Der Bevollmächtigte des Rates - Büro Brüssel Europa - Informationen Nr. 155

Erste Art. 17-Dialogveranstaltung mit Vize-Praesidentin McGuinness

OKR‘in Katrin Hatzinger

Seit März 2017 ist die Erste Vize-Präsidentin Mairead McGuinness im Europäische Parlament (EP) für den Dialog mit Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften nach Art. 17 (3) des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union zuständig und folgt damit Antonio Tajani nach, der im Januar 2017 zum Nachfolger von Präsident Martin Schulz gewählt worden war.

Am 27. Juni 2017 fand die erste Art. 17-Dialogveranstaltung im EP zur Zukunft der EU statt. In ihrer Begrüßung unterstrichen der Erste Vize-Präsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, und die Erste Vizepräsidentin McGuinness die Rolle der Kirchen und Religionsgemeinschaften, um eine immer engere Union der Völker in der EU zu schmieden. Im Anschluss fanden zwei Podien mit Vertretern der verschiedenen monotheistischen Religionsgemeinschaften und den im EP zuständigen Berichterstattern zur Zukunft der EU, Elmar Brok (EVP/CDU) und der Italienerin Mercedes Bresso (EVP) sowie der polnischen Abgeordneten Danuta Hübner (EVP), Vorsitzende im Ausschuss für konstitutionelle Fragen, statt.

Der katholische Erzbischof Jean-Claude Hollerich warb für eine frische Vision Europas. Die finnisch-lutherische Bischöfin Irja Askola unterstrich in der ersten Gesprächsrunde, dass Europa sich selbst nicht genug sein dürfe. Sie müsse auch die Stimme der verwundbaren Menschen in unseren Gesellschaften wahrnehmen und Bildung und kulturelle Erfahrungen fördern. Der Direktor der Orthodoxen Akademie von Volos, Prof. Pantelis Kalaitzidis, erinnerte an die Relevanz der Charta Oecumenica und beklagte, dass es der EU weiterhin an einer Seele fehle. Der Brüsseler Chefrabbi, Albert Guigui als Vertreter der Konferenz Europäischer Rabbis, betonte, dass es letztlich um das Miteinander gehe, das „vivre ensemble“. Elmar Brok sprach sich wider die Rückkehr zum Nationalismus aus und mahnte europäische Solidarität, gerade in der Flüchtlingsaufnahme an.

Die Leiterin der EKD Vertretung, Katrin Hatzinger, erinnerte in der Aussprache an die Kundgebung der EKD-Synode vom November 2016 „Für ein Europa in Solidarität - Evangelische Impulse“. Der Dialog über die Zukunft der EU müsse auch in Kirchen und Gemeinden als Thema erkannt werden. Sie betonte, dass das Thema auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin hunderte von Menschen interessiert habe. Zugleich erinnerte sie an das ökumenische Wort der Kirchen zum 60. Jahrestag der Römischen Verträge und unterstrich, wie wichtig es sei, optimistisch und hoffnungsvoll in Europas Zukunft zu schauen.

In der zweiten Runde forderte der Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), der anglikanische Bischof Christopher Hill, eine tiefergehende Befassung der EU mit den Grundsätzen von Subsidiarität, Solidarität und Souveränität, um der skeptischen Haltung in der Bevölkerung zu begegnen. Er unterstrich aber auch, dass gerade in seinem Land, viele Menschen weiter die Brexit-Entscheidung zutiefst bedauern würden. Der ungarische lutherische Bischof Tamas Fabiny appellierte an die Politik, die Kirchen Kirchen sein zu lassen und wandte sich gegen einen paternalistischen Ansatz mancher Regierungen. Khalid Haji, der Generalsekretär des europäischen Rates der marokkanischen Ulema, machte auf die Relevanz der Frage nach Identität und Zugehörigkeit aufmerksam. Mercedes Bresso unterstrich, dass die Politik eine positive Haltung angesichts der zukünftigen Herausforderungen einnehmen sollte. Die EU sei in vielerlei Hinsicht ein Vorbild in der Welt, etwa in Fragen der Religionsfreiheit. Kirchen seien Vermittler der europäischen Idee. Mairead McGuinness machte abschließend deutlich, dass Europa keine Selbstverständlichkeit und die gemeinsame Arbeit noch nicht erledigt sei.

Das Treffen fand in einer sehr offenen und anregenden Atmosphäre statt.

Weitere Informationen finden Sie unter: http://ekd.be/dialogue_with_religious_and_non_confessional_organisations_article_17_TFEU

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