EKD-Ratsvorsitzender Ehrengast im Hamburger Rathaus

Bischof Huber äußert sich zum Dialog der Religionen

 Wechselseitiger Respekt zwischen den Religionen gründe nach christlicher Überzeugung nicht in religiöser Indifferenz, sondern in der Gewissheit des Glaubens, sagte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber in seiner Rede anlässlich des diesjährigen Matthiae-Mahls am 23. Februar im Hamburger Rathaus. Huber folgte einer Einladung des Hamburger Senats und nahm als deutscher Ehrengast an der traditionellen Festveranstaltung teil. Zum Thema „Dialog der Religionen“ sagte Huber, dass nur, wer in einer eigenen Glaubensgewissheit beheimatet ist, tolerant sein könne. Dialog und Mission schlössen sich deshalb „in einem guten Verständnis“ nicht aus. „Das meint freilich nicht, dass der Dialog der Religionen sich in einer Art von gegenseitigem Bekehrungswettstreit vollzieht.“ Zwang und Unterwerfung ließen sich weder mit einem Dialog der Religionen noch mit einem christlichen Verständnis von Mission vereinbaren. „Es geht vielmehr um die gemeinsame Suche nach der Wahrheit.“

 Deshalb sei die Frage nach Frieden und Toleranz zwischen den Religionen auch noch nicht mit der Ausrufung eine „Projekts Weltethos“ beantwortet, so Huber weiter. Die Antwort kündige sich vielmehr erst dann an, wenn die Religionen ihre Differenzen im Glaubensverständnis in einer Weise austragen könnten, die den Frieden nicht gefährdeten, sondern stärkten. Die häufig in Anlehnung an Lessings Ringparabel vertretene relativistische Vorstellung von Toleranz, nach der alle Wahrheitsansprüche gleich gültig seien und der Streit um die Wahrheit um des lieben Friedens Willen ausgesetzt wird, sei genauso wenig eine Alternative wie ein fundamentalistischer Absolutheitsanspruch. „Relativistische Toleranz und fundamentalistischer Absolutheitsanspruch sind beide mit einem aufrichtigen Dialog der Religionen unvereinbar. Diesem ist mit Gleichgültigkeit so wenig geholfen wie mit Fundamentalismus. Er braucht vielmehr eine überzeugte Toleranz. Toleranz ist also nicht mit einer Haltung gleichzusetzen, die alles für richtig hält und jedem recht gibt,“ erklärte der Ratsvorsitzende.

 Huber sprach der weiteren Gestaltung des Dialogs eine große Bedeutung zu: „Wir haben die Chance, den Dialog in Klarheit und im gemeinsamen Fragen nach der Wahrheit friedlich zu führen. Damit können wir ein Vorbild für das friedliche Miteinander verschiedener Überzeugungen abgeben. Unsere Gesellschaft wird davon profitieren.“ Denn Religion vermöge zwar Frieden und Gerechtigkeit zu fördern, könne aber auch für Hass und Gewalt missbraucht werden. Und gerade die globalisierte Welt zeige beide Gesichter der Religion. Deshalb sei es umso mehr die gemeinsame Aufgabe aller Religionen, dort zu widersprechen, wo Religion zur Legitimierung von Gewalt missbraucht werde, und dort Antwort zu geben, wo nach Bedeutung von Religion für das eigene Leben gefragt werde.

Das Matthiae-Mahl ist das älteste noch begangene Festmahl der Welt, das in Hamburg seit 1356 historisch belegt ist.

Hannover, 22. Februar 2007

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi / Annika Böhm

Rede des EKD-Ratsvorsitzenden beim Matthiae-Mahl in Hamburg