Wie stehen die Chancen auf Familienzusammenführung in Europa? Vergleichende Studie vorgestellt

(Johanna von Glasenapp)

Im März 2013 hat der Irische Rat für Einwanderer (Immigrant Council of Ireland), eine Nichtregierungsorganisation, eine Studie zur Umsetzung der EU-Familienzusammenführungsrichtlinie (Family Reunification Directive 2003/86/EC) veröffentlicht. In der Studie wurde in sechs EU-Staaten untersucht, ob die in den letzten zehn Jahren eingeführten neuen Regelungen für die Familienzusammenführung in der EU die Familienzusammenführung fördern oder behindern. Dabei wurde festgestellt, dass die Rechte für die Zusammenführung von Drittstaatsangehörigen mit ihren Familienmitgliedern stark eingeschränkt wurden. Neben den bisherigen bürokratischen und finanziellen Hürden, die die Einwanderer nehmen mussten, um ein Visum zu erhalten, kommen jetzt neue Beschränkungen hinzu, die im Großen und Ganzen höhere Einkommensvoraussetzungen für die Familie, Einbürgerungstests und ein hochgesetztes Mindestalter für nachziehende Ehepartner sind. Nach der Umsetzung der neuen Richtlinie in den untersuchten Mitgliedsstaaten (Deutschland, Österreich, Niederlande, Portugal, Irland, Vereinigtes Königreich) gingen die Bewerberzahlen für Familienzusammenführung zurück.


Die Untersuchung hebt zwei Trends hervor:

  1. Die Einwanderung für Familienmitglieder und damit die Familienzusammenführung wird in Europa immer mühsamer.
  2. Familienzusammenführung erleichtert die Integration von Migranten.

Festgestellt wurde, dass die neu eingeführten Voraussetzungen nicht von allen Bewerbergruppen gleich gut erfüllt werden können. Frauen, Berufseinsteiger und Senioren scheitern häufiger an den Einkommensvoraussetzungen, Analphabeten oder Bürger eines Landes mit einem anderen Alphabet scheitern häufiger am Einbürgerungstest. Zusätzlich verlängert sich durch die neuen Bestimmungen die Bewerbungsdauer, was die Familienmitglieder künstlich voneinander trennt. Nicht nur finanzielle, sondern auch emotionale Belastungen sind die Folge. Die Unsicherheit, ob man in dem Land bleiben darf oder wieder abgeschoben wird, verringert die Chancen auf einen Beruf und die vielen unsicheren Faktoren der Zukunft erschweren die Etablierung und Integration in der neuen Heimat.
Zusammenfassend hält die Studie fest, dass die neuen Voraussetzungen für Familien nicht, so wie von den Politikern gewünscht, die Integration fördern, sondern diese zum Teil sogar behindern.



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