Statement des EKD-Ratsvorsitzenden zum Start des Internetangebots "Evangelisch - das Ganze leben"

Manfred Kock

Bad Neuenahr

Sehr geehrte Damen und Herren,
Was macht eigentlich die evangelische Kirche? Sie tauft, sie konfirmiert, sie beerdigt. Das sind die naheliegenden Antworten. Heute müssen Informationen über lebensbegleitende kirchliche Angebote ergänzt und breit gestreut werden. Sie erreichen die Menschen nur, wenn sie ansprechend aufbereitet werden. Unser Ziel muss sein, dass Menschen mit den modernen Kommunikationsmitteln leicht herausfinden können, was die Kirchen ihnen in ihrer jeweiligen besonderen Lebenslage anbieten kann. Für die neue Website "Evangelisch - Das Ganze leben" (www.evangelisch-das-ganze-leben.de/) haben mehrere Landeskirchen ihre Interneterfahrungen weiterentwickelt. Das neue Informations- und Orientierungsangebot für kirchliche Dienste und Angebote geht auf viele wichtige Grundsituationen von Einzelnen und Familien ein. Dabei haben wir insbesondere die Zielgruppe der jungen Frauen im Blick.

Das Leben besteht nicht nur aus positiven Erlebnissen und schönen Ereignissen. Der Alltag zwischen Arbeit und Familie kann auch zur Last werden: fehlende freie Zeit, Eheprobleme Erziehungsschwierigkeiten, Pflege und Tod von Angehörigen. Gerade auch für solche problematischen Lebensphasen bietet die evangelische Kirche ihre Dienste an. Gottesdienstliche Begleitung, diakonische Dienste und seelsorgerliche Beratungsangebote sind an der Biographie der Menschen orientiert und haben so „das ganze Leben“ im Blick.

Glück und Trauer, Dankbarkeit und Enttäuschung, Gelin-gen und Scheitern, Neuanfang und Abschied, Schmerz und Freude, liegen oft eng beieinander. Darum wollen wir aus christlicher Perspektive den Menschen, vor allem den jungen Menschen Mut zu einem ganzen Leben machen. Dies spiegelt das neue Internetangebot www.evangelisch-das-ganze-leben.de. Dort sagen wir von uns als Kirche: „Wenn Sie uns lassen, gehören wir gerne zu Ihrem Alltag dazu.“

Es ist das erste Mal, dass eine eigenständige Internetpräsentation die Angebote der evangelischen Kirche auf die gesamte Palette der Lebenslagen eines Menschen bezogen darstellt.

Im Rahmen der Angebote sollen vorwiegend Frauen angesprochen werden, besonders die berufstätigen Frauen im Alter zwischen 25 und 40 Jahren. Diese Zielgruppe wurde gewählt, weil es besonders die Frauen sind, die sich um die religiöse Sozialisation in den Familien kümmern. Sie sind es, die zumeist den Kontakt zur Kirche halten oder initiieren, die ein Taufgespräch anmelden, einen Trauspruch aussuchen oder die Kinder zum Einschulungsgottesdienst begleiten. Mit dieser Präsentation ist es nun gelungen, dieser Personengruppe einen Service im Internet zu bieten, die unsere Unterstützung in besonderer Weise braucht, weil sie nicht nur eingespannt ist in Familien-, Erwerbs- und Erziehungsarbeit, sondern häufig auch noch ehrenamtliche Engagements in kirchlichen oder anderen gesellschaftlichen Gruppen eingehen.

Die evangelischen Internetangebote sind mit diesem Projekt in eine neue Phase getreten. In den ersten Jahren seit 1995 kam es vor allem darauf an, als Kirche im Internet überhaupt präsent zu sein und Fuß zu fassen. In den Jahren danach informierten immer mehr Landeskirchen kontinuierlich aus ihrer Region; die EKD baute ein Portal für den Einstieg in die kirchlichen Angebote. Veranstaltungskalender kamen hinzu, die Daten der Oster- und Weihnachtsgottesdienste wurden gesammelt, Predigten und Glaubenstexte eingestellt, Synodenmagazine ins Leben gerufen oder Online-Bibel-Spiele publiziert. Nicht zu vergessen die vielen Kirchengemeinden, die sich im Internet darstellen. Das Internet gehört heute zur evangelischen Publizistik selbstverständlich hinzu.

Die kirchlichen Angebote werden inhaltlich stärker ausdifferenziert. Sie konzentrieren sich nun auf einzelne Zielgruppen. So startete die Ev.-luth. Kirche in Bayern das Konfiweb.de (www.konfiweb.de/),  das sich besonders an Jugendliche im Konfirmationsalter richtet. „Advent ist im Dezember“ (mit der gleichnamigen Internetadresse, ausgehend von der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers) ist ein interaktives Angebot mit Diskussionsforum für diejenigen, die sich über die vorgezogene kommerzialisierte Adventszeit ärgern.

Das im letzten Jahr gestartete "Trauernetz.de" (www.trauernetz.de/) der Ev. Kirche im Rheinland ist Anlaufpunkt für Fragende und Ratsuchende rund um die Themen Verlust und Tod.

Und heute:"Evangelisch - Das Ganze leben" (www.evangelisch-das-ganze-leben.de/), das die drei bereits genannten Kirchen (Bayern, Hannover, Rheinland) gemeinsam mit der Ev. Landeskirche in Württemberg und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verwirklicht haben.

„Was macht eigentlich die evangelische Kirche?“ Diese Frage hat das neue Internetangebot multimedial in Szene gesetzt. Wenn die Besucherinnen und sicher auch einige Besucher das Angebot als nützlich und informativ erleben, hat es sein Ziel erreicht. Wenn sie zudem neugierig gemacht werden auf den Zusammenhang von Glauben und Leben, wenn sie sich an den Diskussionen der Foren beteiligen oder sogar direkt den Kontakt zu einer Kirche suchen, so freut es mich und alle, die hinter dieser Initiative stehen und viel Arbeit und phantasievolle Ideen investiert haben.

Und so schalte ich nun mit besten Wünschen für ein gutes Gelingen dieses Angebot unserer Kirchen frei.
 




Hinweis:

 

30 exemplarische Situationen, an denen Frauen der Kirche begegnen sind 10 biographischen Stationen zugeordnet: die Geburt eines Kindes in einem ev. Krankenhaus, das freiwillige Diakonische Jahr, die Evangelische Studierendengemeinde, das Traugespräch bei einer Pfarrerin oder die Mitarbeit in einem Hospiz, seien als Beispiele benannt.

Unterschiedliche Lebenssituationen sind, wie es das Internet erfordert, in aller Kürze beschrieben. Die kirchlichen Angebote werden dargestellt und mit nützlichen Internetadressen zur weiteren Recherche präsentiert. Dafür wurden die Texte über-wiegend von Frauen verfasst. In 10 kurzen Filmen kommen Frauen mit ihren Erlebnissen zu Wort.