Themenheft zum Sonntag Reminiszere 2024 erschienen

Fürbitte für Bedrängte und Verfolgte in Armenien

In vielen Ländern der Welt werden Christinnen und Christen verfolgt, bedrängt, in ihrer Glaubenspraxis und damit in ihrer Religionsfreiheit eingeschränkt. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ruft deshalb seit 2010 am Sonntag Reminiszere, dem zweiten Sonntag der Passionszeit, Kirchen und Gemeinden auf, für bedrängte und verfolgte Glaubensgeschwister zu beten und sich auch auf andere Weise für diese einzusetzen. Die jährliche Publikation zum Sonntag Reminiszere ist jeweils der Situation eines bestimmten Landes gewidmet. Am 25. Februar 2024 soll insbesondere der Menschen in Armenien gedacht werden.


Im September 2023 wurde die armenische Bevölkerung, die seit eineinhalb Jahrtausenden in Bergkarabach, heute eine Enklave in Aserbaidschan, beheimatet war, innerhalb weniger Tage von dort vertrieben. Mehr als 100.000 Menschen konnten nur das Nötigste mitnehmen in eine vollkommen ungewisse Zukunft. Zuvor hatte der militärisch überlegene Nachbarstaat Aserbaidschan über neun Monate den einzigen Zugang zu Bergkarabach blockiert, die Menschen dort systematisch ausgehungert und sie selbst von der notwendigsten medizinischen Versorgung abgeschnitten. Nach nur einem Tag der Angriffe der Armee Aserbaidschans auf Bergkarabach musste die Kapitulation erklärt werden.


„Die Bilder von endlosen Autokolonnen auf dem Weg zur Grenze nach Armenien können nur andeuten, wie brutal und demütigend es sein muss, wenn Menschen mit ein paar schnell zusammengerafften Habseligkeiten und der Hoffnung, noch genug Benzin für die Fahrt kaufen zu können, fliehen müssen“ sagt EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber. „Und wenn der armenische Staat den Menschen aus Bergkarabach auch Zuflucht gewährt und sie zunächst mit dem Nötigsten ausstattet: wir hören immer wieder, wie weh es den Vertriebenen tut, ihre Häuser und ihr Zuhause, ihre Nachbarschaft und ihre Arbeitsplätze, ihre Schulen, ihre Kirchen und auch die Gräber ihrer Familien zurücklassen zu müssen.“


Armenien ist das erste christliche Land der Welt; bereits im Jahr 301 wurde das Christentum Staatsreligion. Der Reichtum an christlichen Kulturgütern ist unschätzbar; aber genau diese christlichen Stätten und Kultgegenstände sind in der Vergangenheit immer angegriffen und zerstört worden. Das Auslöschen einer Kultur und damit die Zerstörung von Erinnerungen, Traditionen und Identitäten ist Teil der Verfolgung und gezielter Verletzungen von Religionsfreiheit.

Auslandsbischöfin Bosse-Huber erinnert eindringlich: „Dem armenischen Volk sind mit den Pogromen, Vertreibungen und schließlich dem Völkermord von 1915 die Erfahrungen ihrer Vorfahren ins Gedächtnis eingebrannt: etwa 1,5 Millionen Armenier wurden in der Zeit des Ersten Weltkrieges ermordet. Und die Welt hat zugesehen. Umso wichtiger ist es, dass wir heute nicht die Augen verschließen vor dem, was geschieht und was wir alle wissen können. Sondern dass wir als Kirchen Zeugen dessen sind, was unseren Geschwistern angetan wird. Und uns als Helfende und Anwälte an die Seite der Verfolgten und Gedemütigten stellen und sie wissen lassen, dass sie nicht vergessen sind. Dabei erinnern wir mit großem Respekt auch an das, was unsere Partnerkirchen in dieser schwierigen Situation für die Vertriebenen tun. Aber auch unsere Partner brauchen unsere konkrete Unterstützung, um ihrerseits helfen zu können.“

Die Online-Publikation bietet Hintergrundtexte, Interviews und aktuelle Informationen zu Kirche und Gesellschaft, Politik und Geschichte, Möglichkeiten zur praktischen Unterstützung, Bildmaterial sowie liturgische Texte zur Gottesdienstgestaltung, die für den Sonntag Reminiszere, aber auch weit darüber hinaus genutzt werden können.

Die Publikation ist online abrufbar unter www.ekd.de/reminiszere2024

Auf dieser Seite finden Sie auch regelmäßig weitere Informationen zur Situation in Armenien.

Hannover, 5. Februar 2024

Pressestelle der EKD