Grußwort anläßlich der 9. Tagung der 11. Landessynode der EKiBB

Manfred Kock

Berlin

Es gilt das gesprochene Wort.

Verehrte Frau Präses,
sehr geehrte Synodale,
liebe Schwestern und Brüder,

ihre Einladung zum heutigen Gottesdienst und ihre Bitte um ein Grußwort habe ich sehr gern angenommen. Es gibt Gelegenheit, ihnen dafür zu danken, dass sie in der Gemeinschaft der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland den christlichen Glauben in besonderen Herausforderungen bewähren.

Wenn sich das öffentliche Interesse in Deutschland auf unsere Bundeshauptstadt richtet, sind Sie als evangelische Kirche vor Ort vielfach gefordert. Im Seitenschwenk der Kameras und Mikrophone wird direkt und indirekt erfasst, wie die Kirche und die Christen hier in und um Berlin denken und handeln. Aber auch abseits des Medienrummels sind Sie zur Stelle, wenn es darum geht, Menschen, die in unserem Land politische und gesellschaftliche Verantwortung tragen, vom christlichen Glauben her seelsorgerlich zu begleiten, zu trösten und zu ermahnen.

Das Zeugnis der Kirche trifft aber in der Öffentlichkeit keineswegs nur auf Zustimmung oder distanzierte Freundlichkeit. Das zeigt sich am Beispiel des Religionsunterrichts in Berlin und Brandenburg, dem nicht wenige Politiker eine faire Chance verweigern wollen. Beharrlich, klar, verbindlich und immer aufs Neue argumentierend treten die Vertreterinnen und Vertreter der EKiBB unter manchen Anfeindungen nun schon seit vielen Jahren für die Anliegen des konfessionellen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen ein. In einer pluralen Gesellschaft ist der konfessionelle Religionsunterricht in der Schule ein unverzichtbarer Faktor allgemeiner und individueller Bildung. Er gehört in den schulischen Fächerkanon, damit Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene "sich frei und selbständig religiös orientieren können" - wie es die EKD- Synode 1997 formuliert hat. Auch in Brandenburg muss der Religionsunterricht als ein ordentliches Unterrichtsfach in der Stundentafel verankert werden. Mit dieser Haltung stehen die Kirchen nicht allein. Eine vom Emnid-Institut im Auftrag der EKD vor etwa einem Monat durchgeführte Repräsentativbefragung hat ergeben: Nur 24% der Deutschen finden es richtig, dass das Bundesland Brandenburg ein Pflichtfach LER für alle Schüler eingeführt hat. Selbst in Brandenburg, wo die Christen nur eine Minderheit bilden, ist eine Bevölkerungsmehrheit von 50% für eine gleichberechtigte Stellung der Fächer.


Christliches Zeugnis der Gemeinde, der Christen und Christinnen im Alltag trifft auf Bedingungen, die sich, von mindestens denen in den westlichen Gliedkirchen unterscheiden: Ich möchte allen, die sich in der säkularen Großstadt, in den Kleinstädten und auf dem Lande einstellen auf die radikalen Wandlungen der Lebensform und Lebensbedingungen und dabei das Zeugnis des Glaubens ablegen, von Herzen für ihren Dienst danken.

Wenn ich den vielen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg für ihr Zeugnis und ihr Engagement danke, gilt dieser Dank in besonderer Weise ihrem Bischof. Aus der guten geschwisterlichen Zusammenarbeit im Rat der EKD weiß ich, in wie vielen Veranstaltungen, ökumenischen Foren und politischen Diskussionsrunden er präsent ist und die Anliegen des Rates der EKD wach und kompetent vertritt. Das Rahmenthema der Legislaturperiode dieser Landessynode "Leitlinien kirchlichen Handelns in missionarischer Situation" trägt seine Handschrift; er bringt die Notwendigkeit des missionarischen Handelns ebenso immer wieder in die Diskussionen der EKD ein.

Der Beratungsschwerpunkt dieser Landessynodaltagung liegt beim Thema "Gemeinde". Ich zitiere dazu aus der Kundgebung der EKD-Synode 1999 in Leipzig zum Schwerpunktthema "Reden von Gott in der Welt - Der missionarische Auftrag der Kirche an der Schwelle zum 3. Jahrtausend": Dort heißt es: "Wer glaubt, kann nicht stumm bleiben. Wer glaubt, hat etwas zu erzählen von der Güte Gottes. Darum tragen wir die Bilder des Lebens, des Trostes und der Sehnsucht weiter und treten ein für die Sache Gottes – leise und behutsam, begeistert und werbend. So folgen wir dem Auftrag Jesu Christi. Dafür brauchen wir die Gemeinschaft mit anderen in der Gemeinde: Die Gemeinschaft der Mütter und Väter, die vor uns geglaubt und ihren Erfahrungen mit dem lebendigen Gott in Geschichten und Liedern, Bildern und Gebeten Ausdruck gegeben haben, und die Gemeinschaft der Geschwister, die gemeinsam und vielsprachig für den Glauben eintreten." Dazu soll auch mein Grußwort dienen.

Ich wünsche Ihrer Synodaltagung einen gesegneten Verlauf und Ihren Beratungen fruchtbare Ergebnisse.