Polizistenmord - BZ-Kolumne

Wolfgang Huber

Der Polizist ging zur Arbeit wie jeden Tag. Seine Frau und die beiden Söhne freuten sich auf den Abend, wie sonst auch. Aber an diesem Tag kam Hauptkommissar Uwe L.  nicht nach Hause zurück. Hauptkommissar Uwe L. wurde auf der Straße niedergeschossen, als er mit seinen Kollegen einen Mann an der Hasenheide kontrollieren wollte. Er forderte ihn auf, stehen zu bleiben. Da zog der Mann eine Waffe, zielte und schoss sieben Mal, ohne Warnung. Eine Kugel traf den 42-jährigen Polizisten in den Kopf. Trotz einer Notoperation, konnten die Ärzte sein Leben nicht retten. Er ist nach einigen Tagen gestorben. Ein unfassbarer Mord. Welch ein Schlag für seine Familie! Fassungslos sind die Polizistinnen und Polizisten in unserer Stadt. Denn sie spüren: Es hätte auch sie treffen können.

Diese gewissenlose und brutale Tat liegt nun eine Woche zurück. Sie muss für uns alle ein Grund sein, neu über die Aufgaben der Polizei nachzudenken. Ich habe vor kurzem für die Polizistinnen und Polizisten in Berlin einen Gottesdienst gefeiert. Ich wollte damit den Menschen danken, die stellvertretend für uns alle diesen Dienst tun. Zahlreiche junge Frauen und Männer, die sich für einen Dienst bei der Polizei entscheiden, sagen, dass die Suche nach Gerechtigkeit ihr Hauptmotiv sei. Sie schützen unser Leben und unser Eigentum. Sie kümmern sich um die Verkehrssicherheit und begleiten Großveranstaltungen. Sie kämpfen gegen Kriminalität und Drogengeschäfte. Polizistinnen und Polizisten üben ihren Dienst in unserem Auftrag aus; aber immer wieder müssen sie dabei um ihr Leben fürchten.

Ist das ihr Berufsrisiko? Müssen die Kolleginnen und Kollegen von Uwe L. fürchten, eines Tages auf die gleiche Weise ums Leben zu kommen? Die Bibel sagt: „Einer trage des anderen Last.“ Aber nicht, damit alle in solche Lebensgefahr kommen. Sondern damit diese ihr Leben bewahrt wird. Es ist ein Gebot des christlichen Glaubens, dass Menschen füreinander eintreten. Keiner kann sich damit abfinden, dass Gewalt und Angst unseren Alltag bestimmen. Wer vor der Gewalt kapituliert, gibt den Sinn des menschlichen Lebens überhaupt preis.

Dort an der Hasenheide, wo auf Uwe L geschossen wurde, ist wenige Tage später scheinbar alles wieder so wie immer. Aber nur scheinbar! Die Blutspur bleibt, auch wenn sie verblasst. Kein menschliches Leben lässt sich zurückholen! Für die Familie und die Kollegen ist nichts mehr so, wie es war. Ihr Leben hat sich von einer Sekunde auf die andere völlig verändert.

In solcher Trauer halten Christen sich an die Gewissheit: Gott stellt sich auf die Seite der Opfer. Er ist den Traurigen nahe. Vor ihm wird menschliches Leben auch durch eine solche Gewalttat nicht abgebrochen. Es bleibt in seiner Hand geborgen. Aber gerade deshalb gilt: Was wir können, müssen wir auch tun, damit solche Verbrechen verhindert werden. Wir stehen alle gemeinsam in der Verantwortung.