Ansprache zum 65. Geburtstag von Nikoaus Schneider

Hans-Ulrich Anke

Lieber Nikolaus Schneider, sehr geehrte, liebe Festgemeinde,

wenn man in der evangelischen Kirche zum 65. Geburtstag gratuliert, verbindet man in der Regel den besten Dank für geleistete Verdienste mit den herzlichsten Wünschen für einen gesegneten Ruhestand. Vermutlich war das vor drei Jahren auch noch die gemeinsame Erwartung von Anne und Nikolaus Schneider an diesen Ehrentag, mit ersten Plänen für alsbaldige gemeinsame Urlaubsreisen, die Betreuung der Enkel, mehr Sport, ja mehr von alledem, wofür der Terminkalender eines Leitenden Geistlichen viel zu wenig Zeit lässt.

Aber das mit dem Ruhestand ist hier nun anders. Und das liegt nicht daran, dass der Rheinische Protestantismus in dieser Frage etwa völlig quer zu dem läge, was man sonst in der evangelischen Kirche so kennt und praktiziert. Das Amt des Rheinischen Präses wird Nikolaus Schneider bald abgeben. Aber er wird mit ganzer Kraft noch für die Leitung der Evangelischen Kirche in Deutschland gebraucht. Vor rund 2 ½ Jahren ist Nikolaus Schneider dem dringenden Ruf der Evangelischen Kirche in Deutschland gefolgt und hat in Nachfolge von Margot Käßmann die Aufgaben als Ratsvorsitzender der EKD für die Amtszeit bis Ende 2015 übernommen.

So sorgt die EKD dafür, dass bewährte Führungskräfte die Rente nicht mal mit 67 genießen können. Als Lösungsmodell für die aktuelle Rentendebatte um die Zuschussrente wollen wir das aber nicht verstanden wissen. Und wenn man auf die römisch-katholischen Amtsbrüder schaut, ist, was die Renteneintrittsgrenzen angeht, noch reichlich Luft nach oben.

So ist diese Gratulation zum 65. Geburtstag aus Sicht der EKD mit dem großen Dank dafür verbunden, dass und wie Nikolaus Schneider die Leitungsaufgaben in der EKD angenommen hat - und dass Anne Schneider diesen Dienst mitträgt und kräftig unterstützt. Von der Dankbarkeit konnte man einen sehr intensiven, fast nicht endenden Eindruck vor zwei Tagen gewinnen. Dafür hatte die EKD schweren Herzens sogar ihre eiserne Regelung: „niemals mehr als drei Grußworte“ kurzfristig außer Kraft gesetzt.

Amtsgeschwister von Nikolaus Schneider, Wegbegleiter und Freunde haben nach den Außenansichten auf das Reformationsjubiläum mit Inneneinsichten über den rheinischen Ratsvorsitzenden in seinen Geburtstag hinein gefeiert. Wir wurden gar Zeugen einer öffentlichen Liebeserklärung Westfalens an das Rheinland und seinen Präses – Haben Sie in Düsseldorf solche Töne schon einmal aus Bielefeld gehört? Die EKD macht’s möglich! Und das lädt ein zum Nachhören und Nachmachen. Der Chor der versammelten Bischöfe und Kirchenpräsidenten jedenfalls stimmte vollen Herzens ein:

„Wir wünschen Dir von Herzen nun zum neuen Lebensjahr:
dass Du so bleibst, wie Du jetzt bist, denn das ist wunderbar!“

Das führt schnurstracks zur Frage: „Was denn einen guten Chef auszeichnet?“ Ihr hatte sich das Wirtschaftsforum der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung vor drei Wochen angenommen. Das interessiert natürlich auch uns in der EKD. Denn wir sind immer noch auf der Suche danach, was „Führen und Leiten“ in der „Kirche im Aufbruch“ des Reformprozesses ausmacht, insbesondere nach Kennzeichen guter geistlicher Leitung. Und da fanden sich in dem WAZ-Forum interessante Sätze dazu, was einen guten Chef auszeichnet:

„Gute Chefs erkennen, schätzen und fördern die Vielfalt der Gaben und Fähigkeiten von Mitarbeitenden. Sie verstehen die Vielfalt der Gaben bei Mitarbeitenden als Bereicherung und wissen darum, dass auch sie selbst auf Ergänzung angewiesen sind.“

Liebe Festversammlung hier beim Empfang im Landeskirchenamt Düsseldorf,
haben Sie ihn an den Sätzen erkannt, Ihren Chef? So hat Nikolaus Schneider sein Leitungsverständnis bei dem WAZ-Forum über vorbildliche Chefs auf den Punkt gebracht. Seine Beschreibung klingt vertraut, nimmt sie doch Verse auf, die wir bei Einführungen in kirchliche Ämter regelmäßig lesen:

die Rede von den „Gnadengaben im Dienst der Gemeinde“ (Römer 12, 3 ff.), „viele Gaben – ein Geist“ (1. Korinther 12, 1 ff.), „viele Glieder – ein Leib“ (1. Korinther 12, 12 ff.).

Das ist in der Tat eine der vornehmsten und wichtigsten, zugleich schwierigsten und mühsamsten Aufgaben des EKD-Chefs, die mancherlei Gaben, mancherlei Ämter und mancherlei Kräfte zur Entfaltung zu bringen und auf die gemeinschaftliche Wahrnehmung des Auftrags der Kirche in der Welt auszurichten. Das gilt

  • für die Leitungsverantwortung in Rat und Kirchenkonferenz,
  • für das Zusammenwirken der Landeskirchen und ihrer Gliederungen in der EKD,
  • für die Ökumene mit anderen Kirchen,
  • für den Dialog mit anderen Religionen
  • und selbstverständlich auch für das Zusammenleben in Staat und Gesellschaft. 

Dass ihm das gelungen ist, spiegeln die medialen Schlagzeilen seiner bisher gut 2 ½ Jahren als Ratsvorsitzender. Haben Sie sie noch vor Augen?:

  • „Sozial und überzeugt“ – so die Frankfurter Allgemeine Zeitung zum Amtsantritt als  Ratsvorsitzender.
  • „Nikolaus Schneider – ein wahrer Seelsorger“ – so „Die Welt“.
  • „Hoffnung auf dünnem Eis“ - Nikolaus Schneider in Afghanistan.
  • „Für eine Ökumene der Gaben“: - Nikolaus Schneider und Papst Benedikt XVI im Erfurter Augustinerkloster.
  • „Erbauung, Ermahnung, Tröstung“ – Ehrendoktorwürde der kirchlichen Hochschule Wuppertal für Nikolaus Schneiders theologisches Wirken.
  • „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“ – Buber-Rosenzweig-Medaille für Nikolaus Schneider
  • „The moral voice of Germany“  - Nikolaus Schneider für ein solidarisches Miteinander in Europa

Ich breche hier ab. Denn spannender sind ja doch die Schlagzeilen der kommenden Jahre als Ratsvorsitzender!

Lieber Chef,
wir in der EKD freuen uns auf die Fortsetzung und wünschen Ihnen von Herzen Gottes reichen Segen!