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EAfA-Rundbrief Nr. 83, 30.08.2019


Übersicht

Zu Beginn

„100 Jahre und ... weise“

Liebe Leserinnen und Leser,

Autonomie ist ein hohes Gut. In jedem Alter! Dazu zwei Beispiele, die mir in den letzten Wochen begegnet sind. Friedemann Binder, unser „Redakteur a.D. und Rentner im Selbstversuch“, den viele als Schreiber des Editorials an dieser Stelle in lebhafter Erinnerung haben, hat uns vor kurzem folgenden Text zukommen lassen:

Denk-würdige Nachlese zum „ZU BEGINN“ im Rundbrief Nr. 77, 4. Quartal 2017

Erinnern Sie sich an die haarsträubende Geschichte meines 101-jährigen „Rechi“-Fahrgastes, den seine Tochter während eines Klinik- und Rehaaufenthalts „ausgenommen“ und ausquartiert hatte und den seine energische, über 80-jährige Freundin dann aus dem Heim zu sich geholt hat? Jetzt ist dieser „Engel“ mit 86 Jahren überraschend gestorben. Und ich habe mir tagelang Gedanken darüber gemacht, wie es jetzt für Herrn NN mit seinen inzwischen 103 Jahren weitergehen mag. Dann erfahre ich zufällig von einem Rechikollegen, der „Gerettete“ habe das Problem selbst gelöst: Als man ihm den Tod der Partnerin mitteilt, wirft er spontan alle seine Medikamente weg, legt sich ins Bett und verstirbt nach 3 Tagen ebenfalls. Dieses glückliche Ende meiner haarsträubenden Weihnachtsgeschichte von 2017 wollte ich Ihnen doch nachliefern.

Bleiben Sie alle herzlich gegrüßt vom Redakteur a. D., Friedemann Binder (fbi)

Eine ganz andere Nachricht ist diese:

„Rüstige Rentnerin strebt politische Karriere an: 100-Jährige kandidiert für den Stadtrat.“ Das war im Vorfeld der Kommunalwahlen in Rheinland-Pfalz eine Meldung wert, die weit über das Land hinausging. Gestartet ist Liesel Heise auf dem Listenplatz 20 der Wählergruppe „Wir für Kibo“. Mit 991 Stimmen war sie nach der Wahl auf Platz 1. Sie wird Fraktionssprecherin. Es ist ein Herzensanliegen, das sie zur Kandidatur motiviert hat: das Freibad. 2011 wurde die Einrichtung in Kirchheimbolanden geschlossen. Aus Kostengründen, wie in so vielen Kommunen. Die Sanierung sei zu teuer. Die Bürgerinnen und Bürger protestierten und einige hatten die Idee, Liesel Heise anzusprechen. „Viele jüngere Menschen haben mich gefragt, ob ich mich nicht einsetzen könnte“. Und die ehemalige Lehrerin kandidierte für den Stadtrat von Kirchheimbolanden. Mit Erfolg. „So ein Freibad ist wichtig für die Gesundheit von Großen und Kleinen. Meinen Sie, ich wäre sonst so alt geworden? Seit 40 Jahren bin ich in Pension. Jetzt fange ich an, mich politisch zu engagieren. Das trauen mir offenbar viele Menschen im Ort zu.“

Was beide Personen verbindet? Zumindest auf den ersten Blick aus meiner Sicht dies: Es gibt gute Gründe für ihr Handeln. Sie folgen ihren Wertvorstellungen und bedenken den Sinn ihres Vorhabens – als Hundertjährige allemal. Wie können wir in Kirche und Gesellschaft das, was „Autonomie“ genannt wird, begreifen und leben?

Wir bleiben dran an dem Thema Hochaltrigkeit. Ich glaube, es gibt viel zu entdecken.

Christine Schöps, Vorsitzende der EAfA, Ev. Kirche der Pfalz

Aktuelles

Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund wurde der Aufruf „Was bleiben soll“ verteilt. Es handelt sich um ein Forschungsprojekt, dass die Lebens- und Glaubenserfahrung der Älteren bewahren und weitergeben will. Wir haben den Aufruf abgedruckt – und würden uns freuen, wenn Sie das Forschungsprojekt mit einem (fiktiven) Brief an Ihre Enkel*innen und Patenkinder unterstützen würden.

"Was bleiben soll"

Ein interreligiöses Forschungsprojekt

Schreiben Sie Ihrem Enkel- oder Patenkind einen Brief!

Aktuelles

Aus der Arbeit der EAfA, "Für morgen sorgen ..."

„Für morgen sorgen ...“

Das war Thema beim Stand der EAfA auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund. Und um es gleich vorweg zu sagen: es waren intensive Gespräche, die das „Bauen einer sorgenden Gemeinde“ begleitet haben.

Aus der Arbeit der EAfA, "Für morgen sorgen...."

Das Thema: Schlüsselerlebnis "Sorgende Gemeinde"
Einblicke ins Zentrum Älterwerden

Einblicke ins Zentrum Älterwerden: Einsamkeit im Alter. Von den Risiken und Wirkungen des Alleinseins

Ein Einblick in die Veranstaltung mit Manfred Spitzer, Professor und Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik in Ulm.

Das Thema

Informationen und Berichte aus den Mitgliedsorganisationen

  • Evangelische Landeskirche in Baden
  • Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
  • Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers
  • Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
  • Evangesliche Kirche von Kurhessen-Waldeck
  • Evangelische Kirche von Westfalen
  • Evangelische Landeskirche in Württemberg/LAGES
  • Deutsche Ev. Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung e.V. (DEAE)
  • Deutscher Ev. Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP)
  • Vereinigung Evangelischer Freikirchen

Informationen und Berichte aus den Mitgliedsorganisationen

Kurz-News

Literatur und Arbeitsmaterialien

EAfA-Vorstandmitglieder und Delegierte aus den Mitgliedsorganisationen stellen Ihnen einige Bücher und Arbeitsmaterialien vor!

Literatur und Arbeitsmaterialien

Zu guter Letzt

Gibt es eigentlich einen „Oma-und-Opa-Tag“?

Unser siebenjähriger Enkelsohn Leon wurde kürzlich auf die Häufigkeit dieser „besonderen Ehrentage“ aufmerksam. Es ging um Tage wie den Valentinstag, den Muttertag oder den Vatertag. Irgendwie beschäftigte ihn das sehr. Als dann eines Tages unsere zehnjährige Enkeltochter Ann-Lea fragte, ob einer von uns am „Tag des Buches“ in ihrer Schule vorlesen könne, fragte Leon verwundert: „Was ist das denn, ein Tag des Buches?“ Danach entwickelte sich ein durchaus lebhaftes Gespräch, in dessen Verlauf plötzlich die Frage aufkam: „gibt es eigentlich auch einen ‚Omatag‘ und einen ‚Opatag‘“? Oma und Opa mussten passen, wir konnten diese Frage definitiv nicht beantworten. Danach recherchierten wir, und dies durchaus mit Erfolg.

Hier einige Ergebnisse dieser Recherche (1):

In den USA wird der Großelterntag groß gefeiert und zwar am ersten Sonntag nach dem Tag der Arbeit (Labor Day) im September. An diesem nationalen Großelterntag richtet sich der amerikanische Präsident persönlich an die Nation. Eingeführt wurde der Tag 1978 von Jimmy Carter. Auch in Asien hat der Großelterntag Tradition, wie etwa in Singapur oder Taiwan.

In Frankreich gibt es seit 1987 einen Großmuttertag, der am ersten Sonntag im März gefeiert wird. Der 2008 eingeführte Großvatertag fällt auf den ersten Sonntag des Monats Oktober. Beide Gedenktage haben jedoch keinen offiziellen Charakter.

Polen hat seit dem Jahr 1965 den Großeltern zwei aufeinanderfolgende Gedenktage gewidmet: den Großmuttertag am 21. Januar und den Großvatertag am 22. Januar.

In Spanien und Portugal begeht man den Großelterntag am 26. Juli. Am selben Tag feiern auch lateinamerikanische Länder wie Argentinien, Nicaragua, Panama oder Paraguay den Großelterntag.

In Italien wird der nationale Großelterntag immer am 2. Oktober gefeiert. Eingeführt wurde der Tag 2005, initiiert wurde er unter anderem von den Blumenhändlern.

Der Schweizer Großelterntag wurde erstmals am 6. März 2016 begangen. Seither findet er immer am zweiten Sonntag im März statt. Dieser Tag soll die Gesellschaft darauf aufmerksam machen, wie viel die Großeltern für die Gesellschaft, die Familie und die Enkelkinder leisten. Nach Berechnungen des dortigen Bundesamtes für Statistik leisten Großeltern in der Schweiz 160 Millionen Stunden Betreuungsarbeit pro Jahr (Großmütter 113 Millionen Stunden, Großväter 47 Millionen Stunden). Das Bundesamt für Statistik bewertet diese unbezahlte Arbeit mit 8,146 Milliarden Franken pro Jahr.

In der Bundesrepublik Deutschland (2):

Bei uns kennt man die Einrichtung eines nationalen Großelterntages nicht, auch wenn immer wieder mal von unterschiedlichen Seiten über die Einführung eines solchen Ehrentages diskutiert wird. Um die gesellschaftliche Bedeutung von Großeltern zu würdigen, setzte sich bereits 2008 die damalige Bundesfamilienministerin und siebenfache Mutter Frau Ursula von der Leyen für einen „Oma-und-Opa-Tag“ ein. "Ich würde es begrüßen, einen Großelterntag zu feiern“, sagte sie der Illustrierten „Bunte“. Sie verwies darauf, dass der letzte Lebensabschnitt mittlerweile ein Vierteljahrhundert dauern kann und ältere Menschen viel Zeit und Erfahrungswissen zu geben bereit sind. Dadurch entsteht „ein völlig neues Bild“ von dieser Lebensphase. „Senioren entwickeln zahlreiche Aktivitäten und sind bereit, viel Zeit zu geben und ihre Kompetenz einzubringen. Sie erfüllen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft, die gestärkt werden sollte“, sagte Frau von der Leyen vor gut zehn Jahren.

Brauchen wir in Deutschland einen offiziellen Großelterntag? (3):

Auf der Internet-Plattform „großeltern.de – Das Beste für meine Enkel“ beschäftigt man sich u.a. mit dieser Frage. Hier denkt man generationsübergreifend und setzt sich für eine „Generationenzukunft für Jung und Alt“ ein. Man geht davon aus: „Nur wenn die Alten investieren, haben die Jungen künftig Arbeitsplätze. Nur wenn die Alten die Jungen unterstützen, können diese Familien gründen und Häuser bauen. Nur wenn die Jungen Familien gründen und Kinder bekommen, können die Alten von den Sozialsicherungssystemen profitieren. Nur wenn die Jungen innovative Produkte entwickeln, können die Alten auch ein hohes Alter mit Lebensqualität erreichen.“

Man plädiert für einen fairen Dialog der Generationen und wertschätzt das Engagement älterer Menschen. An anderer Stelle heißt es: „Wir denken jeden Tag an die, die in unserer Gesellschaft meist sehr leise oft viel Großes tun. Wenn Kindergärten oder Schulen sog. ‘Oma und Opa Tage’ feiern, finden wir das zusätzlich schön. Und worauf es uns ganz besonders ankommt: Das Alter, und eben auch Großeltern, von Klischees zu lösen. Es gibt nicht ‚den Opa’ oder ‚die Oma’. Keiner muss einen grauen Bart tragen. Alter ist für uns jugendliche Provokation. Es gibt den Typ Nena (24. März 1960) oder den ein wenig älteren Mick Jagger (26.7.1943) genauso wie die ehrwürdige über alles erhabene hanseatische Altersweisheit, eben den Typ Helmut Schmidt (23.12.1918).“

Fazit: „Wir brauchen die alten Provokateure ebenso wie die jungen Altersweisen. Deshalb lassen Sie uns damit beginnen, Vorurteile zu beenden. Wenn ein Großelterntag dazu beitragen kann, sollten wir ihn einführen.“ Dem schließe ich mich gerne an.

Fimtipps (4):

Die folgenden drei Kurzfilme beschäftigen sich auf sehr anregende Weise mit ganz alltäglichen Herausforderungen im Leben von Großeltern.

https://www.ekd.de/eafa/download/Filmtipps_zum_Thema_Grosseltern.pdf

Martin Erhardt, EAfA-Vorstandsmitglied, Ev. Kirche in Hessen und Nassau

 

Langfassung Nr. 83

Langfassung Nr. 83

Redaktionsschluss 2019

Der nächste Redaktionsschluss des EAfA-Rundbriefes ist der 2. Oktober 2019

EAfA-Rundbrief

Herausgegeben von der:

Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD
Herrenhäuser Str. 12
30419 Hannover
Fon: 0511 2796-205
Fax: 0511 2796-709
Mail: eafa@ekd.de | WWW: www.ekd.de/eafa/

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