Rat beruft ab 2006 Petra Bahr zur Kulturbeauftragten

In Berlin entsteht Kulturbüro der Evangelischen Kirche

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat Petra Bahr zur ersten hauptamtlichen Kulturbeauftragten berufen. Die Denkschrift „Räume der Begegnung“ der EKD von 2002 gab den Anstoß dazu. Ab dem 1. Januar des kommenden Jahres wird die 38jährige Theologin ein Kulturbüro in Berlin aufbauen. Von dort wird die Kulturbeauftragte Begegnungen zwischen Kirche, Künsten und Kulturorganisationen initiieren und das kulturelle Engagement der Gliedkirchen unterstützen. Zur Unterstützung soll noch ein Kulturbeirat vom Rat berufen werden. Die evangelische Kirche will auf diesem Weg die kulturelle Präsenz des Protestantismus stärken.

„Kultur ist der Spielraum der Freiheit“, zitiert die künftige Beauftragte den Theologen Dietrich Bonhoeffer. Literatur, Theater, Bildende Künste oder in der Musik thematisierten die Grundfragen des Lebens auf eigensinnige, manchmal irritierende, manchmal brüskierende oder einfach spielerische Weise. Deshalb lohne es sich, die Entwicklungen und Aufbrüche in den verschiedenen kulturellen Wirklichkeiten genau wahrzunehmen. Das rege die Kirche zu einer eigenen Sprache der Künste an, die den christlichen Glauben zeitgemäß zum Ausdruck bringe, ergänzt die künftige Kulturbeauftragte. Der christliche Glaube brauche ein eigenes Verständnis der Kultur in der Gegenwart, er müsste aber auch eine eigene, unverbrauchte Sprache der Künste finden, mit der er in die Gegenwart wirke. So könne das Christentum auch die Zukunft unserer Kultur prägen. Künste und christlicher Glaube seien Bündnispartner. Sie entzögen sich der puren Verzweckung durch Moral, Recht, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Das eröffne Spielräume der Freiheit.

Petra Bahr, seit 2000 theologische Referentin an der FEST (Forschungsstätte der evangelischen Studiengemeinschaft) in Heidelberg, war am Konsultationsprozess „Protestantismus und Kultur“ der EKD beteiligt und hat seine Ergebnisse ausgewertet, aus denen die Denkschrift „Räume der Begegnung“ hervorgegangen ist. Sie diskutiert auf Theaterfestivals, Literaturtagen und bei Ausstellungen mit Künstlern und Kulturschaffenden und vertritt leidenschaftlich eine „Theologie für Nichttheologen“. „Kirche und Theologie stehen vor der Herausforderung, den christlichen Glauben in die kulturellen Konfliktlagen der Gegenwart einzuspielen“, sagt die künftige Kulturbeauftragte, die nach dem Studium der Theologie, Philosophie und Literaturwissenschaften eine journalistische Ausbildung absolvierte und zwischendurch einen beruflichen Ausflug in die Welt der Unternehmensberatung machte. Petra Bahr hat über die Ästhetik Immanuel Kants promoviert und schreibt zur Zeit an einem Buch über das Verhältnis von Religion, Verfassung und Kultur.

Hannover/Berlin, 2. Mai 2005
Pressestelle der EKD
Christof Vetter