Das Evangelium verbindet die Konfessionen

Kirchenpräsident Christian Schad und Bischof Hans-Jörg Voigt im Gespräch. Altlutheraner und Unierte suchen nach dem theologischen Konsens

12. Oktober 2019

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Konstruktiver Dialog der Versöhnung und Verständigung (von links): Kirchenpräsident Christian Schad, Pfarrer Jürgen Wienecke und Bischof Hans-Jörg Voigt (Foto: lk)

Wie trotz bestehender Unterschiede ein konstruktiver Dialog der Versöhnung und Verständigung zwischen getrennten Kirchen geführt werden kann, beweisen die Gespräche zwischen der Union Evangelischer Kirchen in Deutschland (UEK) und der Selbständig Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Dies haben der Vorsitzende der UEK, Kirchenpräsident Christian Schad, und der Bischof der SELK, Hans-Jörg Voigt, bei einem Gesprächsabend in der Katharinenkapelle Landau erklärt.

Gemeinsam mit der Vereinigt Evangelisch Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) sei man auf dem Weg, an dessen Ende eine Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft stehen sollte, so der Wunsch von Kirchenpräsident Schad. Freilich seien noch viele theologische Fragen offen, die auch nach 200 Jahren der Trennung nicht einfach zu lösen seien. Dies könne jedoch durch das gemeinsame Auslegen der Heiligen Schrift und ein gegenseitiges Zuhören gelingen.

Bischof Voigt erinnerte an die 1817 staatlich verordnete und teilweise mit Repressionen und Gewalt durchgesetzte Union von Reformierten und Lutheranern in Preußen, der sich lutherische Gemeinden widersetzten. Die Altlutheraner hielten an den lutherischen Bekenntnisschriften und ihrem Abendmahlsverständnis fest. Beide Punkte, sowie die Fragen nach der theologischen Lehre der Kirche und des geistlichen Amtes, stünden auch heute auf der Tagesordnung der Gespräche.

Kirchenpräsident Schad warb für eine „Einheit in gestalteter Vielfalt“. Wenn man im Zentralen, im Verständnis der Christusbotschaft, übereinkomme, könne eine Gemeinschaft beider Kirchen entstehen, ohne die je eigenen Traditionen und verschiedenen Prägungen aufzugeben. Vielmehr könne man sich dann in seinem Anderssein als Ausdruck der einen Kirche Jesu Christi anerkennen.

Gemeinsam betonten Kirchenpräsident und Bischof die Bedeutung des reformatorischen Schriftprinzips „Sola scriptura“, „Allein die Heilige Schrift“ für beide Kirchen. „Uns verbindet das Evangelium von Jesus Christus, das uns zum Zeugnis in der Welt aufruft“, sagten Schad und Voigt. Trotz der bestehenden Unterschiede gelte es, untereinander den Konsens zu suchen und miteinander sich der gesellschaftlichen Probleme anzunehmen, wie sie sich zum Beispiel in der Not der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer oder im Antisemitismus zeigten.

Dankbar zeigten sich Kirchenpräsident Schad und Bischof Voigt über das „Gemeinsame Wort“ und den „Brief an die Gemeinden“, mit dem beide  am Buß- und Bettag 2017 ein Zeichen der Versöhnung gesetzt hätten. Unter dem Titel „Lasset uns aber wahrhaftig sein in der Liebe…“ (Epheser 4, 15) habe man ein neues Kapitel in der Geschichte beider Kirchen aufgeschlagen. „Die Schuld der Vergangenheit möge das heutige geschwisterliche Verhältnis von SELK und UEK, ihren Gemeinden und Mitgliedern, nicht mehr belasten“, zitierten Schad und Voigt aus dem Brief an die Gemeinden.

Die UEK ist ein Zusammenschluss von zwölf Landeskirchen unierten, reformierten und lutherischen Bekenntnisses mit insgesamt 12 Millionen evangelischen Christen. Die SELK ging 1972 aus dem Zusammenschluss bis dahin eigenständiger kleiner lutherischer Kirchen auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik hervor. 1991 trat auch die Evangelisch-Lutherische (altlutherische) Kirche in der früheren DDR der SELK bei.

12. Oktober 2019

Quelle: Evangelischen Kirche der Pfalz