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Weil manches noch brauchbar ist

Ein Kaufhaus für Menschen, die wenig Geld haben

09. November 2006


Große und kleine Teddybären sind im Regal sind liebevoll aufgereiht, Pullover und T-Shirts sauber gestapelt, die Buchabteilung gut sortiert - "die Präsentation unserer Waren ist das A und O", sagt Hartfried Groksch. Er ist Geschäftsführer eines großen Würzburger Kaufhauses, in dem es auf 1000 Quadratmetern Fläche von der Untertasse bis zur Waschmaschine alles zu kaufen gibt, was im alltäglichen Leben gebraucht wird. Nichts Besonderes, sollte man meinen. Aber dennoch ist das "Brauchbar" eine ganz besondere Einrichtung: Angeboten werden dort nämlich Artikel aus zweiter Hand, verkauft werden sie von Menschen, die von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Berufsförderungswerke ARGE, die in Würzburg zusammen von Sozial- und Arbeitsamt gebildet wird, geschickt wurden. Verkäufer, Verwaltungsleiter, Fahrer, Lageristen, Menschen die ein- und auspacken, die begutachten, putzen, drapieren, beraten - 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit verschiedensten Qualifikationen sind in unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen in dem Sozialkaufhaus beschäftigt, die meisten waren zuvor länger als ein Jahr arbeitslos.

"Wir sind häufig Anlaufstelle für Menschen, die in den ersten Arbeitsmarkt nicht mehr vermittelbar sind", sagt Groksch. Teilhabe am Arbeitsalltag wird für sie hier wieder konkret, sie können das "ganz normale Leben" proben, einen strukturierten Tagesablauf, den Kontakt zu Kollegen. Damit dieser oft schwierige Lernprozess gelingt, gibt es im "Brauchbar" auch eine sozialpädagogische Betreuung. Der Erfolg des Konzepts ist offensichtlich: Schon vor Öffnung des Geschäftes um 10 Uhr warten Kunden vor dem "Herzlich Willkommen"-Schild an der Tür, kaum hat sich diese geöffnet, sind die Räume erfüllt von Menschen und von reger Betriebsamkeit, auch im Cafe im Wintergarten sitzen zwei Mütter mit ihren Kindern: 250 Kunden täglich besuchen das "Brauchbar", schätzt Geschäftsführer Groksch. Der Kaffee kostet 30 Cent und die Stehlampe acht Euro -die Nachfrage ist so groß, dass er sein Ziel, "eine schwarze Null zu schreiben am Ende des Jahres", voraussichtlich auch in diesem Jahr wieder erfüllt. Vier Filialen in den sozialen Brennpunkten der Stadt konnten der gelernte Sozialarbeiter und sein Team inzwischen eröffnen, ein Schnäppchenmarkt für Kunden, die nur bis zu drei Euro pro Artikel ausgeben können, gehört ebenso dazu wie der "Stoffwechsel", eine Einrichtung, die ihre Türen nur für Frauen öffnet.

Vor zehn Jahren hat der gelernte Sozialarbeiter Groksch die gemeinnützige GmbH "Brauchbar", die von der Diakonie und der Gesamtkirchengemeinde getragen wird, gegründet. "Das ist mein Baby und ich wache nun darüber, dass es ihm auch in Zukunft gut geht", sagt er mit fester Stimme. Dazu gehört nicht nur betriebswirtschaftliches Denken, sondern eben auch eine permanente Orientierung an den Bedürfnissen der Kunden. Und natürlich eine ansprechende Präsentation der Waren. Die, sagt Groksch, ist aber nicht nur für die Kunden wichtig, sondern auch für seine Mitarbeiter: "Teilhabe ist aus meiner Sicht auch "Lusthaben" an der Arbeit."



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