Spirituelle Orte neu belebt

Der „Mecklenburger Kapellenweg“ bietet sieben Andachtsräume unter freiem Himmel

Mecklenburger Kapellenweg, Holzkreuz in der Kirchenruine Domherrenhagen

Die Kirchenruine Domherrenhagen ist eine Station des Kapellenweges.

Rambow (epd). Feldsteinmauer, Holzkreuz, steinerne Sitzbank, daneben ein Lindenbaum: Zu sechs gepflasterten Andachtsplätzen unter freiem Himmel und einer alten Kapelle führt ein neuer Pilgerweg zwischen Waren (Müritz) und Malchin. Der „Mecklenburger Kapellenweg“ ist 35 Kilometer lang und kann zu Fuß, mit dem Rad oder per Auto zurückgelegt werden.

Der Weg führt durch Höhenzüge der Mecklenburgischen Schweiz. Gekennzeichnet ist er durch grün-weiße Richtungsschilder, ein Logo sowie ortsspezifische Tafeln. „Man hat fantastische Aussichten“, schwärmt der pensionierte Pastor Eckart Hübener (Rambow), der die Idee zu der Route hatte. Sie verbindet sieben Orte. In sechs von ihnen standen einst Kapellen, die aber im Zuge des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) verwüstet wurden und zumeist ganz verschwanden.

Start zum Reformationsjubiläum

In ehrenamtlicher Arbeit machten rund 50 Freiwillige diese historischen Stellen seit 2016 wieder sichtbar. Die kleinen Kapellen seien damit wieder aus dem Nebel der Geschichte aufgetaucht, sagt Bauleiter Eckart Hübener. Sie sollen Jedermanns-Kirchen sein und zum Verweilen, Innehalten, Singen und Beten einladen.

Die erste Station wurde am Reformationstag 2017 in Langwitz ökumenisch eingeweiht. Hinrichshagen, Tressow, Lupendorf und Moltzow folgten. Die letzten Stationen sechs und sieben wurden Anfang September in der Kirchenruine Domherrenhagen bei Rambow und in Gessin übergeben – und damit der gesamte Kapellenweg.

Fragen zum Nachdenken

Bis auf die etwa 600 Jahre alte Dorfkirche in Gessin befinden sich alle Andachtsplätze unter freiem Himmel, haben weder Dach noch Tür. In jeder der sechs neu entstandenen Kapellen steht eine helle Granitbank, auf der zwei Menschen nebeneinander Platz nehmen können, etwa ein Brautpaar. Im Innenraum können gedrängt bis zu zwölf Personen stehen. Die umgebenden Feldsteinmauern, jeweils 80 Zentimeter hoch und dick, bieten weitere Sitzgelegenheiten.

Auf den 2,20 Meter hohen Eichenholz-Kreuzen auf Granitsockel ist eine ovale Bronzeplatte angebracht. Die Künstlerin Kathrin Wetzel aus Gessin hat die sieben Tafeln in Zusammenarbeit mit Pastor Hübener geschaffen. Die Reliefs enthalten jeweils einen Bibelspruch, eine Frau als Seelenfigur des Platzes sowie eine dazu passende Frage. „Wie nährst du deine Seele?“, lautet diese beispielsweise in der Kirchenruine Domherrenhagen und „Wem öffnest du neue Räume?“ in Lupendorf.

Viele engagieren sich

22.000 Euro hat das gesamte Projekt gekostet. 10.400 Euro kamen von der Nordkirche, 8.000 Euro vom Hamburger Verein „Andere Zeiten“, 2.500 Euro wurden gespendet. Hinzu kam das Preisgeld, das mit dem Gewinn des Missionspreises 2018 des Vereins „Andere Zeiten“ verbunden war.

Es mache ihn stolz, dass so viele Menschen den Weg gut finden und auch praktisch Zeit hatten, beispielsweise um einen Weg frei zu schneiden oder selbst im Januar-Matsch Steine zu rollen, sagt Hübener. An wechselnden Orten sollen künftig etwa ein Mal pro Monat entsprechend dem Kirchenjahr Andachten gefeiert werden. Ansonsten stünden die kleinen Kapellen unter freiem Himmel für Pilger sowie für Jubiläen, familiäre Anlässe und Besucher zur Verfügung.

Der evangelische Theologe wünscht sich auch, „dass sich Menschen von hier mit ihrem jeweiligen Ort identifizieren können“. 35 bis 50 Menschen seien zu den bisherigen Stations-Einweihungen gekommen, auch bei den drei Terminen von Oktober bis Februar. „Bei Kälte. Bei Regen. Bei Wind. Bei Matsch.“ Bei der Einweihung der ersten Kapelle in Langwitz wurde auch eine Eiserne Hochzeit (65 Jahre) gefeiert.

Anne-Dorle Hoffgaard (epd)