Kirchenkreis vernetzt Kirchengemeinden mit digitalen Angeboten

Ob „Ohrenkirche“ oder „Singfinger“ – die Zwänge der Corona-Pandemie haben im Kirchenkreis An Sieg und Rhein viel Kreativität freigesetzt und zu vielen neuen digitalen Angeboten geführt. Was sie verbindet, ist der Gedanke der Gemeinschaft in einem weitläufigen, stark ländlich geprägten Kirchenkreis.

Von Sven Kriszio

Birgit Rößle-König

Pfarrerin Rößle-König beim Video-Dreh

Siegburg. Den Verantwortlichen im Kirchenkreis An Sieg und Rhein war schon vor dem Ausbruch der Pandemie klar, dass die neuen kirchlichen Angebote im Internet kein Selbstzweck sein dürfen. „Es geht nicht um die Masse, sondern darum, Menschen zu erreichen“, sagt Birgit Rößle-König. Sie ist die Kirchenkreis-Pfarrerin für Digitale Kirche und unterstützt die 30 Gemeinden des Kirchenkreises dabei, mit professionellen Filmen und Podcasts im Internet präsent zu sein. Die Theologin will die Kirche als „Alltagsbegleiterin“ erlebbar machen - selbst für Menschen, die den Weg in die Kirche bisher kaum gefunden haben. 

Doch wie kann der Kirchenkreis auch für die Menschen da sein, die mit Online-Medien noch nicht vertraut sind? „Nicht alle Kirchenmitglieder können sich auf die neuen Kommunikationswege einlassen“, sagt Andrea Eisele. Die Leiterin der Evangelischen Erwachsenenbildung ist neben Rößle-König und Anna Neumann, der Öffentlichkeitsreferentin des Kirchenkreises, ebenfalls für den digitalen Aufbruch des Kirchenkreises an Sieg und Rhein verantwortlich. Und so fanden in den vergangenen Monaten nicht nur Gottesdienste, Andachten und Vorträge ihren Weg ins Internet, sondern unter anderem auch animierte Erklärvideos, die vermitteln, wie man beispielsweise Videokonferenzen benutzt.

„Wir wollen niemanden zurücklassen“, sagt Pfarrerin Rößle-König. Zum Angebot der Digitalen Kirche im Kirchenkreis An Sieg und Rhein gehört deswegen vor allem Fortbildung. „Wer möchte, soll teilhaben können.“

Das Bemühen um Gemeinschaft ist im Kirchenkreis seit jeher wichtig. So biete die Erwachsenenbildung seit Langem Sprachkurse an, erzählt Eisele. Und neuerdings spiegele sich dieses Querschnittsthema kirchlicher Arbeit eben auch im digitalen Angebot. So unterstütze der Kirchenkreis zum Beispiel den YouTube-Kanal „Singfinger“, in dem zwei junge Frauen Kinderlieder singen und gebärden. „Auch dieses Projekt soll Menschen einladen, in der digitalen Welt mitzumachen“, so Eisele weiter.

Das Engagement des Kirchenkreises sei in dem Maße gewachsen, wie auch der Bedarf an Unterstützung in den Gemeinden größer geworden sei, sagt die Siegburger Superintendentin Almut van Niekerk. So zum Beispiel bei der „Ohrenkirche“, einem Kindergottesdienst-Podcast der Kirchengemeinde Sankt Augustin Niederpleis und Mülldorf.

„Ich freue mich über die große Vielfalt der Verkündigungsformen, die sich durch die digitalen Möglichkeiten ergeben haben“, sagt Superintendentin van Niekerk. Basis dafür ist auch, dass der der Kirchenkreis mittlerweile ein Digitallabor mitten in der Fußgängerzone von Siegburg eingerichtet hat, wo Material wie Leuchter und Kameras ausgeliehen und Filme gedreht werden können. Diese Ausstattung wurde durch den EKD-Digitalisierungsfonds gefördert, der es sich zum Ziel gesetzt hat, innovative digitale Projekte zu unterstützen und damit den Wandel der Kirche hin zu mehr digitalen Angeboten zu fördern.

Und die Digitalisierung soll auch den Gemeindemitgliedern unmittelbar nützen. „Wir suchen noch nach einer Nachbarschaftsapp, damit sich Menschen in ihrer Umgebung verabreden und austauschen können“, so Rößle-König. Und Eisele ergänzt, dass bereits ein Digitalcafé im Entstehen begriffen sei. „Es kommen immer neue Ideen. Wir sind im Aufbruch.“ Bei so viel Engagement zähle jedoch auch, was die Kirche weiterhin analog anbiete, betont Rößle-König. „Umarmungen kann kein Internet ersetzen.“

Mehr zur digitalen Vielfalt im Evangelischen Kirchenkreis An Sieg und Rhein

Die Evangelische Kirche in Deutschland will innovative digitale Projekte unterstützen und damit den Wandel der Kirche hin zu mehr digitalen Angeboten fördern. Dazu gibt es den Digital-Innovationsfonds, der eine Million Euro umfasst. Weitere innovative Projekte, aber auch Informationen zur Antragsstellung finden Sie auf der EKD-Seite zum Fonds.