„Living together and disagreeing well“ - Europäische Religionsführer in Brüssel

(Katrin Hatzinger)

Auf Einladung des Ersten Vizepräsidenten der EU-Kommission, Frans Timmermans haben sich am 16. Juni 2015 europäische geistliche Würdenträger in Brüssel getroffen. Timmermans ist in der Juncker-Kommission für den Dialog mit den Kirchen- und Religionsvertretern zuständig. Dieses Mal fand das Treffen vor dem Hintergrund der Terroranschläge von Paris und eines für Oktober 2015 geplanten Grundrechtekolloquiums der EU-Kommission zu „Toleranz und Respekt: die Bekämpfung von Antisemitismus und anti-muslimischem Hass in Europa“ statt. Unter der Überschrift: „Zusammenleben und mit Meinungsverschiedenheiten positiv umgehen“ tauschten sich 15 Vertreterinnen und Vertreter aus Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus, Buddhismus und von den Mormonen aus. Auch die Weiterentwicklung des Dialogs zwischen der EU und den Kirchen und Religionsgemeinschaften war ein Thema dieses ersten Treffens unter der Juncker-Kommission. 

Die EKD wurde durch die Präses der Synode der EKD, Dr. Irmgard Schwaetzer vertreten, die Deutsche Bischofskonferenz und die COMECE durch deren Präsidenten, Reinhard Kardinal Marx. Im Gegensatz zu den Vorjahren waren weder der Präsident des Europäischen Rates noch andere Kommissare an dem Treffen beteiligt. Von Seiten des Europäischen Parlaments nahm Vizepräsident Antonio Tajani (EVP) an der Runde teil.

Die Präses verwies auf das vielfältige kirchliche Engagement in Deutschland, um ein friedliches Zusammenleben der Religionen zu fördern. Identität lasse sich nicht aus Abgrenzung gewinnen, sondern im gelebten Dialog und im regelmäßigen Austausch mit den anderen Religionen, betonte die Präses. Daneben setze die EKD auf Aufklärung, das Eintreten für Minderheiten, eine Stärkung der demokratischen Kultur und eine alltägliche Praxis der Begegnung und der Gespräche auf allen Ebenen.

Hinsichtlich des Dialogs zwischen den Kirchen und den EU-Institutionen hob Präses Schwaetzer grundsätzlich hervor, dass der Austausch von Politik und Kirche von beiderseitigem Interesse sei. „In den Kirchen haben die EU-Institutionen damit einen kritisch-konstruktiven Partner, um die europäische Integration zu befördern und ein wertebasiertes Europa zu verwirklichen. Sie sind Impulsgeber und Multiplikatoren des Europagedankens.“ Die Kirchen wiederum seien auf die Offenheit des politischen Gemeinwesens für ihre Impulse angewiesen und bräuchten verlässliche Partner zur Umsetzung ihrer gesellschaftlichen Anliegen. Schließlich wollten die Kirchen den Dialog auch dazu nutzen, die europäische Rechtsordnung für religiöse Anliegen zu sensibilisieren.

Das erste Treffen unter der Ägide von Frans Timmermans war zwar einerseits durch das ehrliche Bemühen des Ersten Vizepräsidenten gekennzeichnet, einen echten Dialog mit den einzelnen Teilnehmern zu führen. Angesichts der breiten Themenstellung gelang es Timmermans anderseits aber nicht die Beiträge zu bündeln und zu fokussieren. Es war spürbar, dass der Spitzendialog sich erst wieder einspielen muss. Dabei ist der Austausch zwischen Religionsvertretern und der EU-Politik notwendiger denn je und es mangelt wahrlich nicht an Themen.

Weitere Informationen unter:
http://ekd.be/PR-religious_leader



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