelischen Kirche sei auch nicht gleichgültig, dass dieses Spektakel ausgerechnet am 31. Oktober über das Land der Reformation hereinbricht. „Wir können den Reformationstag nicht zugunsten einer Gruselparty aufgeben.“

Hannover, 31. Oktober 2006

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Predigt des EKD-Ratsvorsitzenden zum Reformationsfest in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zu Berlin