Weckruf an die Menschlichkeit

In der „Summer School“ thematisieren Vertreter der Kirchen in Europa die weltweite Bedrohung der Menschenrechte durch die Corona-Pandemie

Porträt Petra Bosse-Huber, Auslandsbischöfin der EKD

Die Achtung der Menschenrechte, die Wahrung der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit sei auf aufmerksame Bürger angewiesen, mahnt Bischöfin Petra Bosse-Huber bei der „Summer School on Human Rights“ der EKD und der Konferenz Europäischer Kirchen (Archivfoto)

Das Corona-Virus bedroht viele Bereiche des Lebens. Auch die Menschenrechte geraten durch die Pandemie weltweit unter Druck. Worin die Herausforderungen besonders in den Krisenzeiten bestehen, thematisiert die „Summer School on Human Rights“, die „Sommer-Schule für Menschenrechte“. Mit Bischöfin Petra Bosse-Huber und Prälat Martin Dutzmann sind an dem Austausch von Vertretern der Kirchen in Europa auch Vertreter der EKD beteiligt.

Die Achtung der Menschenrechte, die Wahrung der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit sei auf aufmerksame Bürger angewiesen, mahnt Bischöfin Petra Bosse-Huber. „Sie und ich tragen Verantwortung in unseren Kirchen wie auch im öffentlichen Leben.“ Dabei sei die Pandemie ein Weckruf, jetzt besonders für die Menschen da zu sein, die vergessen werden, so die Bischöfin weiter. Im Blick hat die Vizepräsidentin des Kirchenamts der EKD vor allem Flüchtlinge in überfüllten Lagern und Booten auf dem Mittelmeer. Dort gebe es keine Möglichkeit, sich vor dem Virus zu schützen.  

Die Bischöfin erinnert daran, dass die Kirchen Salz und Licht für die Welt sein sollen. „Lassen Sie uns als europäische Kirchen auch unseren christlichen Partnern weltweit zur Seite stehen: im Gebet, durch praktische Hilfe und auch dadurch, dass wir uns selbst überprüfen. Wir wissen ja, dass wir unsere Lebensweise in Ehrfurcht vor dem Leben ändern müssen.“

Auch Prälat Martin Dutzmann weist in seiner Rede darauf hin, dass Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nicht selbstverständlich seien. „Wir müssen weiterhin die universellen und unveräußerlichen Rechte verkünden, erklären, unterrichten und verteidigen, auf die jeder Mensch ein Anrecht hat“, so der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland. Hier seien die Kirchen genauso gefordert wie die Mitglieder der Europäischen Union. „Rechtsstaatlichkeit ist der Schlüssel zu einem wertebasierten Europa und zentral für die Vision einer EU von Gleichheit, Toleranz und sozialer Gerechtigkeit.“

Die EKD und die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) veranstalten die „Summer School on Human Rights“ mit Unterstützung der Erzdiözese Thyateira und Großbritannien seit 2013. Ursprünglich war der siebte Austausch vom 7. bis 10. Juli in Berlin geplant. Doch wegen der Corona-Pandemie findet die Summer School in dieser Zeit online statt. Zu den Teilnehmern gehören Mitglieder der KEK, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirchen aus Europa sowie Theologen, Juristen und Studierende.

Text: Sven Kriszio