Kommission will Toleranz und Respekt fördern

(Julia Maria Eichler)

Vom 01. bis zum 02. Oktober 2015 werden der Erste Vizepräsident Frans Timmermans und die Justizkommissarin Věra Jourová das erste Kolloquium zu Grundrechten in der EU abhalten, das in Zukunft jährlich stattfinden soll. Ziel des Kolloquiums ist es, ein stärkeres politisches Engagement für die Förderung und den Schutz der Grundrechte in Europa zu erreichen und aktuelle Grundrechtsfragen zu beleuchten.

Das Thema des Kolloquiums in diesem Jahr lautet “Toleranz und Respekt: Vorbeugung und Bekämpfung von Antisemitismus und Islamhass in Europa“.  

Hintergrund des Kolloquiums ist die zunehmende Angst und Verunsicherung innerhalb der muslimischen und jüdischen Gemeinden. Diskriminierung, antisemitische Übergriffen und nicht zuletzt die Terroranschläge in Paris, Kopenhagen und Brüssel zeigten einen beängstigenden Trend. Dieser zeichne sich ebenfalls bei islamfeindlichen Vorfällen ab, wie etwa einer wachsenden Anzahl von Angriffen auf Moscheen.

Zur Vorbereitung der Veranstaltung hatte die Kommission von April bis Mai diesen Jahres eine Konsultation rund um dieses Thema durchgeführt, an der sich auch das Brüsseler Büro der EKD gemeinsam mit dem Katholischen Büro in Berlin beteiligt hat.

Die Kommission fragte in der Konsultation nach Trends, Gründen für und Maßnahmen gegen antisemitische und antimuslimische Vorfälle. Darüber hinaus interessierte die Kommission wie interkulturelle Kooperation Gleichheit fördern und Diskriminierung bekämpfen können und welche Rolle dabei auch religiösen Führern zukomme, etwa wenn es um inklusive Narrative gehe. Dabei bat sie um die Nennung von „best practice“-Beispielen.

Die beiden Büros sprachen sich in dem ökumenischen Beitrag dafür aus, das Bewusstsein für die Besonderheiten der einzelnen Religionen in der Bevölkerung stärker zu fördern. Gerade in Schulen, Universitäten und dem non-formalen Bildungsbereich sollten Einblicke in die unterschiedlichen Religionen gegeben werden. Darüber hinaus sei der Dialog mit und unter den Religionsgemeinschaften und mit anderen relevanten Akteuren von entscheidender Bedeutung. Gerade religiöse Führungspersonen könnten ihre Position in der Öffentlichkeit und ihre Vorbildfunktion nutzen, um das soziale Klima positiv zu beeinflussen und unterschiedliche Gruppen der Gesellschaft zusammenzubringen. In dem gemeinsamen Beitrag wurde darauf hingewiesen, dass es auch innerhalb der Kirchen Ressentiments gegen Fremde gebe. Da Schweigen die verkehrte Antwort auf Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz sei, gehörten verschiedene evangelische und katholische Kirchen der Bundesarbeitsgemeinschaft „Kirche und Rechtsextremismus“ an.  

Daneben konnten beide Büros eine Vielzahl an „best practice“-Beispielen benennen. Angefangen von landeskirchlichen Dialogratgebern und diversen Initiativen in Kirchengemeinden, findet auch auf der EKD-Ebene der interreligiöse Dialog in vielfältiger Weise statt. Beim „Runden Tisch der Religionen“ treffen sich zweimal jährlich Religionsvertreter zum Austausch. Die „Interkulturelle Woche“ findet einmal jährlich auf Initiative der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland statt, gemeinsam mit diversen Vertretern der Zivilgesellschaft etwa Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden und Migrantenorganisationen. Eine Arbeitsgruppe aus Christen und Muslimen erarbeitete den in diesen Jahr erschienen Dialogratgeber „zur Förderung der Begegnung von Christen und Muslimen“. Jährlich gibt es Treffen zwischen EKD und dem Koordinierungsrat der Muslime.

Das Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft sei nicht möglich, so lange sich Bevölkerungsgruppen bedroht, diskriminiert und unsicher fühlten. Vielmehr müsse eine pluralistische Gesellschaft, basierend auf den europäischen Grundrechten, gepflegt werden, in der gegenseitiges Verständnis füreinander besteht, so die Kommission. Die Kommission möchte daher das Kolloquium nutzen, um über Gründe und Auswirkungen von Antisemitismus und Islamophobie zu diskutieren und nach Möglichkeiten zu suchen, diese Phänomene anzugehen. Ob sich allerdings die Phänomene des Antisemitismus und der Islamophobie so ohne Weiteres vergleichen und auch gemeinsam diskutieren lassen, sei erst einmal dahingestellt.

Den Beitrag der beiden Büros finden Sie unter:
http://ekd.be/Toleranz_und_Respekt



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