Schmerz und Tod in Luthers Weltbild und was wir daraus lernen können. Vortrag auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2014

Margot Käßmann

1. Krankheit und Schmerz bei Martin Luther

Mit dem Titel, den Sie mir vorgegeben haben, haben Sie mich auf eine interessante Spur gebracht. Krankheit und Schmerz gehörten zum Alltag im 16. Jahrhundert, sie waren nicht die Ausnahme, sondern Teil des Lebens. Luthers Zeit kannte Krankheit zur Genüge. Mehrfach grassierte die Pest zu seinen Lebzeiten in Wittenberg. Auch der so genannte "Englische Schweiß", ein tödlicher Grippevirus, der sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts mehrfach von England aus nach Nord- und Mitteleuropa ausbreitete, konnte ihn nicht schrecken. Vor Ansteckung hatte Luther offenbar wenig Angst, ja manches Mal spottete er geradezu über die Pest.

Doch Luther selbst litt an vielfältigen Schmerzen. Er war nicht der kraftstrotzende Mann, als den ihn die Legende so gern hinstellt. Viele Jahre wurden die Anfälle, die er selbst in Briefen beschrieb, seine Schilderungen der harten Strafen in der Erziehung durch Vater und Mutter sowie sein Gewittererlebnis bei Stotternheim, in dem er voller Angst der Heiligen Anna versprach, ein Mönch zu werden, sollte er es überleben, vor allem psychologisch gedeutet. Der dänische Psychiater Paul Johann Reiter und im Anschluss an ihn der amerikanische Psychoanalytiker Erik Erikson erheben psychopathologische Befunde aufgrund der gestörten Beziehungen zum Elternhaus. Andere halten Luther für manisch depressiv oder leiten wie Albert Mock alle Krankheiten Luthers aus einer endogenen Psychose ab. Wieder andere deuten seine Anfälle, auch den Zwischenfall in Stotternheim als Epilepsie.

Ganz anders Hans-Joachim Neumann, Arzt an der Berliner Charité, der in einer umfassenden Darstellung 1995 für mich als medizinische Laiin überzeugend dargestellt hat, dass Luther zuallererst am so genannten "Roemheld-Syndrom" litt. Es ist bei der Lektüre schon teilweise beklemmend, wie ausführlich Luther seine Darmtätigkeit schildert, ausführlich vom "schweren Magen" und von Hartleibigkeit erzählt. So schreibt er am 12. Mai 1521 an seinen Freund Melanchthon in Wittenberg: "Der Herr schlug mich durch heftigen Schmerz in den Posteriobus; mein Stuhl ist so hart, dass ich gezwungen werde, ihn mit großer Kraft bis zum Schweißausbruch herauszustoßen. Je länger ich es aufschiebe, desto mehr verhärtet er sich. Gestern habe ich nach vier Tagen einmal ausgeschieden. Dadurch habe ich die ganze Nacht weder geschlafen noch habe ich bis jetzt Ruhe. Bete - bitte! - für mich. Denn dieses Übel wird unerträglich, wenn es so weiter geht, wie es angefangen hat." [1] Luther beschreibt auch Hämorriden, mit denen er zu kämpfen hat oft detailliert. Er deutet diesen Schmerz wie gesehen zunächst und spontan wohl auch in der Sprache, in der er alles mit dem Glauben verbindet, als Strafe Gottes. So auch in einem Brief vom 10. Juni 1521 an den Hofkaplan: "Wie noch nie in meinem Leben leide ich unter hartem Stuhlgang, so daß ich an einer Heilung zweifle. Damit sucht der Herr mich heim, daß ich nicht ohne Kreuz lebe." [2] Und im September desselben Jahres: "Heut hatte ich endlich nach 6 Tagen Stuhl, aber so hart, dass ich mir fast die Seele auspresste. Nun sitze ich da, mit Schmerzen wie eine Wöchnerin, aufgerissen, verletzt und blutig und werde diese Nacht keine oder nur mäßige Ruhe finden." [3]

Fast ist es etwas peinlich, all die detaillierten Schilderungen zu lesen. Neumann erklärt: "Luther litt, allgemein gesagt, an Herzbeschwerden, nicht minder stark an solchen im Verdauungskanal, an Magen-Darm-Beschwerden, an Beklemmungsgefühlen und darüber hinaus an einer ‚gähligen Krankheit'. Damit haben wir das Vollbild ... des Roemheld-Syndroms..." [4].

Neumann führt die Entstehung der Krankheit auf die ungesunde Lebensweise des Mönchs mit teilweise extremen Fastenzeiten zurück. Zudem habe die schwere Kost auf der Wartburg, mit der man Luther Gutes tun wollte, die Krankheit verstärkt und chronische Obstipationen (schwere oder zu seltene Darmentleerung) verursacht. Bewegung war gewiss seine Sache nicht und ballaststoffarme Kost ebenso wenig. Nicht erst die Heirat mit Katharina von Bora also brachte das, was einige Analysen als "Gleitschiene zur Adipositas" beschreiben.

Die Krankheit ließ Luther schwermütige, ja depressive Phasen durchleben, auch Halluzinationen gehörten wohl dazu. Diese wiederum sieht er weniger als Plage Gottes denn als Versuchung des Teufels. Später wurde Luther von Menièrschen Anfällen geplagt, Kopfschmerzen also mit Schwindelanfällen und teilweisen Hörausfällen. Hinzu kamen Nierensteine und Gicht.

Wenn Sie mich nach Schmerzen bei Luther fragen: Er kannte Schmerzen sehr gut und aus leidvoller eigener Erfahrung. Er deutete sie in der Tat theologisch, als Herausforderung des Glaubens oder als Notwendigkeit, in diesem Leben das Kreuz zu tragen. Aber Krankheit sieht er nicht grundsätzlich als Strafe Gottes, das würde seiner Theologie von der Rechtfertigung allein aus Glauben widersprechen. Den so genannten "Tun-Ergehens-Zusammenhang" stellt er in Frage. Jesus selbst hat ja gelitten, auch wenn er "wahrer Mensch und wahrer Gott" war. Sein Leiden war nicht, wie viele Leid immer wieder deuten, Folge eigenen Fehlverhaltens. Diesen Zusammenhang stellt nicht erst Jesus in Frage, sondern er wird schon im Buch Hiob zurückgewiesen. Hiob erfährt entsetzliches Unglück. Und die Freunde, die ihm beistehen wollen, suchen immer wieder im Gespräch nach Ursachen. Was kann Hiob getan haben, dass er so sehr gestraft wird? Aber das Leiden findet keine Erklärung, Hiob nimmt am Ende das Leiden hinein in seinen Glauben, seine Gottesbeziehung. Es gibt keine klare Antwort auf das Warum.

Gott schickt nicht Strafe und Leid [5]. Und Gott verlässt uns nicht, wenn wir leiden. Gerade dann können wir uns Gott anvertrauen. In Jesus Christus offenbart sich Gott ein für alle Mal als ein liebender Gott, der unter Verzicht auf menschliche Macht und Gewalt den Menschen begleitet durch die tiefen Täler des Lebens. Das können wir immer wieder schwer verstehen. Was für eine Provokation: Gott, der als Kind zur Welt kommt! Ein Säugling! Jeder und jede, die das Zusammenspiel von Schmerz und Hoffnung während einer Geburt erlebt haben, ahnt die Dimension dieser Provokation. Gott, der qualvoll am Kreuz stirbt! Muss Gott nicht ein starker Held sein, der alle besiegt? Oder einer, der über allem steht? Können wir an einen ohnmächtigen Gott glauben - oder ist das nicht geradezu lächerlich?

Die Geschichte von Jesus Christus fordert uns dazu heraus, die Allmacht und die Ohnmacht Gottes zusammenzudenken. Dietrich Bonhoeffer schreibt: "Gott läßt sich aus der Welt hinaus drängen ans Kreuz, Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt und nur so ist er bei uns und hilft uns." [6] Und die Auferstehung sagt: Gott will das Leiden schon in dieser Welt überwinden mit der Macht der Liebe allein - nicht mit Krieg, durch Imperien oder Gewalt. Von dieser Verheißung auf Gottes neue Welt leben Christinnen und Christen, so Luther. Diesem so offenbar gewordenen Gott können sie vertrauen, das ist Luthers Lebenshaltung. Es geht nicht darum, was der Mensch tut, sondern um das, was Gott tut und wirkt und das ist Lebenszusage, Gnade. Wir können uns Gott mit all unseren Verwundungen und Verletzungen, den Ängsten und Schmerzen anvertrauen. Das hat Jesus Christus verkündigt, dafür hat er gelebt und ist er gestorben.

Luther übrigens hat an der Rede vom Verborgensein Gottes immer festgehalten, um diese Erfahrung des Fremdwerdens Gottes zur Sprache zu bringen und dennoch den Glauben zu bezeugen, dass alles in Gottes Hand ist. Luther warnt gerade davor, den "deus absconditus" ergründen und deuten und sich so Gottes bemächtigen zu wollen. Der "deus revelatus" ist Jesus Christus, er zeigt uns, wer und wie Gott ist. Aber damit haben wir noch lange nicht alles begriffen.

Es bleibt also beim Nachdenken, bei Auseinandersetzungen über die Frage der Allmacht Gottes und über die Frage nach der Realität von Schmerz und Leid. Es geht um das Vertrauen Jesu, das Lukas bezeugt: "Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände" (Lk 23,46). Jesus hat aus dem Schrei der Gottverlassenheit zurückgefunden zum Gottvertrauen. Nein, das ist kein schneller Weg. Jesus geht offensichtlich mit den Wunden in Gottes Reich. Er zeigt Thomas keinen makellosen unverwundeten Körper. Gerade an den Wunden erkennen die Jüngerinnen und Jünger den Auferstandenen. Darum geht es wohl auch bei uns. Selbst wenn unsere Wunden, unsere Verletzungen, unsere Brüche im Leben heilen, bleiben sie Teil unserer Geschichte. Sie können vernarben, aber nicht aus unserem Gedächtnis getilgt werden. Es gibt kein Leben ohne Brüche, ohne Narben, ohne Schmerz und genau so hat Luther Schmerzen als Teil des Lebens gesehen, so sehr er unter ihnen gelitten hat

2. Sterben und Tod bei Martin Luther

Lassen Sie mich mit einem Zitat Martin Luthers beginnen:

"Ich sehe die Beispiele ungern, in denen man berichtet, dass man gern stirbt. Viel lieber sehe ich die, die vor dem Tod zagen, zittern, erblassen und dennoch hindurch gehen. Den großen Heiligen ergeht es so, dass sie nicht gern sterben. Die Furcht kommt aus der Natur, denn der Tod ist eine Strafe, also ist er traurig. Dem Geist entsprechend stirbt man gern, gemäß dem Fleisch aber heißt es: "Und führen, wohin du nicht willst". In den Psalmen und anderen Erzählungen wie etwa bei Jeremia sieht man, wie einer sich gern davon befreit hätte. "Hütet euch", sagt er, "dass ihr nicht unschuldiges Blut vergießt!" Auch Christus sagt: "Dieser Kelch möge an mir vorüber gehen!" Das alles geht in eine andere Richtung. Derselbe hat gesagt: "Ich habe Tod und Leben in meiner Hand!" Wir aber sind es gewesen, die ihm den blutigen Schweiß abgejagt haben." (47)

Zuallererst heißt das doch: Es wäre falsch, den Tod auf die leichte Schulter zu nehmen! Vielmehr, das sagt Luther immer wieder, gibt es die Angst vor dem Tod, um uns lebensklug zu machen. So heißt es in Psalm 90: "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden"! Und doch erklärt Luther, der Tod sei am Ende nur ein "Tödlein" [7], nämlich dann, wenn wir uns ganz und gar der Gnade Gottes anvertrauen. Der Tod ist für Luther der "Sünde Sold" wie es Paulus im Römerbrief (6,23) beschreibt. Am Sonntag Invokavit sagt er nach seiner Rückkehr von der Wartburg 1522: "Wir sind allesamt zum Tod gefordert, und keiner wird für den andern sterben, sondern jeder in eigener Person für sich mit dem Tod kämpfen [...] Ich werde dann nicht bei dir sein noch du bei mir." [8]

Es geht also um beides: den Tod ernst nehmen, auch die Angst vor dem Tod und nicht in Todessehnsucht oder Todesverklärung verfallen. Und auf der anderen Seite dem Tod aber auch nicht die allergrößte Macht über unser Leben geben mit all seinem Schrecken.

Luther liegt daran, dass Menschen sich mit dem Tod befassen, sich auf den Tod vorbereiten. In seiner Zeit war die "ars moriendi", die "Kunst zu sterben" Thema. In kleinen Büchlein wurde Sterbenden vor Augen geführt, was sie erwartet, wie sie beichten sollten. Angst beherrschte viele, vor allem die Angst vor Fegefeuer und Höllenqualen. Nur aufgrund dieser Angst konnte der Ablasshandel blühen. Johann Tetzels Parolen, etwa: "Wenn ihr mir euer Geld gebt dann werden eure toten Verwandten auch nicht mehr in der Hölle schmoren sondern in den Himmel kommen" oder der bekannte Ausruf "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!", sind Strategien, die diese Angst vermarkten und in Silbermünzen umwandeln. Gegen diese Angst stellt Luther seine Lehre von der Rechtfertigung allein aus Glauben. Nichts, was du tust oder leistest, bringt dir einen gnädigen Gott, sondern du musst dich ganz auf die Gnade Gottes verlassen. Ein Heil hängt nicht von guten Taten ab und schon gar nicht kannst du es bei der Kirche für Geld kaufen. So schreibt Luther:

"Ich bin, stehe und liege hier in Gottes Willen, dem habe ich mich ganz ergeben, er wird es wohl machen! Denn das weiß ich gewiss, dass ich sterben werde, denn Er ist das Leben und die Auferstehung , und wer da lebt und glaubt an ihn, der wird nicht sterben, und wenn er auch gleich stirbt, so wird er leben. Darum befehle ich es seinem Willen, er wird es wohl machen." (48)

Wichtig ist Luther, dass Menschen vorbereitet in den Tod gehen. Das heißt zum einen, dass sie sich mit dem Tod befassen, ihn nicht verdrängen und ignorieren. Zum anderen geht es darum, so zu leben, dass ich jederzeit in Verantwortung vor Gott treten kann.

"Weil der Tod ein Abschied ist von dieser Welt und all ihrem Treiben, ist es nötig, dass der Mensch sein zeitliches Gut ordentlich verteile, wie es sein muss oder wie er es anzuordnen gedenkt, damit nach seinem Tod nicht Ursache für Zank, Hader oder sonst einen Irrtum unter seinen zurückgelassenen Freunden bleibe. Und dies ist ein leiblicher oder äußerlicher Abschied von dieser Welt, und es wird dem Gut Lebewohl und Abschied gegeben.
Man soll auch geistlich Abschied nehmen. Das heißt, man vergebe freundlich, rein um Gottes willen allen Menschen, die uns beleidigt haben, begehre umgekehrt auch allein um Gottes willen Vergebung von allen Menschen, deren wir viele ohne Zweifel beleidigt haben, zumindest mit bösem Exempel oder zuwenig Wohltaten, die wir eigentlich nach dem Gebot brüderlicher christlicher Liebe schuldig gewesen wären, damit die Seele nicht mit irgendeiner Angelegenheit auf Erden behaftet bleibe."

Lehnt Luther die Vorstellungen des Fegefeuers ab, so ist ihm der Gedanke eines Schlafes am überzeugendsten. Wir wissen nicht, wie Gottes Zukunft aussieht, vor Gott sind, so Psalm 90,4 tausend Jahre wie ein Tag. Wir können also uns Gott in aller Ruhe anvertrauen, wenn wir "ent-schlafen". Besonders gut gefällt mir Luthers Bild vom Tod als zweiter Geburt, das er sehr eindrücklich beschreibt:

"Wenn so jedermann Abschied auf Erden gegeben ist, dann soll man sich allein auf Gott richten, wohin der Weg des Sterbens sich auch kehrt und uns führt. Und hier beginnt die enge Pforte, der schmale Steig zum Leben. Darauf muß sich ein jeder getrost gefaßt machen. Denn er ist wohl sehr eng, er ist aber nicht lang. Und es geht hier zu, wie wenn ein Kind aus der kleinen Wohnung in seiner Mutter Leib mit Gefahr und Ängsten geboren wird in diesen weiten Himmel und Erde, das ist unsere Welt: ebenso geht der Mensch durch die enge Pforte des Todes aus diesem Leben. Und obwohl der Himmel und die Welt, darin wir jetzt leben, als groß und weit angesehen werden, so ist es doch alles gegen den zukünftigen Himmel so viel enger und kleiner, wie es der Mutter Leib gegen diesen Himmel ist. Darum heißt der lieben Heiligen Sterben eine neue Geburt, und ihre Feste nennt man lateinisch Natale, Tag ihrer Geburt. Aber der enge Gang des Todes macht, daß uns dies Leben weit und jenes eng dünkt. Darum muß man das glauben und an der leiblichen Geburt eines Kindes lernen, wie Christus sagt: "Ein Weib, wenn es gebiert, so leidet es Angst. Wenn sie aber genesen ist, so gedenkt sie der Angst nimmer, dieweil ein Mensch geboren ist von ihr in die Welt." So muss man sich auch im Sterben auf die Angst gefasst machen und wissen, daß danach ein großer Raum und Freude sein wird." (50)

Auf den Tod vorbereitet sein heißt, an den Tod denken mitten im Leben. Es geht darum, die Sterblichkeit nicht zu verdrängen. Dazu kann ein Memento mori helfen, abgeleitet von memento moriendum esse, also: "Bedenke, dass du sterben musst". Waren es im Mittelalter Bußpredigten oder Mahnungen durch die Pest, so können es auch kurze Eindrücke sein. Ein Mahnmal an die Toten der Kriege. Eine Lektüre, vielleicht Hermann Hesse, Narziss und Goldmund. Der Gang über einen Friedhof. Eine Unterbrechung des Alltags, die uns den Blick auf das Leben verändern hilft, weil wir die Sterblichkeit nicht ignorieren, sondern hinschauen, auch was uns selbst betrifft.

Luther schreibt:

"Wenn ich auch in dieser Stunde sterben müßte, so würde ich meinen Freunden nichts anderes empfehlen, als daß sie nach meinem Tode aufs fleißigste Gottes Wort trieben. Denn da wir zuerst nach Gottes Reich trachten müssen, dürfen wir, wenn wir sterben, nicht um unsere Weiber und Kinder sorgen. Das wird eintreten, was folgt: "Es wird euch alles zufallen." Denn wenn er uns als seine Diener anerkennt, so wird uns Gott nicht verlassen. Wenn er uns nicht verlassen wird, wie wird er die Unsrigen vergessen?" (51)

Und auch der Trost hat bei Luther seinen Ort, ja er ist auch Seelsorger:

Was ist unser Tod anders denn ein Nachtschlaf? Denn gleichwie durch den Schlaf alle Mattigkeit und Müdigkeit weicht und aufhört, die Kräfte des Geistes aber wiederkommen, daß einer am Morgen frisch aufsteht, wird fein lustig und stark: also werden wir auch am jüngsten Tage wieder auferstehen, als hätten wir nur eine Nacht geschlafen, und wir werden frisch und stark sein.
Unsere Kirchen wollen wir nicht mehr Klagehäuser oder Leidensstätte sein lassen, sondern - wie es die alten Väter auch genennet - Coemiteria, das heißt, für Schlafhäuser und Ruhestätten halten. Wir singen auch kein Trauerlied noch Leidgesang bei unseren Toten und Gräbern, sondern tröstliche Lieder von Vergebung der Sünden, von Ruhe, Schlaf, Leben und Auferstehung der verstorbenen Christen, damit unser Glaube gestärkt und die Leute zu rechter Andacht gereizt werden. (52)

Aber bei aller Glaubenszuversicht kennt Luther auch den Schmerz des Todes.

Ich vermute, daß die Nachricht zu Dir gelangt ist, daß Magdalene, meine von Herzen geliebte Tochter, wiedergeboren ist zum ewigen Reich Christi. Und obwohl ich und meine Frau nur fröhlich Dank sagen sollten für ihren so glücklichen Heimgang und ihr seliges Ende, durch das sie der Macht des Fleisches, der Welt, des Türken und des Teufels entgangen ist, so ist doch die Macht der natürlichen Liebe so groß, daß wir es ohne Schluchzen und Seufzen des Herzens, ja ohne große Abtötung nicht vermögen. Es haften doch tief im Herzen ihr Anblick, die Worte und Gebärden der lebenden und sterbenden, ganz gehorsamen und rücksichtsvollen Tochter, daß nicht einmal Christi Tod (und was sind alle Tode der Menschen verglichen mit seinem Tod?) dies ganz vertreiben kann, wie es doch sein sollte. Sage Du darum Gott Dank an unserer Statt. Denn wahrlich, er hat ein großes Werk der Gnade an uns getan, daß er unser Fleisch so verherrlicht hat. Sie war (wie Du weißt) von sanftem und freundlichem Wesen und allen lieb. Gelobt sei der Herr Jesus Christus, der sie berufen hat, erwählt und verherrlicht. Würde doch mir und allen den Meinen und all den Unseren ein solcher Tod, oder vielmehr ein solches Leben zuteil; das allein erbitte ich von Gott, dem Vater allen Trostes und aller Barmherzigkeit. In ihm lebe recht wohl mit Deiner ganzen Familie, Amen. (58)

Und schließlich: Luther weiß auch von den Anfechtungen. So schreibt er einem Mann, der mit Suizidgedanken lebt:

Mir ist von guten Freunden angezeigt, wie Euch der böse Feind hart anficht mit Überdruß des Lebens und Begierde des Todes. O mein lieber Freund, hier ist's hohe Zeit, daß Ihr Euren Gedanken ja nicht traut noch folgt, sondern höret andere Leute, die solcher Anfechtung frei sind. Ja, bindet Eure Ohren fest an unsern Mund und laßt unser Wort in Euer Herz gehen, so wird Gott durch unser Wort Euch trösten und stärken.
Es war unserm Herrn Christus das Leben auch sauer und bitter, doch wollte er nicht sterben ohne seines Vaters Willen und floh den Tod, hielt das Leben, wo er konnte, und sprach: "Mein Stündlein ist noch nicht gekommen." Und Elias, Jonas und mehr Propheten riefen und schrien nach dem Tod vor großem Weh und Verdruß des Lebens und verfluchten dazu ihre Geburt, Tag und Leben, dennoch mußten sie leben und solchen Überdruß mit aller Macht und Ohnmacht tragen, bis ihr Stündlein kam.
Solchen Worten und Exempeln als des heiligen Geistes Worten und Vermahnungen müßt Ihr wahrlich folgen und die Gedanken, die Euch dawider treiben, ausspeien und auswerfen. Und ob's Euch sauer und schwer zu tun ist, so laßt Euch dünken, als wäret Ihr gebunden und gefangen mit Ketten, woraus Ihr Euch wirken und würgen müßt, daß Euch der Schweiß ausbreche. Denn des Teufels Pfeile, wenn sie so tief stecken, lassen sich nicht mit Lachen und ohne Mühe ausziehen, sondern mit Kraft muß man sie herausreißen.
Darum müsst Ihr gegen Euch selbst ein Herz und Trotz fassen und mit Zorn zu Euch selbst sprechen: "Nein, Gesell, wenn Du noch so ungern lebtest, so sollst Du leben und musst mir leben. Denn so will's mein Gott, so will ich's haben; hebt euch, ihr Teufelsgedanken, in den Abgrund der Hölle mit Sterben und Tod; hier habt ihr nichts zu schaffen" usw. Und die Zähne zusammengebissen wider die Gedanken und in Gottes Willen solchen harten Kopf aufgesetzt und halsstarriger und eigensinniger sich gemacht als irgendein böser Bauer oder Weib, ja härter, als irgendein Amboss noch Eisen ist! Werdet Ihr Euch so angreifen und wider Euch selbst kämpfen, so wird Euch Gott gewisslich helfen.
Wenn Ihr Euch aber nicht sperrt noch wehrt, sondern laßt die Gedanken mit aller Muße Euch frei plagen, so habt Ihr bald verloren.
Aber der allerbeste Rat über allen Rat ist, wenn Ihr überhaupt nicht mit ihnen kämpfen möchtet, sondern könntet sie verachten und tun, als fühltet Ihr sie nicht und gedächtet immer an etwas anderes, und sprecht so zu ihnen: "Wohlan, Teufel, laß mich unbehelligt, ich kann mich jetzt nicht um deine Gedanken kümmern, ich muß reiten, fahren, essen, trinken, das oder das tun, und weiter: ich muß jetzt fröhlich sein, komm morgen wieder" usw. Und was Ihr sonst könntet vornehmen, spielen und dergleichen, womit Ihr solche Gedanken nur frei und wohl recht verachtet und von Euch weist, auch mit groben, unhöflichen Worten, wie "Lieber Teufel, kannst du mir nicht näher kommen, so lecke mich usw., ich kann deiner jetzt nicht warten." (59)

Halten wir fest: Der Tod ist für Luther Teil der Realität. Er wird nicht verdrängt in seiner Zeit, sondern mitbedacht im Alltag des Lebens. Luther nimmt aber dem Tod seinen Schrecken, die Angst vor Fegefeuer und Hölle eben mit seiner Lehre von der Rechtfertigung allein aus Glauben. Gott kann ich mich anvertrauen im Leben und im Sterben. Mit dieser Haltung hat Luther gelebt, so ist er 1546 gestorben. Dabei wusste er auch um den Schmerz, etwa wenn er um seine Tochter weint, und er wusste um die Sehnsucht zu sterben, wenn er einem Suizidgefährdeten schreibt. Aber er ermutigt bei alle dem zum Leben.

Am 16. Februar 1546, kurz vor seinem Tod schrieb Luther auf einen Zettel: "Wir sind Bettler: hoc est verum" (das ist wahr). Heinz Schilling schreibt in seiner großen, 2012 erschienen Lutherbiografie, dieser Satz könne als "Summe seiner realistischen Anthropologie gelten." [9] Und weiter führt er aus: "‚Wir sind Bettler', das ist die in eines der von ihm so geliebten plastischen Bilder gegossene Humilitastheologie der Reformation. Nicht mit dem Kapital katholischer Leistungsfrömmigkeit tritt der Mensch vor Gott, sondern als Bettler, der nichts anderes vorzuweisen hat als sein Vertrauen auf Christus und die Gnade des himmlischen Vaters." [10]

3. Was wir daraus lernen können

3.1. Schmerz und Tod gehören zum Leben

Es tut gut, ans Sterben zu denken - für das Leben! Gerade wer die eigene Endlichkeit und die anderer nicht ignoriert, lebt intensiver. Es muss doch nicht erst eine Krebsdiagnose kommen - wie das manches Mal über die Medien vermittelt wird -, damit du dein Leben änderst! Wie will ich schon jetzt leben, damit ich am Ende in Frieden sterben kann, darum geht es. Ich verstehe das Leben als geschenkte Zeit, die ich nutzen, verantworten und auch auskosten will. Gerade dass unsere Zeit begrenzt ist, macht sie doch so kostbar. Gewiss, der Tod ist schmerzhaft, die Angst vor dem Sterben ist groß. Aber die ewige Fortsetzung unseres Lebens auf Dauer gesetzt, ist doch nicht unbedingt ein beglückender Gedanke. Oder, wie der Theologe Heinz Zahrnt einmal schrieb: "Für immer leben, das wäre nicht das ewige Leben - es wäre die ewige Hölle." [11] Was allerdings Gottes Zukunft betrifft, kann ich mir ewiges Leben durchaus vorstellen. Kurzum: Wer über das Sterben nachdenkt, lebt intensiver.

Sterblichkeit schockiert in einer Welt von "höher, größer, schneller und weiter". Wer denkt da schon an Endlichkeit! Da muss doch etwas gemacht werden können. Ehefrau und Kinder, Angehörige und Fans von Michael Schumacher erlebten Anfang 2014 das, was viele immer wieder erfahren müssen: Ein Unfall als Schock. Die Bedrohung durch lebenslange Behinderung als Angstvorstellung. Die Krebsdiagnose als völlige Irritation des Alltags. Der mögliche Tod als nie bedachte Möglichkeit - wobei ein Autorennfahrer dieses Thema gewiss weniger ausgeblendet hat als viele andere.

Das zeigt sich immer wieder: Das Thema Sterben und Tod kommt für viele Menschen absolut überraschend. Die ARD Themenwoche 2012 hat das sehr schön auf den Punkt gebracht: "Sie werden sterben. Lassen Sie uns darüber reden." Ich war dabei, als RBB-Intendantin Dagmar Reim versuchte, der Konferenz der Senderbeauftragten das Thema schmackhaft zu machen. Da gab es viel Widerstand und Skepsis: Ist so ein Schwerpunkt nicht ein Quotenkiller? Das wird doch total negativ für die Stimmung in den Sendern. Und dann auch noch im November! Das zieht doch total runter.

Am Ende stand eine der erfolgreichsten ARD-Themenwochen überhaupt. Es gab Kindersendungen, Hörspiele, Expertendiskussionen, Filme zum Thema. Die Resonanz war enorm, es zeigte sich: Viele wollen reden, brauchen Räume zum Reden.

Den Auftakt zur Themenwoche bildete am 18.11.12 zunächst ein Tatort zum Thema und danach eine Sendung bei Günther Jauch. Gäste an diesem Abend waren Fritz Roth, Trauerbegleiter, der in Bergisch-Gladbach ein Bestattungshaus gegründet hat, der CDU Politiker Bosbach und Bastian Brauns begleitet von seiner Freundin Katharina Reingen. Alle drei Männer kämpften gegen den Krebs. Es war bewundernswert, wie offen sie über ihre Krankheit sprachen. Roth und Bosbach waren befreundet und scherzten geradezu über den eigenen bevorstehenden Tod, so dass ich mich als weiterer Gast in der Runde an ein Wort des Apostels Paulus erinnert fühlte: "Tod, wo ist dein Stachel?" (1. Kor 15,55).

Schon während der Sendung und noch stärker danach aber hatte ich ein gewisses Unbehagen. Zunächst war mir nicht so klar warum. Später wurde mir klar: Es war fast zu optimistisch oder auch positiv. Zum einen war das gewiss gut und hat zu viel positiver Resonanz auf die Sendung und großem Respekt gegenüber den Betroffenen geführt. Für den Schmerz aber, den es auch bedeutet, das Leben und die eigenen Lieben loslassen zu müssen, blieb nicht wirklich Raum. Und auch die Angst und die Trauer der Angehörigen kamen nicht zur Sprache. Angehörige von Roth und Bosbach waren im Publikum anwesend, Katharina Reingen in der Runde selbst. Ich finde es wichtig, offen über den Tod zu sprechen, oh ja! Und ich hoffe, dass viele, die zugeschaut haben, auch selbst ins Nachdenken und Reden kamen.

Aber schönreden können wir den Tod auch nicht. Er tut weh, ganz gleich wie alt wir sind. Eine Freundin macht bis heute zornig, dass beim Tod ihrer Mutter viele meinten, sie müsse ja froh sein, die Dame sei ja schon sehr alt gewesen und zudem im Rollstuhl - als täte der Tod nicht auch noch weh, wenn die alte Mutter stirbt. Es geht darum, wie wir eine Balance finden zwischen dem offenen Umgang mit Tod und Sterben einerseits und der Realität von Schmerz und Trauer andererseits. Simone de Beauvoir hat in einem Buch mit dem Titel "Ein sanfter Tod", in dem sie über den Tod ihrer Mutter nachdenkt, ihre Überraschung geschildert, dass der Tod der Mutter, sie so erschüttert hat. Sie schreibt: "Ich verstand nicht, daß man allen Ernstes um einen Angehörigen, einen alten Verwandten weinen kann, der über siebzig Jahre alt ist. Wenn ich einer fünfzigjährigen Frau begegnete, die verzweifelt war, weil sie eben ihre Mutter verloren hatte, hielt ich sie für neurotisch: wir sind alle sterblich; mit achtzig Jahren ist man wohl alt genug, einen Toten abzugeben" [12]. So dachte sie mit Distanz. Als sie am Sterbebett ihrer Mutter saß, dachte sie anders, wollte aufbegehren gegen diesen Tod, erlebte das Sterben als Abschied, der sie tief berührte.

Vertrautheit

Fritz Roth starb wenige Wochen nach jener Sendung am 14.12.2012. Ihm ist zu verdanken, dass er unermüdlich für eine würdige Kultur von Sterben und Bestattung in Deutschland gekämpft hat. Er hat die Trauer selbst sehr ernst genommen und nicht nur sehr individuelle Bestattungen angeboten, sondern auch eine Trauer-Akademie gegründet, ein Haus der menschlichen Begleitung. Wir sind uns öfter begegnet und seine Projekte haben mich beeindruckt. Etwa der "Koffer für die letzte Reise". Fritz Roth hatte 100 Menschen eingeladen, einen Koffer zu packen, mit dem, was sie gern mitnehmen würden auf ihre "letzte Reise", wenn sie denn könnten. Als Ausstellung waren diese Koffer an vielen Orten zu sehen. Und sie habe nachdenklich gemacht. Die einen nahmen eine Puppe mit. Viele Fotos von Angehörigen oder auch Briefe und Karten. Mancher eine Flasche Wein, einer Noten, eine andere die Bibel. Einer legte einen Zettel hinein: "Ich kann ohne Gepäck gehen und gehe ohne". Eine Erkenntnis, die sicher auch die anderen haben. Aber symbolisch zeigen die Koffer, was Menschen wichtig ist, ihnen am Herzen liegt und das regt an, selbst darüber nachzudenken. In seinem Buch "Das letzte Hemd ist bunt", schreibt Fritz Roth, es gehe "um die Frage, wie wir die Handlungsspielräume füllen und die Vertrautheit mit Tod, Abschied und Trauer zurückgewinnen." [13] Diese "Vertrautheit" scheint mir ein zentraler Punkt. Das Wegschließen des Todes hinter die Mauern von Angst, Sprachlosigkeit, Unkenntnis, das Abschieben auch der Sterbenden in Institutionen lässt die Vertrautheit schwinden und die Angst umso größer werden. Dabei ist der Redebedarf enorm.

Aber wer hat heute Gelegenheit, einem Sterbenden die Hand zu halten, wenn er nicht beruflich oder ehrenamtlich damit befasst ist. Wer erlebt noch eine Aussegnung zu Hause oder den Abschied am offenen Sarg? Beginnt jemand, über das eigene Sterben zu sprechen, wird sehr schnell abgewiegelt und das Thema geändert. Die meisten Menschen setzten sich doch erst dann mit den Fragen auseinander, wenn sie die Augen davor nicht verschließen können, weil ein enger Angehöriger schwer erkrankt ist oder eine Freundin im Sterben liegt. Im Alltag kommt der Tod kaum vor, hat das Sterben keinen Raum. Im Fernsehen sind Ermordete in Krimireihen zu sehen. In Computerspielen werden Menschen abgeknallt. In den Nachrichten sind die Toten von Krieg und Terror zu sehen, berichtet wird über die Morde der NSU-Bande oder spektakuläre Todesfälle Prominenter. Aber das tägliche Sterben in Wohnungen, Altenheimen, Krankenhäusern, das "ganz normale Sterben" kommt selten vor, weder in den Medien, noch im Erleben der Menschen.

Dabei sterben rund 860.000 Menschen jedes Jahr in unserem Land. Das heißt 860.00 Frauen, Männer und Kinder stehen vor den letzten Fragen. Und ihre Angehörigen auch! Die meisten (66 Prozent [14]) wünschen sich, zuhause zu sterben. Aber das ist nur bei 25 Prozent Realität, für die Mehrheit ist es ein Krankenhaus (40 Prozent) oder eine stationäre Pflegeeinrichtung (30 Prozent). Gerade in Krankenhäusern aber gibt es wenig Raum und Zeit für Sterbende oder Trauerangebote für Angehörige. Vieles hat sich in den letzten Jahren zwar verbessert - dass Menschen allein gelassen und abgeschoben auf dem Flur sterben, ist nicht mehr der Fall. Aber oft gibt es noch immer keinen Abschiedsraum und dem Pflegepersonal wird keine Zeit zugerechnet, um Sterbende zu begleiten oder gar Angehörige zu trösten.

Jede Krankheitsgeschichte und jedes Sterben sind sehr individuell. Bei Michael Schumacher ebenso wie beim berühmten Max Mustermann. Es lässt sich nicht in Fallpauschalen drücken und auch nicht in vorhersehbare Situationen. Auch das gehört dazu: 860.000 Menschen im Jahr können nicht "über einen Kamm geschoren" werden. Und das ist doch eigentlich auch spannend. Sowenig wie wir Geburten regeln können, sondern sie je individuell bleiben, so ist es auch mit Krankheit und Sterben. Es geht darum, die Geschichten zu erzählen, ja sie mitzuerleben, sie zum Teil unserer Gespräche und Erfahrungen zu machen mitten im Leben.

3.2. Schmerz ist nicht um des Schmerzes willen da

Luther hat viele Ärzte konsultiert, vieles versucht, um seine Schmerzen zu lindern. Es gibt keinen Gott gewollten Schmerz, niemand leidet Gott zuliebe, mit solchen Vorstellungen hat er aufgeräumt, so realistisch für ihn Schmerz und Leid Teil des Lebens waren. Deshalb sind Hospizbewegung und Palliativmedizin die richtigen, angemessenen Konsequenzen. Sie alle hier kennen sich in diesen beiden Themengebieten bestens aus. Mir ist besonders wichtig, dass es zu den Grundprinzipien der Hospizbewegung gehört, den Menschen insgesamt zu begleiten, also nicht nur die körperliche Pflege im Blick zu haben, sondern auch die psychischen Fragen, die seelischen Bedürfnisse und die Angehörigen. Das geschieht in einem Zusammenwirken von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal, Seelsorgern und Ehrenamtlichen. Auch die spirituellen und religiösen Fragen haben Raum in dieser Begleitung auf dem letzten Weg, um die es geht. Das wäre Luther besonders wichtig gewesen.

Mich beeindruckt, wie ein Mensch dort sterben kann. Es gibt Ruhe und Zeit. Sterben ist kein fremdes Thema. Du bist ärztlich und pflegerisch versorgt von Menschen, die nicht erschrecken über das, was vor sich geht. Menschen auch, die wissen, wie Schmerzen zu lindern sind. Du kannst individuelle Wünsche aussprechen, ohne Angst, andere zu belasten. Und es gibt Rituale. Etwa, das Fenster zu öffnen nach dem Tod, um der Seele Freiheit zu geben. Oder die Kerze aufzustellen, damit die anderen wissen: Dieser Mensch ist von uns gegangen. Es herrscht eine eigene, sehr liebevolle Atmosphäre in Hospizen.

Die Hospizbewegung ist entstanden durch ehrenamtliches Engagement und Ehrenamt trägt sie bis heute, Spenden zudem. Dass diese Orte des Friedens, der Sterbebegleitung auf sanfte Art entstehen konnten, dafür ist vielen Menschen zu danken, deren Namen nie genannt werden. Zwar gibt es noch lange nicht für alle, die es brauchen, ambulante oder stationäre Hospizbegleitung. Aber die Hospizbewegung hat das Thema Sterben vielerorts auf die Tagesordnung gebracht und zwar "von unten", das entspricht sehr wohl dem lutherischen Gedanken vom Priestertum aller Getauften. Nicht den Experten ist alles zu überlassen, du selbst bist gefragt.

Hand in Hand damit geht die Palliativmedizin. Ihr geht es darum, Menschen mit einer Erkrankung, bei der das Sterben absehbar ist, so zu begleiten, dass Schmerzen "beherrscht" werden und wie bei der Hospizbewegung auch die psychischen und sozialen, aber eben auch die spirituellen Fragen im Blick sind. Es geht nicht mehr um Lebensverlängerung, sondern um bestmögliche Lebensqualität bis zuletzt.

Ich erinnere mich gut, wie endlich die erste Krankenkasse palliative Versorgung in ihren Leistungskatalog aufnahm. Die Frau, die das initiiert hatte, war aktiv geworden, nachdem sie miterleben musste, wie ihr Mann unter entsetzlichen Schmerzen starb. Auch hier gibt es erfreuliche Fortschritte. Aber: Erst seit 2010 ist Palliativmedizin Teil der Ausbildung von Medizinerinnen und Medizinern, das war dringend notwendig. Aber auch Pflegende müssten viel besser unterwiesen werden, was palliativ möglich ist. Was das betrifft, ist Deutschland leider noch immer "Entwicklungsland", wie es in einem Beitrag der ZEIT 2013 hieß [15]. Dazu kommt die Pauschalisierung des Gesundheitssystems. Der genannte Artikel zeigt sehr schön, wie das so individuelle Sterben dem entgegensteht: Sieben Mal am Tag etwas zu trinken wird am Lebensende von der Krankenkasse erstattet. Ob jemand nur fünfmal trinken möchte oder neunmal nach Wasser ruft - irrelevant für die Abrechnung.

Seit 2010 gibt es die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland. Darin heißt es: "Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Sterben unter würdigen Bedingungen. Er muss darauf vertrauen können, dass er in seiner letzten Lebensphase mit seinen Vorstellungen, Wünschen und Werten respektiert wird und dass Entscheidungen unter Achtung seines Willens getroffen werden. Familiäre und professionelle Hilfe sowie die ehrenamtliche Tätigkeit unterstützen dieses Anliegen." Das fasst im Grunde zusammen, was Menschen sich wünschen, wenn sie an ihr eigenes Sterben und das naher Angehöriger denken. Und es weißt auf das Miteinander von Angehörigen, ausgebildeten Pflegekräften und Ehrenamtlichen hin, das im Idealfall ein sich jeweils gegenseitig entlastendes Zusammenspiel ist.

Es gibt also positive Entwicklungen. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wird mit dem Sterben behutsamer umgegangen. Palliativmedizin und Hospizbewegung haben das Bewusstsein für die Bedürfnisse der Sterbenden erweitert. Das wäre im lutherischen Sinne - die Würde des Menschen hängt nicht davon ab, ob er gesund oder krank, leistungsfähig ist oder im Sterben liegt.

3.3. Rituale können uns Halt geben im Leben und im Sterben

Zu Luthers Zeiten waren die Rituale im Leben und im Sterben eingeübt. Die Beerdigung meiner Mutter hat mich sehr bewegt. Du kannst 55 Jahre alt sein und deine Mutter war 91 - trotzdem ist es ein fundamentaler Abschied. Gott sei Dank konnten meine Schwestern und ich das alles in Ruhe besprechen und vorbereiten. Und die Rituale unseres Glaubens haben uns getragen und gehalten. Bei der Trauerfeier hat eine den Lebenslauf verlesen, die andere die Ansprache gehalten, die dritte die Fürbitten gebetet, mein Schwager georgelt, Neffen und Nichte haben musiziert. Wenn eine Beerdigung überhaupt "schön" sein, kann, dann war sie es. Wir haben miteinander geweint und gelacht, gesungen und gebetet. Wenn einer die Stimme brach, sangen die anderen weiter.

Doch, eine Trauerfeier kann schön sein. Aber dazu gehört auch Vorbereitung, Gespräch miteinander, ein Hinhören: Was ist dem einen wichtig, was der anderen? Welche Lieder und Texte liegen am Herzen, was ist zu berücksichtigen, woran sollten wir denken mit Blick auf den Verstorbenen, was hätte sie gefreut, was ist für die wichtig, die kommen?

Aber wer kennt die Rituale noch? Wir sollten sie dringend neu lernen! Denn gerade in Situationen von Angst, Schmerz und Leid, helfen sie uns wie Geländer, an denen wir uns Schritt für Schritt vorantasten. Diejenigen, die weiterleben, müssen diese Schritte des Abschieds gehen. Und es hilft ihnen, wenn sie sie kennen. Sie geben uns ja auch Sicherheit. 2003 habe ich die Trauerfeier für Heinz Zahrnt gestaltet. Als wir in Soest im langen Zug von der Kirche zum Friedhof gingen, kam uns ein Auto entgegen. Aus meiner ersten Gemeinde kannte ich es, dass ein Auto selbstverständlich an die Seite gefahren und der Motor abgestellt wurde. Das war eingeübt, Ritual eben. Der Fahrer wusste, wie es sich zu verhalten gebührt. In Soest drückte der ungeduldige Autofahrer auf die Hupe. Ähnlichen Verlust an selbstverständlich pietätvollem Verhalten habe ich auf Friedhöfen erlebt. Kommt ein Beerdigungszug, halten die Menschen inne, Männer nehmen den Hut ab aus Respekt vor dem Toten, den Trauernden. Als wir in Berlin einen Freund beerdigten, ging das Gerede und Grabverschönern und Laufen mit der Gießkanne schlicht weiter. Gut, mancher mag das als Normalität der Freiheit gegenüber dem Zwang der Normen ansehen. Aber es ist auch eine Verunsicherung: Wie verhalte ich mich?

Dabei können die Rituale kulturbedingt auch sehr unterschiedlich sein. Als ich zum Trauergespräch zu einer evangelischen Familie kam, die aus Russland stammt, stand der offene Sarg mit dem Großvater aufrecht im Zimmer. Ich war überrascht, aber sie meinten, das sei ihre Tradition, der Verstorbene soll anwesend sein, wenn über ihn und seine Beerdigung gesprochen wird. Das habe ich nie vergessen, weil es eindrücklich war. Und ein wenig auch zum Schmunzeln, finde ich. Von Befangenheit gegenüber dem Toten jedenfalls war keine Spur.

Im realen Leben helfen Rituale angesichts des Todes. Immer wieder habe ich erlebt, wie sie uns Halt geben, wenn wir nicht wissen, was zu sagen oder zu tun ist. Und zu diesen Ritualen gehören Texte, Lieder, Gebete. Manches Mal hätte ich stumm bleiben müssen, wenn mir nicht größere Worte anderer wieder zu Stimme verholfen hätten.

Rituale sind Geländer, an denen wir uns in Zeiten des Umbruchs festhalten können. Aber es ist auch von Bedeutung, dass wir sie uns aneignen, die Spielräume, die sie anbieten füllen und individuell gestalten. Deshalb finde ich es richtig, Trauerfeiern zu besuchen, auch bei Menschen, die uns nicht ganz so nahe standen. Eine gute Tradition ist es bis heute auf Dörfern, dass die Nachbarn mitgehen, eine große Schar die unmittelbaren Angehörigen begleitet. Rituale werden gemeinsam gepflegt und wenn wir sie kennen, machen uns auch Beerdigungen weniger Angst, weil die Unsicherheit nicht so groß ist.

3.4. Suizidgedanken gibt es, lasst uns drüber reden

Nein, niemand kann zum Leben gezwungen werden, das ist doch glasklar. Aber wie fühlst du dich, wenn du jemandem den Trunk zum Tode gibst? Ist das wirklich ein Liebesdienst, wie es oft so schön beschrieben wird?

Wer würde denn entscheiden wollen, dass es Zeit für die finale Spritze oder den Gifttrank ist? Ich nicht! Es ist Zeit für Ruhe, für Geduld, für Lieder, für Dabeibleiben. Da besteht eine Unverfügbarkeit, die natürlich viele Zeitgenossen unruhig macht, weil sie selbst bestimmen wollen. Aber sie zeigt auch was vom Leben, finde ich.

"Plädoyer für ein Sterben in Würde" - so titelt der SPIEGEL am 3.2.14. Ein gutes Plädoyer. Wer wollte denn anders sterben oder dass die Angehörigen unwürdig sterben? Niemand! Der Artikel ist am Ende wesentlich sensibler als der Titel verspricht. Etwa, wenn klar wird: "Gerade weil es beim Sterben kein objektives Richtig oder Falsch gibt, kann die Haltung des Einzelnen beeinflusst oder manipuliert, der Lebenswille gestärkt oder geschwächt werden. Wie aufrichtig ist ein Todeswunsch, wie endgültig, wie unumstößlich. ‚Herr Doktor, können Sie mir nicht eine Spritze geben, damit ich morgen nicht mehr aufwachen muss?' Diese und ähnliche Sätze klingen eindeutig - und doch sind sie nicht mit einem tatsächlichen Sterbewunsch gleichzusetzen." [16]

Ich finde es beachtlich, dass der SPIEGEL so differenziert hinschaut. Er zeigt im Artikel auch, was Palliativmediziner oft sagen: Der Wunsch Schwerkranker, zu sterben, ist oft der Wunsch nach dem Ende einer Situation, die unerträglich erscheint.

Der Palliativmediziner Sven Gottschling sagt: "An der Diskussion rund um Sterbehilfe stört mich, dass wir über Menschen diskutieren, die man durch eine Spritze von unendlichem Leid erlösen will, das sie vermutlich gar nicht hätten, wenn wir nur die Möglichkeiten der Palliativversorgung richtig nutzen und sie vor allem flächendeckend anbieten würden. Die Palliativmedizin nicht auszubauen, aber dafür über aktive Sterbehilfe nachzudenken, ist geradezu zynisch." [17]

Sehr nachdenklich gemacht hat mich ein Interview mit Inge Jens. Ihr Mann, Walter Jens, hatte ja vehement für die Freiheit zu Sterben gekämpft. Im Interview sagt sie über das Erleben und Erleiden der Zeit mit ihrem dementen Mann: "Wir hatten eine gleichlautende Patientenverfügung, die vorsieht, alle lebensverlängernden Maßnahmen zu unterlassen. In lichten Momenten sagte mein Mann: ‚Nicht totmachen, nicht totmachen', aber auch: ‚Ich will nicht mehr. Ich will sterben.' Als Gesunder hat er für Sterbehilfe plädiert, und als Kranker hat er leben wollen. Mit dieser Erkenntnis bin ich noch lange nicht fertig. Doch wer hätte das Recht gehabt, ihn umzubringen? Ob ich richtig oder falsch entschieden habe, werde ich nie erfahren, damit muss ich leben. Ich weiß nicht, ob ich, wenn ich in dem Zustand sein werde, dann nicht auch leben will. Ich bin nicht besonders fromm, aber das muss ich einer mich übersteigenden Kraft anheimstellen." [18] Diese Aussage von Inge Jens hat mich mehr beeindruckt als viele andere Beiträge, weil sie nicht Thesen aufstellt über das Sterben, sondern nachdenklich ist, offen ist für Fragen. Das scheint mir entscheidend.

Zuletzt

Von Luther und seiner Welt lässt sich nicht reden ohne den Glauben, der sein Leben bestimmt hat. Mir ist sehr klar, dass viele diesen Glauben an die Auferstehung als das sehen, was Karl Marx als "Opium des Volkes" bezeichnet hat. Eine Art Beruhigungsmittel für Menschen, die in dieser Welt leiden und auf die nächste vertröstet werden. Nach dem Motto: Haltet die Ungerechtigkeit dieser Welt leidend aus, in der nächsten Welt werdet ihr reichlich entlohnt. Und ja, in der Bibel gibt es auch Texte, die das aussagen. Etwa die Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus. Der Reiche, der Lazarus vor seiner Tür verachtet, realisiert leidend im Höllenfeuer die Fehler seines Lebens. Lazarus aber liegt wohlgeborgen in Abrahams Schoß (Lk16,20ff.). Das deutet in der Tat darauf, dass es in Gottes Zukunft eine Art ausgleichende Gerechtigkeit geben wird. Und das treibt uns ja auch heute um. Wie wird es den Mördern und Menschenverächtern in Gottes Zukunft ergehen? Können wir uns vorstellen, dass Hitler, Stalin, Pol Pot Gnade von Gott erwarten können?

Für mich persönlich waren die Gespräche über das Sterben mit Heinz Zahrnt von großer Nachhaltigkeit. Er war so eine Art Fels des Protestantismus, lange Chefredakteur des Deutschen Allgemeinen Sonntagsblattes und Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Sein Buch "Die Sache mit Gott" hat mich wie viele andere begeistert, weil er eine Sprache fand, theologische Herausforderungen so darzustellen, dass sie relevant wurden im Alltag der Welt.

Während er sein letztes Buch schrieb [19], haben wir uns getroffen und telefoniert. Mich hat berührt, wie er begann, seinen eigenen Tod zu reflektieren, dieses allgemeine Wissen, wie er sagte, dass zur persönlichen Nachricht wird. Und Heinz Zahrnt hatte einen Gedanken, der mich besonders fasziniert hat: Ewiges Leben ist kein Konzept für das Diesseits. Im Buch beschreibt er das so: "Aber ‚ewiges Leben' im Sinne bloßer zeitlicher Dauer wäre unerträglich. Von daher erhält der Tod eine ‚gnädige Rückseite'. Oder bedeutet es etwa keine Gnade, wenn Gott das Verlangen des Menschen nach ‚Unsterblichkeit' nicht erfüllt, sondern durch den Tod verhindert, daß er auf immer leben muß? Denn allein durch die Abschaffung des Todes entstünde noch kein ‚ewiges Leben' - dadurch ergäbe sich nur eine Fortsetzung des hiesigen Lebens in unaufhörlicher Dauer. Und wer vermöchte dies zu ertragen? Schon bald würden wir zum Augenblick nicht mehr sprechen: ‚Verweile doch, du bist so schön', sondern uns den Tod mit allen Kräften unserer Seele herbeiwünschen. Für immer leben, das wäre nicht das ewige Leben - es wäre die ewige Hölle." [20]

So hatte ich davor die Sache mit dem Tod nicht gesehen. Ja, der Tod ist schmerzhaft. Abschied tut weh. Aber ewiges Leben im Hier und Jetzt wäre keine Erlösung. Es geht darum, die geschenkte Zeit auszukosten, wie kurz oder lang sie sein mag, und dann Ruhe zu finden bei Gott. Das Leben ist dann keine Sackgasse, wie Heinz Zahrnt sagt, sondern aus dem Punkt macht Gott einen Doppelpunkt, das 'Exitus' des Arztes wird zum ‚Introitus' des Glaubens [21] und das wird bei jeder christlichen Bestattung deutlich, bei der wir Psalm 121 (8) zitieren: "Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit". Der Ausgang aus diesem Leben denkt den Eingang in Gottes Zukunft bereits mit, das wird auf diese Weise in der Liturgie deutlich.

Zahrnt konnte wie Luther in verstehbarer Sprache über die großen Fragen des Glaubens sowie der Theologie sprechen und schreiben. Am Ende hat er mich 2003 gebeten, ihn zu beerdigen bzw. seine Trauerfeier zu gestalten. Vor allem sein Satz: "Der Tod ist kein hoffnungsloser Fall" [22] hat mich nachhaltig beeindruckt. Er ist voll von Lebensheiterkeit, Hoffnung und Glaubenszuversicht, finde ich. Zahrnt schreibt: "Wohin Gott durch den Tod uns führt, bleibt ein Geheimnis. Mit einem Geheimnis aber kann man leben, wenn man Vertrauen hat. Über ein Geheimnis kann man auch nachdenken und sogar spekulieren, aber man kann es nicht enträtseln wie den Mordfall in einem Kriminalroman. Wenn der Tod für uns aus einem menschlichen Rätsel zu einem göttlichen Geheimnis wird, dann sind wir ein Stück weiter, dann haben wir überhaupt die letzte uns mögliche Stufe menschlicher Lebensweisheit erreicht und können ‚das Zeitliche segnen'." [23] Dem hätte auch Luther nichts hinzuzufügen.


  1. Neumann S. 79.
  2. Ebs.S.80
  3. Ebs.S.82
  4. Ebs.S.78
  5. Teile der folgenden Absätze sind angelehnt an meinen Hauptvortrag vor der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Winnipeg 2003.
  6. Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, Brief vom 16.7.44.
  7. WA 22, 100, 13f.
  8. WA 10/3, 1,7-2.2.
  9. Heinz Schilling, Martin Luther, München 2012, S. 588.
  10. Ebd. S. 589.
  11. Heinz Zahrnt, Glauben unter leerem Himmel, München 2000, S. 250.
  12. Simone de Beauvoir, Ein sanfter Tod, Berlin 2007, S. 106.
  13. Fritz Roth, Das letzte Hemd ist bunt, Frankfurt 2011, S. 27.
  14. Diese Zahlen und die Folgenden sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zum Thema "Sterben in Deutschland" veröffentlicht von: Deutscher Hospiz- und Palliativverband 3.V., 20.8.12.
  15. Vgl. Anna von Münchhausen, Sterben und Sterben lassen, in: Die ZEIT 31/2013, 4.8.2013.
  16. Der moderne Tod, in: SPIEGEL3.2.2014, S. 31ff.; S. 33.
  17. "Heißt das, ich muss sterben?", in FAS 2.3.14, S. 49.
  18. Herlinde Koelbl, Er versank vor meinen Augen buchstäblich ins Nichts. Interview mit Inge Jens, in: DIE ZEIT 6.2.2014.
  19. Vgl. Heinz Zahrnt, Glaube unter leerem Himmel, München 2000.
  20. Ebd. S. 250.
  21. Vgl. ebd. S. 254.
  22. Zahrnt, aaO., S. 254.
  23. Ebd. S. 257.