Kirchenleitung und Theologe gehören untrennbar zusammen

Wolfgang Huber zu Ehren des Tübinger Theologen Eberhard Jüngel

Die Aufgaben der Kirchenleitung und der wissenschaftlichen Theologie sind untrennbar miteinander verbunden. Dies erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber am Freitag in der Tübinger Stiftskirche. In einem Gottesdienst bekam der Tübinger Theologe als höchste Auszeichnung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg die Johannes-Brenz-Medaille. Nach Ansicht von Wolfgang Huber könnten sich weder Theologie noch Kirchenleitung auf den kirchlichen Binnenraum zurück ziehen, sondern müssten sich der Herausforderung einer religiös plural gewordenen Gesellschaft stellen. Die Theologie stehe vor demselben Dilemma wie eine Kirchenleitung, die den Trend zur Selbstsäkularisierung der Kirche auch noch in einer Zeit fortsetzt, die bereits von einer Wiederkehr der Religion geprägt ist.

Eberhard Jüngel scheidet zum Ende des Wintersemesters 2004/05 aus seinem Amt als Ephorus des Tübinger Stifts aus, das er seit 1987 innehat. Jüngel lehrte von 1969 bis 2003 Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Universität Tübingen. Bis 2003 war der 1934 in Magdeburg geborene Theologe unter anderem Mitglied der Synode der EKD und der Kammer für öffentliche Verantwortung. Er leitet die Forschungsstätte der Evangelische Studiengemeinschaft e.V. (FEST) in Heidelberg, das von der EKD, den Evangelischen Landeskirchen, den Evangelischen Akademien in Deutschland und dem Deutschen Evangelischen Kirchentag getragene interdisziplinäre Forschungszentrum.

Wolfgang Huber erinnert in seinem Vortrag zu Ehren von Eberhard Jüngel, dass dieser selbst 1993 die Frage nach der Beziehung von kirchenleitendem Handeln und wissenschaftlicher Theologie gestellt habe. Untrennbar zusammen gehören die beiden, so der Ratsvorsitzende der EKD, weil in der gegenwärtigen religiös-weltanschaulichen Pluralität eine unvergleichliche Herausforderung liege. Das Fremde müsse verstanden werden und der eigenen Identität müsse man sich vergewissern: „Wer diese doppelte Herausforderung ernst nimmt, wird zugeben müssen, dass weder Theologie noch Kirche je für sich „ganz werden“ können. Nur miteinander kann das gelingen. Deshalb gehören gerade heute Kirchenleitung und Theologie zusammen,“ so Wolfgang Huber.

Hannover / Tübingen, 04. Februar 2005

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Der Vortrag im Wortlaut