„Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.“

Margot Käßmann

Darf beim Reformationsjubiläum 2017 über Fundraising nachgedacht werden?

1. Kirche und Geld

Die Kirche und das liebe Geld das ist eine sehr spannende Geschichte von den Ursprüngen bis heute. Heute drehen sich Diskussionen meist um die Kirchensteuer, die Ausstattung von bischöflichen Residenzen oder die Besoldungsstrukturen bzw. die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im kirchlichen Dienst. Aber das Thema Geld kennt auch schon die Bibel mit Blick auf Handel, den Kleinunternehmer und auch den Umgang mit Geld. Im hebräischen Teil, den wir mit Jüdinnen und Juden teilen, kennen wir den Tanz ums Goldene Kalb etwa als Symbol der Verführbarkeit oder auch die Taler, die als Opfergabe gefordert sind (2.Mose 30,15). Und dazu gibt es prompt den jüdischen Humor, der erzählt: Der Schamasch der Synagoge ist verzweifelt: Die Hochzeit ist seit zwei Stunden vorüber, aber die Gäste stehen noch immer plaudernd in der Halle und wollen einfach nicht gehen. Ratlos ruft er beim Rabbiner an: „Was soll ich machen? Sie wollen einfach nicht gehen.“ „Rufen Sie: Feuer!“ „Habe ich schon: Sie haben sich nicht von der Stelle gerührt.“ „Rufen Sie: Haltet den Dieb!“ „Habe ich auch schon, hat nichts genützt.“ „Dann führen Sie halt eine Kollekte durch.“ Das soll aber natürlich Fundraiser keinesfalls entmutigen!

Und auch der  griechische Teil der christlichen Bibel kennt Handel, Unternehmertum und Geldwirtschaft. Der Vater von Jesus war chreiner, die ersten Jünger waren Fischer, der Apostel Paulus verdiente seinen Unterhalt als Zeltmacher. In den Gleichnissen Jesu sucht die Witwe den verlorenen Groschen und der kapitalistische Kornbauer wird als Narr gescholten, als er noch mehr Scheunen bauen will und nicht an seine Seele denkt. Aber Kollektenwitze gibt es auch: Nachdem nun der Euro eingeführt worden ist, kommen eines Tages alle Münzen und Scheine der alten Währung in den Himmel und Petrus entscheidet, wer hinein darf und wer nicht. Er winkt die Pfennige und Markstücke rein. Auch die Zwei und Fünfmarkstücke dürfen hinein. Sogar die Zehnernoten. Auch ein paar Zwanzigernoten sind dabei. Plötzlich sieht er aber die Fünfziger und Hunderternoten heranströmen und macht eine abwehrende Geste: "Halt, halt. Ihr wart euer Leben lang nie in der Kirche, ihr kommt hier nicht hinein!"

Nun aber ernsthaft: Im Neuen Testament sind Nächstenliebe und der Aufbau der Gemeinde, die soziale Dimension also die Kriterien des angemessenen Umgangs mit Geld. Reichtum an sich wird nicht verurteilt. Wenn Jesus im Matthäusevangelium sagt (19, 24): „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“, dann verurteilt er hier nicht den Reichen, sondern weist darauf hin, wie sehr Besitz zur Belastung werden kann. Haben und HaltenWollen, diese Gier nach Besitz macht zuallererst unfrei. Es bedeutet eine enorme Freiheit, geben zu können, ja frei-giebig zu sein. Es geht um die Freiheit, loszulassen. Die Freiheit auch von den materiellen Dingen. Gewiss, materielle Dinge sind schön, können das Leben erleichtern – selbst wir Protestanten trauen uns, zu genießen! Wer aber innerlich frei bleibt, solche Freiheit lebt, setzt nicht auf vermeintliche Sicherheit durch Geld und Besitz, sondern darauf, dass Gott es richten wird und andere Menschen für mich mit-sorgen. Es geht um ein tiefes Vertrauen ins Leben, denke ich, um Gottvertrauen.

Das hat gerade nicht Kargheit zur Folge, sondern Freude an den Dingen, es geht um Liebe zum Leben und zu den Menschen, statt um Egoismus, Angst und Abgrenzung. Das betrifft auch den Geldhandel. Martin Luther schreibt: „Nun fürchte ich, dass man beim Zinskaufen recht wenig darauf achtet, wie es dem Nächsten bekommt, wenn nur unser Zins und Gut sicher sind, was man doch auf keine Weise suchen soll. Es ist gewiss ein Anzeichen von Geiz oder Faulheit; wenn auch der Kauf dadurch nicht schlimmer wird, so ist es doch Sünde vor Gott.“[1] 

Gegenüber der Abhängigkeit, die Geld schafft, gibt es die stete Mahnung des ersten Gebotes: Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Das ist eine entscheidende Mahnung, uns selbst zu fragen, was unser Gott ist. Martin Luther hat ja einmal gesagt, woran wir unser Herz hängen, das sei unser Gott. Heute hängt das Herz der meisten Menschen anscheinend am Geld, am Haben. Konsum wird da zur großen Religion: Ich konsumiere, also bin ich. Wie hohl dieser Gott allerdings ist, merke ich spätestens, wenn ich kein Geld mehr habe, um zu konsumieren. Und auch unsere Gesellschaft muss sich fragen, woran sie hängt. Dass wir in allen Nachrichten erfahren müssen, ob es dem Dax gut geht oder schlecht, das ist ein eindrückliches Zeichen dafür.

Jeder, der auch nur kurz einmal nachdenkt und Luft holt, weiß doch: Die entscheidenden Dinge im Leben sind nicht käuflich! Liebe, Vertrauen, Freundschaft, Familie, Glück. Sehr schön hat das der Stardesigner Philippe Starck kürzlich in einem Interview mit der ZEIT ausgedrückt. Auf die Frage, was der Mensch wirklich brauche, antwortet er: „Die Fähigkeit zu lieben. Liebe ist die wunderbarste Erfindung der Menschheit. Und dann braucht man Intelligenz  … Und Humor ist wichtig.“ Daraufhin fragt die Zeit: „Etwas Materielles fällt ihnen nicht ein?“ Starck antwortet: „Wir brauchen nichts Materielles. Viel wichtiger ist, dass man eine eigene Ethik entwickelt. Und dass man sich an diese Regeln auch hält.“[2]

Ich will die Bedeutung von Geld nicht herunterspielen. Menschen die arm sind, werden ausgegrenzt. Für viele macht sich Gerechtigkeit heute vor allem am Geld fest. Sicher ist Geld ein wichtiger Faktor bei dem bitteren Gefühl, ausgeschlossen zu sein von dem, was die Gemeinschaft erlebt. Da erzählt mir eine Mutter, dass die Klasse ihres 15jährigen Sohnes einen Auslandaufenthalt geplant habe. Sie konnte das erforderliche Geld nicht aufbringen. Die Klasse wollte den Jungen jedoch unbedingt dabeihaben und gemeinsam haben  alle Beteiligten das notwendige Geld aufgetrieben. Am Ende wollte er trotzdem nicht mitfahren, weil er sich zu sehr geschämt hat, dass andere für ihn bezahlen. Selbst als der Lehrer bei der Mutter anrief, ließ sich ihr Sohn nicht umstimmen. Er blieb als Einziger zu Hause.

Die christliche Solidargemeinschaft kennt solche Ausgrenzung durch Scham im Idealfall nicht. Mir geht es darum, bewusst einen Segenskreislauf zu erkennen. Er steht dafür, dass es im Leben Phasen gibt, in denen ich auf andere angewiesen bin, und Phasen, in denen andere auf mich zählen können. Wenn ich in meinen Zeiten der Stärke gebe, kann ich darauf vertrauen, dass ich in meinen Zeiten der Schwäche Unterstützung finde. Das ist Segen: Wenn man sich in einer Gemeinschaft gehalten weiß, die niemanden fallen lässt, weil darin jeder auf den anderen achtet. Es geht darum, miteinander zu leben, statt einander aus dem Weg zu gehen. Verantwortung statt Egomanie ist gefragt. Wenn das Maßstab ist, wird die gerechte Welt Gottes, auf die wir hoffen, für uns zum Bauplan der Welt.

Und wer freigiebig ist, lebt in der Tat glücklicher. Dann musst du nicht zwanghaft festhalten, sondern stehst in einer Art Segenskreis, in dem du wieder Freude empfängst von denen, denen du gibst. Denn das wissen wir doch auch: Jemandem etwas geben, schenken können, ist ja nicht nur ein Abgeben, sondern immer auch ein Empfangen. Es bereitet mir doch Freude, die Freude der anderen zu sehen. Wir können geradezu dankbar sein, wenn wir geben können. Es ist manchmal wesentlich schwerer, zu nehmen, Zuwendung anzunehmen, weil das oft mit Scham verbunden ist, mit dem Wissen, ich bin auf andere angewiesen, muss dankbar sein. Wem fällt es leicht, um Hilfe zu bitten?

Die Frage ist also nicht, ob ich Geld und Gut besitze, sondern wie ich damit umgehe. Es ist spannend, nachzulesen, dass Jesus ermutigt, mit den Pfunden zu wuchern. Die Pfunde mögen Geld sein. Oder eben auch Talente, wie es in einer alten Übersetzung heißt, also Chancen, Möglichkeiten, Gaben, die ich einbringen kann. Wer eigenes einbringt in die Gemeinschaft, wer für andere gibt, was er oder sie hat an Geld, Zeit, Kreativität, wird es vermehren. Es geht um Begabung, die jeder Mensch hat.

Wer geben kann, ist gesegnet. „Von allem, was mir gehörte, blieb mir nur das Verschenkte“, hat die Schriftstellerin Gertrud von le Fort (1876–1971) einmal gesagt. Das sitzt tief. Und zeigt eine große innere Unabhängigkeit! Du fällst nicht ins Bodenlose, wenn du loslässt. Du bist gehalten.

Wer etwas einbringen kann in die Gesellschaft, leisten darf, legt wahrhaftig einen nachhaltigen Lebensstil an den Tag. Allzu viele sehen Leistung als selbst erschaffen und nicht als Geschenk. Das Unwort „Macher“ ist ein Synonym dafür. Da wünsche ich mir ein anderes Bewusstsein. Ja, ich weiß um die vielen Belastungen in der Arbeitswelt, gerade in leitender Verantwortung, das habe ich viele Jahre lang erlebt. Aber es ist doch auch großartig, ein solches Arbeitspensum absolvieren zu können! Wie schwer fällt es einem mehrfach körperlich behinderten Menschen, morgens aufzustehen, sich zu waschen, anzuziehen, sich zu versorgen? Auch das ist ja Leistung. Ich jedenfalls bin dankbar, dass ich leisten kann, Kraft habe, mich einzubringen in das große Gesamtgeschehen unserer Gesellschaft.

Die Bibel zeigt uns einen ziemlich entspannten Umgang mit dem schnöden Mammon Ich. In den Gleichnissen Jesu kommt Geld vor vom verlorenen Groschen bis: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ Und: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“, heißt es dort beispielsweise. Das ist auch heute eine klare Erfahrung: Wer geben kann, fühlt sich gesegnet, ebenso wie, wer empfängt. Es geht wie gesagt um einen Segenskreislauf. Einen Kreislauf auch, in dem die Würde aller Beteiligten gewahrt bleibt.

Also: unternehmerisches Handeln bejaht evangelische Ethik ausdrücklich! Aber es muss einen Blick aufs Gemeinwohl geben. Geldanlage stelle ich nicht in Frage, auch Kirchen legen Geld an. Die Frage ist, ob der Profit gesucht wird. Martin Luther ahnte früh: „Im Zinskauf wird nur Sicherheit, Geiz und Wucher gesucht.“[3] Noch einmal: Reichtum wird in der Bibel nur verurteilt, wenn er zu Geiz und Gier führt. Und dieser Geiz ist auch heute noch nicht geil. Wie ein Slogan, der Geiz zum Wert erhebt, in Deutschland derart Furore machen konnte, bleibt für mich rätselhaft. Raffen, HabenWollen, Habgier, Egomanie – wer so lebt, verliert jeden Blick auf ein Miteinander, auf Rücksicht, auf die soziale Verpflichtung, die Eigentum mit sich bringt und das Gewebe, das unsere Gesellschaft zusammen hält. Uns fehlt eine Ethik des Genug, denke ich. Gier hat vielerorts soziale Verantwortung ersetzt. Schon in der Bibel wird vor Geiz in den Lasterkatalogen gewarnt. „Geizige werden das Reich Gottes nicht erben“, schreibt Paulus im ersten Korintherbrief (6,10). Und das ist ja auch eine reale Erfahrung. Wer würde schon sagen: „Ich liebe dich so sehr, weil du so wunderbar geizig bist“?

Verantwortung kann doch nicht schlicht außen vor bleiben! Da wird von „gierigen Banken“ gesprochen. Aber eine Bank kann doch nicht gierig sein, es sind Menschen, die dahinter stehen. Es ist die Rede von „der Wirtschaft“, aber Wirtschaft ist kein Subjekt, es sind einzelne, reale Personen, die sie gestalten. Wir können uns nicht ständig als Ausgelieferte in einem anonymen System betrachten. Wir sollten genau hinsehen und hinhören, selbst Verantwortung übernehmen und diejenigen zur Rechenschaft ziehen, die für Fehlentwicklungen und Unrecht verantwortlich sind, sich bereichern, handeln und entscheiden, was nicht der Zukunft dient.

Wir brauchen also einen klaren, realistischen und selbstkritischen Umgang mit Geld. Das ist gut biblisch. Um innere Freiheit vom Besitz geht es ebenso wie um die Freiheit zum Handeln. Um Verantwortung im Umgang mit Geld ebenso wie um Gottvertrauen. Ein Gegenbeispiel ist das „DieterPrinzip“. Ja, er wird belächelt, Dieter Bohlen, aber oft und gern auch bewundert.

Zigtausende wollen seine Meinung zu ihrer Stimme hören. Auf die Frage in einem Interview, was ihn motiviert, sagt er: „Money ist he real thing. Kürzlich war ich in Moskau und St. Petersburg und habe vor Zehntausenden Fans die alten ModernTalkingSongs gespielt. Das waren fast ein Dutzend Konzerte. Wenn ich auf der Bühne stehe, denke ich: 1000 Euro, 2000, 3000 …[4] Und bei 300.000 steige ich runter und denke: Gut is.“

Das ist die armselige Egomanie unserer Zeit, die von Gemeinsinn, Verantwortung, Nachhaltigkeit nichts weiß. Dabei ist Unternehmertum und Kreativität nichts Negatives für christliches Denken. In der EKD erschien vor zwei Jahren eine Denkschrift unter dem Titel: „Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive“. Es ist das Ziel dieses Textes, auf die Bedeutung hinzuweisen, die unternehmerisches Handeln und verantwortliche Arbeitgeber und Unternehmer für unser Land haben: „Ohne unternehmerisches Handeln kann keine moderne Gesellschaft überleben“ (Ziffer 125), wird mehrfach unterstrichen. Es wird immer wieder herausgestellt, dass solches Handeln notwendig ist auch angesichts der großen Herausforderung einer von Ressourcenknappheit oder Umweltkatastrophen her bedrohten Gesellschaft. Dabei ist natürlich auch deutlich, dass es auch nicht ohne Gewerkschaften oder Arbeitnehmervertretungen geht – auch sie gehören zur Wirtschaft dazu – und es ist deutlich, dass sich unternehmerisch Tätige und Arbeitnehmervertretung auf Augenhöhe begegnen sollen. Auch Unternehmen brauchen ein Ethos, eine Bindung an Werte.

Am Ende des Textes heißt es ganz optimistisch: „In jedem und jeder steckt etwas unternehmerisch Kreatives. Diese Potentiale gilt es im Interesse aller zu entdecken und zu fördern.“ (Ziffer 138) Es geht mithin um eine Vision eines freien unternehmerischen Handelns, das sich zugleich sozial verpflichtet weiß und in dieser Hinsicht umsichtig in der Gesellschaft agiert, jedenfalls nicht nur auf einseitige Ziele ausgerichtet handeln kann. Oikonomia muss Teil des Oikos, des Hauses sein, in dem wir leben und wirtschaften. Es geht um ein Wirtschaften mit allen, das auch die Leistung derer wertschätzt, die keine Erwerbsarbeit leisten, aber sehr wohl etwas zum Gewebe beitragen, das den Oikos zusammenhält. Eine Ökonomie für das Leben brauchen wir, ein Wirtschaften mit allen! Für Martin Luther war das Leben eines, das in Freiheit und Verantwortung aus Gottvertrauen heraus zu gestalten ist. Und der Beruf war für ihn kein Job zum Geld verdienen, sondern eine Berufung, die mich als – wie er sagte – den Besen schwingende Magd ebenso wichtig macht wie den regierenden Fürsten, wir könnten vielleicht übersetzen, die ambulante Pflegerin ebenso wichtig wie den Banker. Gemeinsam gestalten, wozu wir berufen sind, gute Haushalterinnen und Haushalter Gottes sein, unsere Gaben einbringen für eine Ökonomie mit allen, das ist eine wunderbare Herausforderung, finde ich.

2. Errungenschaften der Reformation

Martin Luther stand in der Tradition Augustinus und Thomas von Aquins dem Zins als solchem – genauer dem Wucherzins – sehr skeptisch bis ablehnend gegenüber: Der Mensch dürfe sein Kapital nicht dadurch mehren, dass er die von Gott gegebene Zeit für ihn arbeiten lasse. Denn nur durch eigenes Dazutun sei die Vermehrung des Reichtums gerechtfertigt. Das stimmt ja auch heute: Geld arbeitet eben nicht. Und Wucherzins bleibt unvertretbar.

In mehreren Schriften wendet Luther sich leidenschaftlich gegen Wucher und Monopole. Seine Kritik richtete sich gegen das Handels und Wucherkapital des Frühkapitalismus, das Gebaren der großen Bankhäuser wie der Fugger, die Gier nach dem Gold der Azteken. Er misst das Verhalten am ersten Gebot und sieht, wie Geld zum Mammon wird.

„Luthers große wirtschaftsethischen Schriften sind strukturiert durch drei neutestamentliche Gedanken:

  1. Dass man gerne geben soll. Schenken ist das eigentliche von Gott gebotene Wirtschaftsverhalten.
  2. Dass man gerne leihen oder borgen soll: ohne Zins und überhöhte Rückforderung, von Wucher ganz zu schweigen.
  3. Dass man sich nehmen lassen soll, auch den Mantel zum Rock geben soll.“ [5]

Die Finanzkrise hat gezeigt, wohin es führt, wenn Geldwirtschaft auf schnelle spektakuläre Gewinne hin orientiert ist. Zins an sich wird heute in der Weltwirtschaft insgesamt nicht in Frage gestellt, auch nicht bei Kleinstkrediten etwa im Bereich der Entwicklungsorganisationen. Auch Kirchen legen Rücklagen an etwa für die Pensionskasse. Aber Wucherzins müssen wir auch heute in lutherischer Klarheit anprangern. Wir sind offensichtlich an einem Punkt angekommen, an dem sich die Grenzen einer bestimmten Form von Wachstum im Bereich des Finanzkapitals so deutlich gezeigt haben, wie selten zuvor.

Die Reformation hat viele Errungenschaften mit sich gebracht, die im modernen Sozialstaat geschätzt werden. Ich denke an die Freiheit eines Christenmenschen, die Glaubens und Gewissensfreiheit, die Luther 1521 auf dem Reichstag zu Worms für sich und seine Überzeugungen einforderte. Wörtlich sagte er als seine Antwort auf die Frage von Kaiser Karl V., ob er seine Schriften „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ und „An den christlichen Adel deutscher Nation“ widerrufen wolle, Folgendes: „… wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, daß sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben , so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“[6] Um diese Haltung geht es. In Fragen von Glauben und Gewissen ist jeder Mensch frei!

Zudem war die Reformation entscheidend für die Bildungsentwicklung. Die Vorstellungen des Mittelalters hinter sich lassend ging es Luther in der Wahrnehmung der „Freiheit eines Christenmenschen“ darum, dass jede Frau und jeder Mann eigenständig den Glauben an den dreieinigen Gott bekennen kann und verstehend das Bekenntnis zu Jesus Christus bejaht. Die Voraussetzung für einen mündigen Glauben war für Luther, dass jede und jeder selbst die Bibel lesen konnte und so gebildet war, dass er den Kleinen Katechismus, das Bekenntnis für den alltäglichen Gebrauch, nicht nur auswendig kannte, sondern auch weitergeben konnte und damit sprachfähig im Glauben war. Grundlage dafür war eine Bildung für alle und nicht nur für wenige, die es sich leisten konnten oder durch den Eintritt in einen Orden die Chance zur Bildung erhielten.

Bildungsgerechtigkeit und Bildungsteilhabe – Martin Luther war der erste, der diese Themen öffentlich machte und sich vehement dafür einsetzte. Er hatte dafür theologische Gründe: Glaube war für ihn gebildeter Glaube, also ein Glaube nicht aus Konvention und nicht aus spiritueller Erfahrung allein, sondern durch die Bejahung der befreienden Botschaft des Evangeliums. Dass Glaube immer gebildeter Glaube ist, ist in seiner eigenen Biografie tief begründet. Nur durch das intensive theologische Studium der Bibel, aber auch von AugustinusSchriften ist er zur befreienden Rechtfertigungseinsicht gelangt. Glaube ist für Luther immer eigenverantwortlicher Glaube: Der einzelne Christ muss sich vor Gott verantworten und ist als einzelner von Gott geliebt. Die Kirche ist die Gemeinschaft der Getauften, aber nicht mehr die Heilsmittlerin für den Einzelnen. Glaube als gebildeter und eigenverantwortlicher Glaube ist ein wesentlicher theologischer Beweggrund dafür, dass Luther sich vehement für eine öffentliche Bildung einsetzte, damit alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit zur Bildung erhielten. Luther verdanken wir in Deutschland die Volksschulen als „Schulen für alle“ – es ist interessant, aber von seinem theologischen Ansatz her nur konsequent, dass er sich selbstverständlich auch für die Bildung von Mädchen einsetzte.

Der Schwerpunkt Bildung gilt für alle Reformatoren: Melanchthon war Lehrer aus Leidenschaft, ja, wird auch aufgrund seiner Bemühungen um eine Universitätsreform als „Lehrer der Deutschen“ bezeichnet. Martin Bucer wird von Lutheranern wie von Reformierten als Kirchenlehrer angesehen. Ulrich Zwingli lernte Griechisch, um das Neue Testament im von Erasmus von Rotterdam editierten Urtext lesen zu können. Er selbst besaß die für damals sehr große Zahl von 100 Büchern und gründete in seiner Glarner Pfarrei 1510 eine Lateinschule. Und dann das Genfer Kolleg, von Johannes Calvin gegründet, das die reformierte Bildungsbewegung in viele Regionen Europas brachte!

Das war und bleibt reformatorisches Anliegen: Denken, Reflektieren, Nachdenken, Verstehen können, Fragen dürfen. Doch stattdessen wird der Religion bis heute oft die Haltung unterstellt: nicht fragen, schlicht glauben! Fundamentalismus – ob jüdischer, christlicher, islamischer oder hinduistischer Prägung – mag Bildung und Aufklärung nicht. Jedweder Ausprägung von Fundamentalismus stellt sich eine Kernbotschaft der Reformation entgegen: selbst denken! Frei bist du schon durch die Lebenszusage Gottes. Im Gewissen bist du niemandem untertan und unabhängig von Dogmatik, religiösen Vorgaben, Glaubensinstanzen.

Vielleicht ist einer der wichtigsten Beiträge der Reformation, dass es ihr um gebildeten Glauben geht, einen Glauben, der verstehen will, nachfragen darf, auch was das Buch des christlichen Glaubens betrifft, die Bibel. Es geht nicht um Glauben allein aus Gehorsam, aus Konvention oder aus spirituellem Erleben, sondern es geht um das persönliche Ringen um einen eigenen Glauben.

Und schließlich war die Weltlichkeit des Glaubens wichtig, das spielt für die Frage, ob wir über Fundraising überhaupt sprechen können, ja durchaus eine Rolle. Jeder, der aus der Taufe gekrochen ist, ist Priester, Bischof, Papst, hat Luther erklärt. Von daher hat Luther auch den Respekt gegenüber Frauen entwickelt. Sie sind getauft und damit stehen sie auf gleicher Stufe wie Männer. Das war in seiner Zeit eine ungeheuerliche Position! Frauen galten als unrein, wenn sie nicht Jungfrau waren, Hexenwahn grassierte – von dem sich Luther allerdings leider nicht entschieden distanzierte. Erst nach langen Debatten wurde Frauen überhaupt eine unsterbliche Seele zugestanden. In solcher Zeit zu sagen: Wir sind getauft und damit vor Gott gleich, war ein theologischer Durchbruch und zugleich eine gesellschaftliche Revolution. Aus diesem Taufverständnis entwickelte sich durch die Jahrhunderte die Überzeugung, dass Frauen in der Tat jedes kirchliche Amt wahrnehmen können. Mir ist wichtig, die theologischen Hintergründe deutlich zu machen, gerade da, wo von anderen Kirchen die Ordination von Frauen in Pfarr und Bischofsamt angefragt wird.

Zölibatäres Leben galt als vor Gott angesehener, gerader Weg zum Himmel sozusagen. Viele Reformatoren gaben mit ihrem Schritt hin zur Ehe ein Beispiel dafür, dass auch Leben in einer Familie, mit Sexualität und Kindern von Gott gesegnetes Leben ist. Die öffentliche Heirat von bisher zölibatär lebenden Priestern, Mönchen und Nonnen, war ein theologisches Signal. Die Theologin Ute Gause erklärt, dies sei eine Zeichenhandlung gewesen, die „etwas für die Reformation Elementares deutlich machen wollte: die Weltzuwendung und demonstrative Sinnlichkeit des neuen Glaubens.“  Nun wird ja den Evangelischen im Land eher unterstellt, dass sie weniger sinnlich seien als die römischen Katholiken oder die Orthodoxie. Die Reformatoren aber wollten gerade deutlich machen: Weltliches Leben ist nicht weniger wert als priesterliches oder klösterliches. Es geht darum, im Glauben zu leben im Alltag der Welt.

Das hat viele Konsequenzen. Eine ist beispielsweise, dass in den ersten Kirchenordnungen der Reformatoren Hebammen aufgewertet werden als Kirchendienerinnen. Eine Frau, die geboren hat, wird nicht mehr als unrein angesehen, sondern sie soll umsorgt und betreut werden.

Luther konnte dabei übrigens ungeheuer modern sein. Es geht darum, ob gestandene Mannsbilder sich lächerlich machen, wenn sie Windeln waschen. Hören wir also mal kurz original Martin Luther:

Wenn ein Mann herginge und wüsche die Windeln oder täte sonst an Kindern ein verachtet Werk, und jedermann spottete seiner und hielte ihn für einen Maulaffen und Frauenmann, obwohl ers doch in …. Christliche[m] Glauben täte; Lieber, sage, wer spottet hier des anderen am feinsten? Gott lacht mit allen Engeln und Kreaturen, nicht, weil er die Windeln wäscht, sondern weil ers im Glauben tut. Jener Spötter aber, die nur das Werk sehen und den Glauben nicht sehen, spottet Gott mit aller Kreatur als der größten Narren auf Erden; ja sie spotten nur ihrer selbst und sind des Teufels Maulaffen mit ihrer Klugheit.“[7]

Das heißt: Es kommt nicht auf das Geschwätz der Leute an. Es kommt darauf an, dass ich weiß, wer ich bin, dass ich mein Leben vor Gott und in Gottvertrauen lebe und damit Rechenschaft gebe von der Hoffnung, die in mir ist. So kann ich mein Leben verantworten, was immer ich tue, was immer mein Beruf ist.

3. Planungen für 2017

Seit 2008 gibt es eine Dekade, die mit thematischen Schwerpunkten auf das 500jährige Jubiläum vorbereitet. Münden wird sie in zentralen Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr, die mit dem Reformationstag 2016 ihren Auftakt nehmen werden.

Für dieses Jubiläumsjahr sind bisher fünf Säulen erkennbar:

  • Als erstes die Eröffnung am 31.10.2016, für den eine feierliche Eröffnung des Festjahres in Berlin angedacht ist.
  • Dieser Reformationstag wird auch der Startpunkt für einen zweiten, stark partizipativen und internationalen Pfeiler des Jubiläums sein, den sog. Stationenweg. In vielen Reformationsstädten Deutschlands und Europas werden die Erinnerungen an die je lokale Reformationsgeschichte verbunden mit einer Aktualisierung, die die gegenwärtige Bedeutung des reformatorischen Themas andeutet. Die damalige Präses der EKDSynode, Katrin GöringEckardt, sagte vor der EKDSynode im November 2012: „Wir sammeln die Vielfalt der reformatorischen Erkenntnisse und ihrer Folgen ein – quer durch Deutschland und Europa, wenn europäische Reformationsstädte wie Straßburg oder Zürich mitmachen. In jeder Stadt wird ein Aspekt, eine Einsicht, auch eine problematische Folge oder schwere Auseinandersetzung wahrgenommen, ins Licht der Aufmerksamkeit gestellt und eingesammelt. Die Orte zeigen ihre ganz spezifischen, inhaltlichen Zugänge zur Reformation, in Speyer anders als in Marburg, in Worms anders als in Genf.“
  • Zum Dritten mündet der Stationenweg in einen großen Festgottesdienst , der vor den Toren Wittenbergs am 28. Mai 2017 gefeiert wird als Abschluss des Berliner Kirchentages sowie der regionalen Kirchentage, die als „Kirchentag auf dem Wege“ in einigen Städten Mitteldeutschlands vorbereitet werden. Die Zusammenarbeit der EKD mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag ist in dieser Weise ein Novum.
  • Mit diesem Gottesdienst beginnt offiziell die „Weltausstellung der Reformation“ in und um Wittenberg, wobei die Lutherstadt Wittenberg selbst das „Ausstellungsgelände“ werden wird. Was auf dem internationalen Stationenweg wahrgenommen und eingesammelt, gelernt und erkannt wurde, kann ebenso ausgestellt werden wie andere Beiträge aus anderen Kirchen, aus dem Bereich der Kultur und der Zivilgesellschaft. Für 95 Tage im Sommer 2017 sollen in und um Wittenberg die Vielfalt, aber auch die innere Einheit und die perspektivische Bedeutung der reformatorischen Bewegung erlebbar werden, die vor 500 Jahren die Welt bewegte und für das 21. Jahrhundert kraftvolle und heilsame, orientierende und tröstende Wirksamkeit entfalten will. Zu sehen und zu erleben sein werden hoffentlich Beiträge aus Chicago und China, aus Tansania und Tunesien, aus Brasilien und Brüssel. Der Begriff „global village Wittenberg“ wurde während des Kongresses in Zürich geprägt. Die Herausforderung, mitten in einer der „meistentkirchlichten Gegenden Europas“[8] ein solches Jubiläum zu feiern, ist gewaltig. Dennoch heißt es beispielsweise in einem Grundsatzdokument der Mitteldeutschen Kirche „Wir wollen gute Gastgeber sein“.[9] 
  • Zu dieser Weltausstellung gehört ein Jugendcamp, denn am Ende geht es darum, dass die junge Generation die Reformation und auch die Städte der Reformation entdeckt. Dort wird es Konzerte und Filmfestivals geben, auch Gottesdienste und Gebete und natürlich Diskussionen über Gott und die Welt. Ein Sommerlager mit Tanzen und Beten, Singen und Reden, Lachen und Lieben wird für Jugendliche aus vielen Ländern ein unvergessliches Reformationserlebnis werden.

Am 31. Oktober 2017 werden national und international  an vielen reformatorisch gewichtigen Orten offizielle und öffentliche Festakte begangen werden, die dem Symboldatum angemessene Aufmerksamkeit geben. In Deutschland hat sich schon (fast) die Meinung durchgesetzt, dass dieser Tag einmalig ein gesetzlicher Feiertag werden sollte, sodass auch auf diese Weise die besondere Bedeutung unterstrichen wird.

4. Die Stadtpfarrkirche als Kleinod

Ein Projekt für 2017 ist die Renovierung der Stadtpfarrkirche in Wittenberg. Sie hat historische Bedeutung! Sie gilt als die „Mutterkirche der Reformation“, weil hier die Heilige Messe erstmals in deutscher Sprache gefeiert und das Abendmahl mit Brot und Wein an die gesamte versammelte Gemeinde ausgeteilt wurde. Luther hat hier oft gepredigt und manches Mal den Wittenbergern die Leviten gelesen. Ein Beispiel:

1,5 Millionen Euro sind notwendig, diese Kirche zu renovieren. Nun werden manche sagen: das ist nicht viel! Andere werden sagen: Soll den so viel Geld in Steine investiert werden? Zunächst will ich sagen: Wir brauchen Tradition und Erinnerung. Gerade in einer Zeit, die ständig Innovation fordert, ist es auch notwendig, sich der Wurzeln zu erinnern. Eine Kirche ist ein besonderer Ort. Es ist ein durchbeteter Raum, in dem Menschen Jahrhunderte vor uns Kummer und Freude vor Gott gebracht haben. Solche Orte müssen wir erhalten. 

Fundraising für ein solches Projekt in der Kirche ist allerdings gar nicht so einfach. Zum einen wird über Geld nicht gern geredet. Das habe ich gemerkt, als ich in meiner Zeit als Landesbischöfin in der hannoverschen Landeskirche einen Flyer unterschrieben habe, der dafür warb, Testamente zugunsten der Kirche zu machen. Das fanden viele despektierlich. Warum aber nicht? In den USA ist das sehr üblich.

Außerdem: Wittenberg liegt in Ostdeutschland und es gibt ein deutliches NordSüd und OstWest Gefälle beim Spendenaufkommen. Im Osten Deutschlands ist nur eine Minderheit Mitglied der Kirche. In Luthers Geburts und Sterbestadt Eisleben etwa sind es 7 Prozent der Einwohner! Aber ich finde, das darf nicht entmutigen! Denn: Was Luther angestoßen hat, ob nun mit den 95 Thesen oder mit seiner Schrift „An den christlichen Adel deutscher Nation“, das spiegelt sich auch im weltberühmten CranachAltar in der Stadtkirche wider. Er wird auch als Reformationsaltar bezeichnet: Christus als Fundament für alles was Kirche ist und was in der Kirche geschieht, Luther als Prediger des Evangeliums weist auf den Gekreuzigten.

Einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Diesen Satz aus 1.Kor. 3,11 hat Lucas Cranach d.Ä. über seinen Altar geschrieben. Die linke Bildtafel zeigt Philipp Melanchthon als Täufer. In der Mitte sehen wir die Jünger mit ihrem Herrn am runden Tisch sitzen das Abendmahl. In der Runde findet jeder der redet auch einen, der ihm zuhört. Die Runde ist offen, Judas hat sie schon mit einem Fuß verlassen. Der vornehm gekleidete Mundschenk (abgebildet ist Lucas Cranach d.J.) bedient. „Wer der Größte sein will unter euch, der sein euer Diener.“ Er reicht Martin Luther, der als Junker Jörg in der Runde sitzt, den Kelch. Er bekommt den Kelch gereicht, weil er den Kelch der Gemeinde wiedergab. In der Stadtkirche nahm seinen Anfang, was wir heute in der evangelischen Kirche feiern: Das Abendmahl in beiderlei Gestalt – Brot und Wein für alle Gemeindeglieder.

Die rechte Tafel des Altars stellt die Beichte und Buße dar. Wir sehen den ersten evangelischen Pfarrer der Stadtkirche Johannes Bugenhagen. Er übt das Amt der Schlüssel aus, so wie Jesus es den Jüngern zugesagt hat, dass sie in seinem Namen Vergebung zusprechen dürfen. Dafür stehen die beiden Schlüssel. „Wem ihr die Sünden erlasset, dem sind sie erlassen (Joh. 20, 23). Wem vergeben wird, dem wird der Himmel aufgeschlossen.

Das ist beeindruckend, faszinierend und muss erhalten bleiben nicht nur 2017, sondern weit darüber hinaus. Deutschland ist doch ein reiches Land! Und die Deutschen sind durchaus spendenfreudig.

Lassen Sie uns doch mal eine kleine Rechnung imaginieren: In Deutschland haben wir etwa 23,5 Mio. Kirchenmitglieder der EKD. 10 % davon sind 2,35 Mio., 5 % sind 1,7 Millionen. Wenn nur jeder davon einen Euro geben würde, hätten wir das Ziel erreicht. Ganz einfach also, oder?

Oder: Die Durchschnittsspende in Deutschland bei 29 Euro pro Person und Jahr. D.h., wenn 51.724 Menschen in Deutschland je 29 Euro für die Stadtkirche spenden würden, wären die 1,5 Millionen zusammen.

Damit will ich nur sagen: Es ist zu schaffen!

Und da ich nun mit zwei Witzen über Kirche und Geld begonnen habe, will ich mit einem zum Thema Fundraising, Sponsoring bzw. Spenden schließen: Der Geschäftsmann zum Pfarrer: "Glauben Sie, dass ich in den Himmel komme, wenn ich der Kirche 25.000 Euro stifte?" "Das kann ich Ihnen nicht so genau sagen", erwidert der Pfarrer, "aber an Ihrer Stelle würde ich es unbedingt testen!"

Also: Probieren Sie es aus!

Fußnoten:

  1.  Schlag nach bei Luther, hg.v. M. Käßmann, Frankfurt 2012, S. 48.
  2.  „Ich schäme mich dafür“. Ein Interview von Tillmann Prüfer, http://www.zeit.de/2008/14/Designer-Starck-14/komplettansicht?print
  3.  Schlag nach bei Luther, hg.v. M. Käßmann, Frankfurt 2012, S. 49.
  4. Leben nach dem DIETER-Prinzip, Interview in: DIE WELT, 26.1.13, „. 16
  5. Hansjörg Lein, Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!". Protestantische Gedanken zu Theologie und Ökonomie, Referat beim Symposion "Weltreligionen und Kapitalismus" im Oktober 2005, veranstaltet  vom Club of Vienna.
  6. Ute Gause, Antrittsvorlesung, unveröffentlichtes Manuskript, S. 2.
  7. EL WA 10, 296f. (Scharffenorth. S. 219)
  8. „Wir wollen gute Gastgeber sein“ in Perspektiven 2017. Ein Lesebuch, Hg. Kirchenamt der EKD, Frankfurt am Main 2013, S. 118. In dem Grundsatzdokument heißt es auch: Berühmte Namen der Reformationsgeschichte sind mit Mitteldeutschland verbunden wie die Musiker Bach, Händel, Rickart, Telemann, Walther oder die für die internationale Ausstrahlung der Reformation wichtigen Theologen wie Agricola (Finnland), Bugenhagen (Dänemark) oder Mühlenberg (USA). Von daher ist die EKM Ziel für viele Menschen aus dem In und Ausland auf der Suche nach den Anfängen der Reformation, auf der Suche nach ihren konfessionellen Wurzeln.
  9. ebd.