Stadionpastor fordert mehr Präsenz der Kirche auf Fußballplätzen

Die Kirche sollte sich außerdem einmischen in Diskussionen etwa über Fair Play oder Ablösesummen für Spieler, sagt Eugen Eckert

Fußball und Religion haben nach Ansicht des Frankfurter Stadionpastors Eugen Eckert eine Menge Gemeinsamkeiten. Auch deshalb sollte die Kirche sich viel mehr auf Fußballplätzen präsentieren. Sie sollte sich einmischen in Diskussionen etwa über Fair Play oder Ablösesummen für Spieler, sagte Eckert dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande des Sommerempfangs der evangelischen Kirchen und der Diakonie in Osnabrück. Der evangelische Theologe ist einer von zwei hauptamtlichen Stadionpastoren in Deutschland. 

Bundesliga-Spiel in der Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart
Fußball und Religion haben nach Ansicht des Frankfurter Stadionpastors Eugen Eckert eine Menge Gemeinsamkeiten. (Foto: Archivbild)

Herr Eckert, warum braucht es Pfarrer in einem Bundesliga-Stadion?

Eugen Eckert: In einem Fußballstadion treffen alle Milieus unserer Gesellschaft aufeinander. Wir haben als Kirche an diesem säkularen Ort eine unglaubliche Chance, neu anzuknüpfen an verloren gegangene Kontakte. Das sollten wir viel mehr nutzen. Ich komme zum Beispiel mit Menschen aus der Ultra- und Hooligan-Szene ins Gespräch, wenn ich sie traue oder ihre Kinder taufe. Gemeinsam mit Fans kann ich ökumenische Gottesdienste beim Public Viewing im Stadion gestalten. Und es gibt viele thematische Schnittstellen: Im Fußball wie im Leben haben wir eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Es geht darum, was wir daraus machen. Wie gehen wir mit Höhen und Tiefen um, wie mit dem Foulspiel? Wann stehe ich im Abseits und wie komme ich da wieder raus? Mit welchem Einsatz spielen wir und wo sind die Grenzen?

Profi-Fußball und Fair Play – das gehört für viele Menschen nicht mehr zusammen – für Sie schon?  

Eckert: Wir sehen zumindest immer wieder wunderbare Momente des Fair Play, wenn Sieger die Verlierer trösten oder Spieler sich nach einem Foul entschuldigen. Beim finanziellen Fair Play allerdings ist der Fußball außer Rand und Band geraten, wenn für einen Spieler plötzlich 222 Millionen Euro Ablösesumme auf den Tisch gelegt werden. Das müssen wir infrage stellen und auch als Kirche versuchen, kritisch Einfluss zu nehmen.

Was macht für Sie und Millionen andere Menschen immer noch den Reiz eines Fußballspiels aus?

Eckert: Dass es eine ergebnisoffene Veranstaltung ist. Wenn ich ins Theater oder in den Gottesdienst gehe, muss ich davon ausgehen, dass von A bis Z alles genau festgelegt ist. Man traut dem Spontanen oder dem Heiligen Geist relativ wenig zu. Beim Fußball weiß ich nicht, wie das Spiel ausgeht. Beim jüngsten Pokalendspiel haben vorher alle gedacht: Bayern München wird gewinnen. Es ist aber genau das geschehen, was Menschen sich erhoffen – dass nämlich ein Wunder vor ihren Augen geschieht, dass der David gegen den Goliath gewinnt. Und dann hat tatsächlich Eintracht Frankfurt den Pokal geholt. Davon zehren die Menschen noch in Jahrzehnten.