Verbände: Bildungs-Hilfen kommen nicht bei bedürftigen Kindern an

Diakonie fordert mehr Einsatz für Bildungsgerechtigkeit

Bücher, Schere, Kreide und ein Apfel vor einer Tafel

Berlin (epd). Die staatlichen Hilfen für Schulsachen und Freizeit kommen nach Angaben von Verbänden nicht bei den bedürftigen Kindern an. Nicht einmal 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler zwischen sechs und 15 Jahren profitierten von den sogenannten Teilhabeleistungen, die ihnen zustehen, kritisierten der Paritätische Wohlfahrtsverband und der Deutsche Kinderschutzbund am 18. September in Berlin. Die Diakonie Deutschland rief die Parteien dazu auf, für die Bildungsgerechtigkeit mehr zu tun.

Bücher, Mittagessen, Klassenausflüge

Das Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder und Jugendliche war 2011 eingeführt worden und sieht zehn Euro im Monat beispielsweise für Mitgliedsbeiträge in Sportvereinen oder Musikunterricht vor sowie regelmäßige Unterstützungen pro Schuljahr für Bücher, Mittagessen oder Klassenausflüge. Anspruch haben Kinder, die Hartz-IV-Leistungen beziehen oder deren Eltern Wohngeld oder den Kinderzuschlag beantragen müssen.

Die Leistungen hätten schon bei ihrer Einführung nicht ausgereicht und seien seitdem nicht erhöht worden, kritisierte der Präsident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers. Eine Schulausstattung koste mehr als doppelt so viel wie vom Bildungs- und Teilhabepaket vorgesehen. Die Verbände forderten einen Rechtsanspruch für bedürftige Jungen und Mädchen auf Angebote der Kinder- und Jugendarbeit. Chancen auf Teilhabe dürften nicht von der Herkunft abhängen.

Bildungschancen hängen vom Portemonnaie der Eltern ab

Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, kritisierte, dass die Bildungschancen von Kindern nach wie vor stark vom Portemonnaie der Eltern abhängen: „Gut lernen kann man nur, wenn der Magen nicht knurrt und es nicht an Stiften und Heften mangelt.“ Die Erfahrungen der Diakonie zeigten aber, dass viele Kinder aus armen Familien etwa beim Mittagessen in der Schule zuschauen müssen, weil ihre Eltern den Eigenanteil dafür nicht aufbringen könnten.

„Die Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabepakets reichen bei weitem nicht aus, um alle erforderlichen Schulmaterialien zu erwerben und Kinder aus benachteiligten Familien zu unterstützen“, sagte Loheide. Alle Kinder hätten ein Recht auf gleiche Bildungschancen und einen guten Start ins Schuljahr. Die Diakonie könne nicht nachvollziehen, warum die Maßnahmen für bessere Bildungschancen, die im Koalitionsvertrag stehen, nicht längst umgesetzt würden.