3. Hanna-Jursch-Preis geht an Oldenburger Theologin

Arbeit über jüdische Frauenrechtlerin ausgezeichnet

Die Oldenburger Theologin Britta Konz wird mit dem 3. Hanna-Jursch-Preis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgezeichnet. Ihre Dissertation zum Thema "Bertha Pappenheim: Ein 'weiblich-jüdisches Projekt der Moderne'?" schließe eine Forschungslücke im Bereich der religiösen Grundlegung von Frauenemanzipation, sozialer Arbeit und Pädagogik, so die Begründung der Jury. Der Hanna-Jursch-Preis wird alle zwei Jahre vom Rat der EKD zur Förderung herausragender wissenschaftlich-theologischer Arbeiten aus der Perspektive von Frauen vergeben.

Für die dritte Ausschreibung des Hanna-Jursch-Preises, den die EKD bereits in den Jahren 2000 und 2003 vergeben hat, wurden insgesamt 25 Arbeiten eingereicht. "Die Qualität dieser Arbeiten war insgesamt sehr hoch", so der stellvertretende Vorsitzende des Rates der EKD, Landesbischof Christoph Kähler, der Mitglied der Jury ist und im Herbst den Preis verleihen wird. "Eigentlich hätten mehrere Arbeiten einen solchen Preis verdient." Die Entscheidung, dem Rat die Arbeit von Britta Konz zur Auszeichnung vorzuschlagen, sei dann aber einstimmig gefallen, da "die methodische Vielfalt und Präzision besonders überzeugend war".

Die Dissertation biete ein gelungenes Gesamtbild der verschiedenen Aspekte, die die Persönlichkeit Bertha Pappenheims ausmachten, erklärt Helga Kuhlmann, Professorin an der Universität Paderborn und Juryvorsitzende. Bertha Pappenheim sei bisher vor allem durch ihre Beteiligung an der Genese der Psychoanalyse - als Fallbeispiel "Anna O." von Sigmund Freud - wahrgenommen worden. Weniger bekannt sei ihr Engagement als jüdische Frauenrechtlerin und Pionierin sozialer Arbeit. Die Dissertation von Britta Konz lege differenziert dar, wie Bertha Pappenheim in ihrer jüdischen Tradition eine Berechtigung für die Emanzipation von Frauen entdeckte. "Das ist ein besonderer Vorzug der Arbeit", so Helga Kuhlmann. "Sie beweist, dass eine speziell theologische Betrachtung einer solchen Lebensgeschichte sehr fruchtbar - ja sogar unverzichtbar ist." Vieles im Leben von Bertha Pappenheim bliebe ohne den Lebensbezug zur jüdischen Religion unverständlich. Die Arbeit wird im Herbst unter dem Titel "Bertha Pappenheim. Ein Leben für jüdische Tradition und weibliche Emanzipation" im Campus Verlag erscheinen.
 
Der nächste Hanna-Jursch-Preis wird im kommenden Jahr ausgeschrieben. Ein Schwerpunkt der vierten Ausschreibung werde im Themenbereich „Gewalt überwinden – Strukturen und Strategien“ liegen, kündigte die Jury an.

Benannt ist der mit 5.000 Euro dotierte Preis nach der 1902 geborenen Theologin Hanna Marie Margarete Jursch. Sie habilitierte sich 1934 als erste Theologin an einer deutschen Universität, durfte ihre Lehrtätigkeit allerdings nur in einem begrenzten Arbeitsgebiet und unter der Voraussetzung, dass dadurch „Stelle und Bezahlung für späteren männlichen Nachwuchs in keiner Weise versperrt werden durfte“. Erst nach dem Krieg erhielt sie einen vollen Lehrauftrag an der Universität Jena. Hanna Jursch ist 1972 gestorben.


Hannover, 8. Juli 2005

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Informationen zum Hanna-Jursch-Preis