Lutherische Kirche in Rom feiert 100-jähriges Bestehen

Die EKD-Ratsvorsitzende hielt die Predigt im Festgottesdienst

Annette Kurschus

Die Evangelisch-lutherische Gemeinde in Rom hat zu einem Festgottesdienst zum 100-jaehrigen Bestehen ihrer Christuskirche eingeladen. Der ökumenische Gottesdienst fand am Sonntag, 26.06.2022 in der Christuskirche in Rom statt. Die Predigt hielt die ​Ratsvorsitzende der EKD, Annette Kurschus 

Frankfurt a.M./Rom (epd). Die Evangelisch-Lutherische Gemeinde Rom hat am Sonntag mit einem Festgottesdienst das 100-jährige Bestehen ihrer Christuskirche gefeiert. In ihrer Predigt sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, die Kirche mit deutschem Hintergrund solle Heimat für evangelische Christinnen und Christen aus aller Welt sein: „Ein freundlicher Begegnungsort für Gläubige aller Konfessionen; ein Raum, wo die Liebe regiert. Kurzum: ein Ort, wo Christus die Macht hat.“

Die Christuskirche unweit des großen Parks Villa Borghese wurde 1922 eingeweiht. 1899 war bereits ein Grundstück erworben worden, heißt es auf der Internetseite der Gemeinde. Wegen des Ersten Weltkriegs verzögerte sich der Bau. Auf dem Gelände der ehemaligen Villa Ludovisi sollte nach dem Willen von Kaiser Wilhelm II. etwas Großes, sichtlich Evangelisches entstehen. Er beauftragte seinen bevorzugten Architekten Franz Schwechten, Erbauer der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin, mit dem Projekt. Der Turm erhielt eine Kopie des Geläuts der Schlosskirche von Wittenberg.

„Eingeweiht wurde die Kirche nach dem Ersten Weltkrieg - von einer zahlenmäßig stark dezimierten deutschen Gemeinde, die verunsichert war und sich tastend neu orientierte“, sagte Kurschus in ihrer Predigt. „Das evangelische Gotteshaus wurde denn auch nicht als Lutherkirche, es wurde als Christuskirche eingeweiht.“ Bereits der Leitvers im Einweihungsgottesdienst am 5. November 1922, „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“, habe Sehnsucht nach Beständigkeit ausgedrückt. „Wer könnte die in diesem Sommer 2022 nicht von Herzen nachvollziehen?“, sagte die Theologin. „Einer soll bleiben, wenn alle vergehen. Einer, der Worte hat, die auch dann noch gelten, wenn alle anderen Worte fraglich werden. Einer, der die Welt auch dann in Händen hält, wenn die vertraute Welt untergegangen ist.“

Die Christuskirche war 1983 die erste evangelische Kirche weltweit, die seit der Reformation im 16. Jahrhundert von einem Papst besucht wurde. Nach Johannes Paul II. haben auch seine Nachfolger Benedikt XVI. (2010) und Franziskus (2015) in der Evangelisch-Lutherischen Christuskirche gepredigt. „Die Christuskirche hat Kirchengeschichte geschrieben“, sagte Kurschus vor den Feierlichkeiten: „Sie war und ist ein Ort, an dem Protestanten und Katholiken Trennendes überwinden, das Verbindende suchen und Christus als dem gemeinsamen Herrn die Ehre geben.“

Die lutherische Gemeinde ist noch rund 100 Jahre älter als der Kirchbau. Im Oktober 1817 fand in der Wohnung des Sekretärs der Preußischen Legation der erste evangelische Gottesdienst in der Stadt des Papstes zur 300-Jahr-Feier der Reformation statt. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. entsandte daraufhin 1819 den ersten evangelischen Pfarrer nach Rom. Zunächst wurden die evangelischen Gottesdienste im Schutze und am Sitz der Preußischen Botschaft auf dem Kapitol gefeiert.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien bildet eine Minderheit in Italien, dessen Einwohner mit mehr als 94 Prozent Mitglieder der römisch-katholischen Kirche sind. Sie hat nur einige Tausend Mitglieder, ihre 15 Gemeinden finden sich in ganz Italien. Die Gemeinde in Rom ist deutsch- und italienischsprachig.

Christuskirche Rom - Screenshot

Evangelisch-Lutherische Gemeinde Rom

Christuskirche in Rom
Annette Kurschus
Annette Kurschus (Mitte li.), der Ökumeneminister des Heiligen Stuhls, Kardinal Kurt Koch (Mitte re.), Michael Jonas, Pfarrer an der Evangelisch-Lutherischen Christuskirche in Rom.(li.)