Film und Philosophie beim Berlinale-Empfang der Kirchen

Ökumenische Jury zum 21. Mal vertreten

Film und Philosophie stehen am heutigen Sonntag im Mittelpunkt des diesjährigen Ökumenischen Empfangs bei der Berlinale (9. bis 19. Februar 2012). Die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) haben dazu in das Haus der EKD in Berlin eingeladen.

„Ist die europäische Idee bankrott?“, fragte die Kulturbeauftragte des Rates der EKD, Oberkirchenrätin Dr. Petra Bahr, in ihrer Begrüßung. Fast scheine es so. Aber im Film, so Bahr weiter, zeige sich das „andere Europa“, denn: „Hier werden keine abstrakten Ideen an die Wand geworfen, im Kino werden Geschichten erzählt, die eine gemeinsame Identität erzeugen können. Mit starken Bildern, die hinter die Klischees sehen, die wir uns voneinander machen, werden bei der Berlinale Grenzen überwunden. Das Kino, wie es sich in Berlin präsentiert, gibt sich mit dem grassierenden Fatalismus nicht zufrieden. Was ist die Währung für einen friedlichen und menschenwürdigen Kontinent, wenn der Macht des Geldes nicht mehr zu trauen ist? ,It´s culture, stupid.‘ Die Kirchen haben allen Grund, sich mit diesem Kino zu verbünden.“

Als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz würdigte Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr (Mainz) das intensive Arbeiten der Filmbranche. Für die Kirche habe die Kunst gerade deshalb eine zentrale Funktion, weil mit ihrer Hilfe Einsichten in menschliche Fragen zu finden seien. „Filme betreiben Philosophie – oder auch Theologie – nur mit anderen Mitteln, in einer der Bildkommunikation eigenen sinnlichen Evidenz. Gerade bei einem Festival, bei dem es darum geht, aus dem Angebot an zahllosen Filmen diejenigen herauszusuchen, die über den Tag hinaus einen bleibenden Wert haben, werden bei den Auszeichnungen sicher Werke bedacht, die uns deshalb berühren, weil wir empfinden, dass sie eine tiefere Wahrheit über die Welt und den Menschen enthalten“, so Weihbischof Neymeyr. „Wichtig ist es, dass es Filmen gelingt, die reale Welt näherzubringen. Filme sollen uns etwas erzählen über die Welt, wie sie wirklich ist, sie sollen uns Einsichten über den Menschen, seine Konflikte, seine Fragen, Ängste und Hoffnung vermitteln.“

Im Rahmen des Empfanges wurde auch die Ökumenische Jury vorgestellt, die am Ende des Festivals ihre Preise in drei Sektionen vergeben wird: einen Preis für einen Film aus dem Internationalen Wettbewerb sowie zwei mit jeweils € 2500.- dotierte Preise, die an einen Film aus dem „Panorama“-Programm sowie einen Film aus dem Programm des Internationalen Forums des Jungen Films gehen. Als Präsidentin der diesjährigen Ökumenischen Jury, die zum 21. Mal bei der Berlinale vertreten ist, wirkt die Filmbeauftragte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Pfarrerin Angelika Obert (Deutschland). Die weiteren Jurymitglieder sind Dr. Alyda Faber (Kanada), Rolf-Rüdiger Hamacher (Deutschland), Dr. Mikael Larsson (Schweden), Cynthia Chambers (USA) sowie Dr. Edgar Rubio (Mexiko).

Hannover, 12. Februar 2012

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick