Mit Gott reden – von Gott reden

Das Personsein des dreieinigen Gottes. Votum des Theologischen Ausschusses der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in der EKD

11. Februar 2011

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Die Fragestellung berühre „das Innerste der christlichen Verkündigung und unseres geistlichen Lebens“, so der Vorsitzende der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in der EKD, Bischof Ulrich Fischer, in seinem Geleitwort. Der Theologische Ausschuss der UEK erarbeitete ein Votum zu der Frage, ob die Vorstellung von Gott als „Person“ sach- und zeitgemäß sei. Die eindringlich begründete Antwort: Der christliche Glaube muss auch angesichts mancherlei Einwände dabei bleiben, in personaler Weise mit Gott und von Gott zu reden.
Das Votum des Ausschusses ist nun als Buch herausgekommen:

Michael Beintker/Martin Heimbucher (Hg.), Mit Gott reden - von Gott reden. Das Personsein des dreieinigen Gottes. Votum des Theologischen Ausschusses der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in der EKD, Evangelische Impulse Bd. 3, Neukirchen [Neukirchener Verlagshaus] 2011, 152 S., 12.90, ISBN: 978-3-7887-2506-8

Eine personale Vorstellung von Gott wurde schon in der Antike in Zweifel gezogen; die Philosophie sprach von Gott lieber abstrakt als dem „höchsten Sein“. Seit der Aufklärung wird ein personales Gottesverständnis zudem als "Projektion" menschlicher Vorstellungen auf Gott verdächtigt. Gegenwärtig werden auch in Theologie und Kirche Stimmen laut, die eine bewusste Abkehr von vermeintlich „überholten Gottesbildern“ fordern. Dem Empfinden heutiger Menschen, aber auch dem Interesse einer interreligiösen Verständigung entspräche eher die Hinwendung zu einer unpersonalen göttlichen „Macht“, so ist zu hören.

Die Antwort des Ausschusses: Die Vorstellung einer unpersönlichen „göttlichen Wirkkraft“ wird der Wirklichkeit Gottes nicht gerecht. Anschaulich stellt das Votum dar, wie die biblischen Texte des Alten und des Neuen Testaments Gott alle wesentlichen Merkmale zuschreiben, die wir mit einer Person verbinden: „Gott handelt, Gott redet, Gott liebt und zürnt, er erwählt und verwirft, er hört und sieht. Gott ist ein Du. Er hat einen Namen, bei dem man ihn rufen kann.“ Diese menschlichen Züge Gottes würden schon in der Bibel als Hinweise auf Gottes Zuwendung verstanden. So wahre die Bibel selbst die Unverfügbarkeit Gottes gegenüber allen personalen Vorstellungen.

Das Votum erläutert den „metaphorischen“ Charakter der christlichen personalen Gottesrede: Mit Bildworten („Über-Tragungen“) verknüpfe sie Momente der menschlichen Erfahrung mit dem Geheimnis Gottes. Sie bringe Gott zur Sprache, indem sie seiner eigenen Bewegung in die menschliche Erfahrungswelt folgt. Eine Verkündigung, die auf personale Metaphern für Gott verzichten wollte, könne hingegen nicht mehr aussagen, wer Gott für uns ist. „Eine unpersönliche Kraft ist stumm und kennt kein Erbarmen“, so formuliert Michael Beintker, der Vorsitzende des Ausschusses.

Im theologischen Zentrum des Votums steht die Darlegung, wie die personale Rede von Gott im Geheimnis seiner Dreieinigkeit gründet. Eine genaue Betrachtung dieser Formel der klassischen Dogmatik zeigt, dass der eine personale Gott in drei personal ausgerichteten Formen der Zuwendung begegnet: in Form höchster Kreativität als Gott der Schöpfer, in Form tiefster Selbsthingabe als Gott der Sohn und in Form dichtester Präsenz als Gott der Heilige Geist.

Dies führt zu der These: Nicht der Mensch überträgt seine Vorstellungen vom Personsein auf Gott, sondern umgekehrt gründet das menschliche Personsein im Personsein Gottes. Einer Welt, in der das Personsein wesentlich über soziokulturelle Faktoren und individuelle Lebensleistungen definiert werde, schulde die christliche Kirche die Zusage einer Personwürde, die jedem Menschen zukommt. Sie gründe in dem Anruf Gottes: „Du bist mein und ich bin Gott für Dich“.