Präses Rekowski lobt Genossenschaften

Beim Raiffeisenkongress der Evangelischen Akademie im Rheinland geht es um die zukunftsweisenden Ideen des Sozialreformers

Präses Manfred Rekowski und Staatssekretärin Daniela Schmitt auf dem Podium beim Raiffeisenkongress
Staatssekretärin Daniela Schmitt und Präses Manfred Rekowski auf dem Podium beim Raiffeisenkongress.

Anlässlich des 200. Geburtstags von Friedrich Wilhelm Raiffeisen hat der rheinische Präses Manfred Rekowski die Innovationskraft des Genossenschaftswesens gewürdigt. „Der Genossenschaftsgedanke überzeugt mich, weil er eine Einflussnahme auf die Steuerung eminent wirtschaftlicher Aktivitäten möglich macht“, sagte Rekowski auf dem internationalen Evangelischen Raiffeisenkongress in Bonn. Der von seiner christlichen Motivation angetriebene Genossenschaftsgründer (1818-1888) sei mit seiner Idee der Hilfe zur Selbsthilfe nicht nur der Kirche, sondern auch der sozialen Arbeit praktisch und konzeptionell weit voraus gewesen.

Erst in den 1980er Jahren seien Konzepte wie das sogenannte Empowerment entwickelt worden, mit dem Ziel, Menschen zur Selbstbestimmung zu verhelfen, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland. Auch heute noch stünden Genossenschaften oft für innovative Projekte.

Attraktiv für Arbeitnehmer

Die Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, Daniela Schmitt (FDP), sagte auf dem Kongress der Evangelischen Akademie im Rheinland, Raiffeisens Wertesystem sei heute genauso passend wie vor 150 Jahren. „Die Genossenschaft als Rechtsform ist aktueller denn je.“ Denn sie ermögliche es, allen Beteiligten Mitwirkung einzuräumen. Die Genossenschaft sei somit für potenzielle Arbeitnehmer eine attraktive Unternehmensform. Das sei angesichts des Fachkräftemangels ein wesentlicher Vorteil, sagte Schmitt.

Gustav Horn, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung, betonte, die Genossenschaft dürfe allerdings nie ein reines Organisationsprinzip sein, sondern müsse immer auch mit Werten verbunden sein. Bei großen Genossenschaften, etwa im Lebensmittelhandel, seien die Mitglieder teilweise selbst größere Arbeitgeber. Diese behandelten ihre Beschäftigten nicht immer fair. „Das gefährdet das Ansehen der Genossenschaftsidee“, sagte der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts.

Raiffeisen gehörte zu den Gründern der genossenschaftlichen Idee in Deutschland. Als Bürgermeister in verschiedenen Gemeinden im Westerwald hatte er Genossenschaften gegründet, um der an Armut leidenden Bevölkerung die Möglichkeit zur wirtschaftlichen Selbsthilfe zu geben.