Vom Osten lernen

„Ratsbegegnungen“ in ostdeutschen Kirchen

Evangelische St. Katharinenkirche in Callenberg (Sachsen)

„Wir haben etwas einzubringen und den westdeutschen Kirchen etwas mitzugeben“, sagte der sächsische Landesbischof Carsten Rentzing bei dem Besuch der EKD-Ratsmitglieder im Osten Deutschlands. (Foto: Evangelische St. Katharinenkirche in Callenberg (Sachsen), wikimedia commons / Kora27 [CC BY-SA 4.0])

Bautzen (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat bei einem Besuch im ostsächsischen Bautzen eine deutliche Abgrenzung vom Rechtsextremismus gefordert. „Wir müssen es schaffen, ganz klare Kante zu zeigen gegen Rassismus, Antisemitismus und Abwertung von Religionen und Menschengruppen“, sagte Bedford-Strohm. Christen müssten jedoch offen bleiben für Gespräche. Das gelte auch für den Umgang mit AfD-Mitgliedern. Dabei sei jedoch klar zu sagen, „dass bestimmte Dinge nicht gehen“.

„Wer im Land rumzieht und sagt Deutschland zuerst, der steht im Widerspruch zu den christlichen Grundorientierungen“, betonte Bedford-Strohm bei einem Podiumsgespräch. Nazi-Parolen dürften nicht wieder salonfähig werden. „Wir sind dafür da, um in der Öffentlichkeit klar Position zu beziehen“, konstatierte der EKD-Ratsvorsitzende und Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern mit Blick auf leitende Ämter.

Von den Erfahrungen der ostdeutschen Kirchen lernen

Bedford-Strohm und weitere Vertreter des EKD-Rates waren in den vergangenen Wochen zu Gesprächen, sogenannten Ratsbegegnungen, in ostdeutschen Kirchen unterwegs. Anlass ist der 30. Jahrestag der friedlichen Revolution in der DDR. Die Ergebnisse der Gespräche würden zusammengeführt, sagte ein Sprecher der EKD. Was konkret zu erwarten ist, ließ er offen. Die Synode der EKD tagt vom 10. bis 13. November in Dresden.

Vor dem Hintergrund sinkender Mitgliederzahlen auch im Westen Deutschlands werde es „in der Zukunft immer wichtiger“, von den Erfahrungen der ostdeutschen Kirchen zu lernen, sagte Bedford-Strohm zudem bei dem Podiumsgespräch in einer Bautzener Gemeinde. Auch mit wenigen Mitgliedern könne die Kirche vor Ort ausdrucksstark sein. Dafür brauche es die Zuversicht und die Kraft der Menschen in den Ortsgemeinden - vor allem aber ihre Authentizität.

„Unglaublich viel Potenzial“ in den Gemeinden

Etwa drei von vier Ostdeutschen gehören keiner Kirche an. Die Zahl der Mitglieder der beiden großen Kirchen in Deutschland sinkt drastisch. Bis zum Jahr 2060 wird laut einer Studie der Universität Freiburg ein Rückgang um rund die Hälfte auf 22,7 Millionen Mitglieder erwartet.

Carsten Rentzing, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, sieht in den Gemeinden „unglaublich viel Potenzial“. Die Kraft des Glaubens hänge nicht von der Größe der Mitgliederzahl ab. „Wir haben etwas einzubringen und den westdeutschen Kirchen etwas mitzugeben“, sagt Rentzing bei dem Besuch der EKD-Ratsmitglieder.  

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, verwies bei dem Treffen auf die Lehren, die aus der NS-Zeit zu ziehen sind: „Wir haben die Pflicht, Regierende und Regierte an Gottes Reich zu erinnern.“