Bühne frei in Wittenberg

Was die Weltausstellung Reformation in diesem Sommer zu bieten hat

Der Ursprungsort der Reformationsbewegung wird zum Festivalgelände: 16 Wochen lang soll die Weltausstellung Reformation in Wittenberg eine Freiluftbühne für die großen Fragen der Zeit sein.

Das Lutherpaar 2017 geht durch ein Tor der Weltausstellung Reformation
Das Lutherpaar 2017, Bernhard Naumann und Katja Köhler, geht durch eins der sieben Holztore, die die Torräume der Freiheit symbolisieren.

Seit Anfang Mai verändert sich Wittenberg mit jedem Tag. Wo eben noch Bagger gegraben haben, liegt plötzlich frisch ausgerollter Rasen. Aus Holz und Stahl und Lehm wachsen in den ehemaligen Wallanlagen Pavillons und Bühnen. Für mehr als 100 Veranstaltungen pro Woche sollen sie vom 20. Mai bis 10. September Platz bieten: Andachten und Podiumsdiskussionen, Workshops, Klassik- und Popkonzerte. Mit dem Start der Weltausstellung anlässlich des 500. Reformationsjubiläums am 20. Mai wird die Wittenberger Altstadt von sieben Themengebieten umgeben sein, den „Toren der Freiheit“.

Wer am Hauptbahnhof mit dem Rundgang um die Lutherstadt herum beginnt, kann zunächst den „Perspektivwechsel“ wagen. Im Mantel einer bedruckten Plane sieht der Aussichtsturm aus wie die im vergangenen Jahr erschienene Neuauflage der Lutherbibel. Das Plateau in 25 Metern Höhe bietet sowohl einen Überblick über die Altstadt mit ihren vielen Kirchtürmen als auch auf den grünen Gürtel der Wallanlagen. Auch der Platz für den Truck des Europäischen Stationenweges, der am 20. Mai offiziell begrüßt wird, ist im Willkommensbereich vorgesehen. Er zeigt Reformationsgeschichten, die er aus verschiedenen Ländern mit nach Wittenberg bringt. Daneben schicken alle Stationen der vergangenen Monate Städtebanner nach Sachsen-Anhalt. Von ihnen wird der Fußweg vom Bahnhof in die Innenstadt flankiert.

Innehalten, lernen und austauschen

Zu den Themen Spiritualität, Jugend, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, Globalisierung, Kultur sowie Ökumene und Religion haben Institutionen aus Politik und Gesellschaft verschiedene Orte zum Innehalten, Lernen und zum Austausch geschaffen, zum Beispiel das „House of One“ als interreligiöses Begegnungszentrum und die Stege am Bunkerberg neben dem Lutherhaus zur Selbsterfahrung und Meditation.

Auch die Landeskirchen aus dem Verbund der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) tragen mit eigenen Projekten zur Weltausstellung bei. So ließen die Bayern im Torraum Ökumene einen Garten entstehen, der aus jedem Jahrhundert seit Martin Luther einen Reformator der bayerischen Kirchengeschichte vorstellt. Hannover schuf einen „Erlebnis-Raum“, in dem sich Besucher mit der Bedeutung der Taufe auseinandersetzen und an ihr eigenes Christwerden erinnern lassen können. Einen weiteren Erlebnisraum bietet die Landeskirche Hessen und Nassau rund um das Thema „Segen“. Neben ihrer preisgekrönten „LichtKirche“, die für Trauungen und Taufen gebucht werden kann, soll im Torraum Globalisierung der Segens-Roboter „BlessU-2“ zur Diskussion über Digitalisierung und die Vermenschlichung von Maschinen anregen.

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Dienstags ist Ruhetag auf der Weltausstellung, was aber keine Langeweile bedeuten muss. Vier Besuchermagnete der Lutherstadt sollen durchgehend geöffnet sein: Das Riesenrad "Zwischen Himmel und Erde" in den südlichen Wallanlagen dreht sich für Aussicht- und Gesprächsuchende gleichermaßen, denn auf Wunsch steigt ein Seelsorger mit in die Gondel. Yadegar Asisis Panorama „Luther 1517“ lädt zu einem Rundgang durch das damalige Wittenberg ein. Und auch die beiden Kunstausstellungen am Ost- und am Westende der Altstadt haben Dauerbetrieb.

Da sind das Lutherhaus mit der Nationalen Sonderausstellung „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ sowie der Mitmachausstellung „Der Mönch war's!“, die nicht nur Kindern einen spielerischen Zugang zum 31. Oktober 1517 ermöglicht – dem Tag, an dem Luther der Überlieferung nach seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche nagelte. Im Alten Gefängnis hingegen haben mehr als 65 internationale Künstler die ehemaligen Zellen zu kleinen Welten umgestaltet, in denen es um die künstlerische Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts geht.

Als „das vielfältigste Event zum 500. Reformationsjubiläum und eine der größten Veranstaltungen im Jahr 2017“ haben die Organisatoren des Reformationssommers ihre Schau unter freiem Himmel angekündigt. Von dem Ergebnis jahrelanger Vorbereitungen können sich Besucher ab dem 20. Mai immer mittwochs bis montags zwischen 10 und 18 Uhr selbst überzeugen.

Christina Özlem Geisler (epd)


Ein Tagesticket für die Weltausstellung kostet 19 Euro, ermäßigt 14 Euro. Ein Zwei-Tagesticket kostet 26 Euro, ermäßigt 20 Euro. Das Saisonticket, mit dem Besucher die Weltausstellung während der gesamten Dauer der Freiluftausstellung anschauen können, ist für 59 Euro, ermäßigt für 44 Euro erhältlich. Im Saisonticket sind dauerhaft die Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ sowie das Asisi-Panorama „Luther 1517“ inbegriffen.