Grußwort zur Eröffnung der Wittenberger Vorversammlung zur 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung

Wolfgang Huber

Eure Seligkeit, Eminenzen, liebe Schwestern und  Brüder in Christus,

Wittenberg ist eine Reise wert. Veranstaltungen, die wegweisende Bedeutung gewinnen können, drängen sich hier in kurzer Zeit. Genau vor drei Wochen um diese Zeit haben wir hier den ersten Zukunftskongress der Evangelischen Kirche in Deutschland eröffnet. Und heute eröffnen wir die Vorversammlung zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung. Gemeinsam mit allen deutschen Mitgliedskirchen von KEK und CCEE ist die Evangelische Kirche in Deutschland gerne Gastgeberin dieser wichtigen Zusammenkunft. Auch die Mitarbeit von Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann als Mitglied des Rates der EKD im Vorbereitungsausschuss soll ihnen zeigen, dass wir in der EKD diesem ökumenischen Prozess eine hohe Bedeutung beimessen.

Die Stimme der Kirchen in Europa wird gerade heute gebraucht. Aus unseren unterschiedlichen Traditionen haben wir Gemeinsames einzubringen. Darauf wollen wir uns hier in Wittenberg einstellen, inspiriert nicht nur von der Erinnerung an die Reformation, sondern von dem reformatorischen Geist, den wir auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts brauchen. Dass dieser Geist uns miteinander beflügelt, ist meine große Hoffnung und mein Gebet.

Die Charta Oecumenica ist auf dem Weg nach Hermannstadt für viele zu einer wichtigen Orientierung geworden. Eine Vorbereitungstagung in Loccum, die viele Menschen versammelt hat, ist dem im vergangenen Dezember in einer für mich beeindruckenden Weise nachgegangen. Mit einer großen christlichen Tradition bedenken wir die wichtige Metapher, die Christus als Licht bedenkt. Wenn wir ihn als Licht der Welt verstehen, kommt des offenbar gerade darauf an, dass dieses Licht uns in unseren Kirchen erneuert, unser ökumenisches Miteinander erhellt, uns aber zugleich den Weg dazu weist, wie wir das Evangelium mit Wort und Tat in unserer Welt bezeugen. Miteinander bekennen wir uns zu unserer Verantwortung dafür, die Würde des Menschen zu achten, für den Schutz der Bedrängten einzutreten und einen achtsamen Umgang mit der Natur einzutreten. Miteinander wollen wir ein Zusammenleben der Völker und Staaten befördern, das von Gerechtigkeit und Frieden bestimmt ist. Die Bekämpfung der Armut, das Eindämmen von Rüstungsexporten, energische Maßnahmen angesichts des Klimawandels und ein achtsamer Umgang mit den Ressourcen der Erde sind Themen, zu denen ein klares Zeugnis der Kirchen im zusammenwachsenden Europa dringend erwartet wird.

In diesen Monaten, in denen Deutschland die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union und die Präsidentschaft der G8-Staaten innehat, spüren wir hier in Deutschland solche Herausforderungen besonders deutlich. Nach der Begegnung mit Vertretern und Vertreterinnen von Konferenz Europäischer Kirchen und  des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen in der EU hat der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier vor wenigen Tagen  hervorgehoben, dass die Kirchen für die gemeinsamen europäischen Werte einstehen. „In vielen Ländern schaffen die Kirchen ein Bewusstsein für europäische Themen und tragen zu einer europäischen Kultur bei.“  Das ist eine Anerkennung – aber auch eine Verpflichtung für uns!

Ich danke allen, die diese Konferenz vorbereitet haben, insbesondere dem Vorbereitungskomitee von KEK und CCEE unter Vorsitz ihrer Eminenzen Metropolit Gennadios und Bischof Paglia sowie dem deutschen Vorbereitungsausschuss; und ich wünsche dieser Konferenz einen gesegneten Verlauf. 

Das neutestamentliche Losungswort für den heutigen Tag kann uns Verheißung und Auftrag sein: „Paulus und Barnabas lehrten frei und offen im Vertrauen auf den Herrn, der das Wort seiner Gnade bezeugte und ließ Zeichen und Wunder geschehen durch ihre Hände.“

Möge Gott, der Herr, unser Vertrauen in ihn wachsen lassen.
Möge er unsere Augen für die Zeichen und Wunder  öffnen, die unter uns geschehen, damit die Gemeinschaft unter unseren Kirchen wächst.
Möge er uns selbst zu Zeugen seiner Gnade machen in Wort und Tat, damit wir heilen, helfen und Hoffnung wecken.

Dieser Konferenz wünsche ich einen gesegneten Verlauf. Seien Sie herzlich willkommen!