Frauen in Europas Vorstände

(Martin Kasperek)

Am 14. November 2012 hat die Europäische Kommission auf Initiative von Justizkommissarin Viviane Reding einen Vorschlag vorgelegt, um den Mindestanteil des unterrepräsentierten Geschlechts im Managements großer Unternehmen auf 40 Prozent festzulegen. Bei Neueinstellungen soll bei gleicher Qualifikation das unterrepräsentierte Geschlecht bevorzugt werden. Diese Ziele sollen bis 2020 erreicht werden.

In allen EU-Mitgliedsstaaten sind Frauen in der Unternehmensführung klar in der Minderheit, im Durchschnitt stellen sie nur ca. 9 Prozent der Vorstände und 15 Prozent der Aufsichtsräte. Bei der Anzahl der Vorstände liegt Deutschland mit etwas über 4 Prozent sogar noch deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Die Mitgliedsstaaten behandeln dieses Ungleichgewicht auf verschiedene Weise, sei es über verbindliche gesetzliche Regelungen, sei es mit einer Selbstverpflichtung der Unternehmen. In Deutschland schlägt der "Corporate Governance Kodex" eine "angemessene Beteiligung" von Frauen vor, über eine gesetzliche Regelung herrscht selbst innerhalb der Bundesregierung noch Uneinigkeit.

Doch die sog. "Gläserne Decke", die viele qualifizierte Frauen bisher am Sprung ins Management hinderte, soll nun in ganz Europa durchbrochen werden. Beim Vorschlag der Kommission sind jedoch mehrere Einschränkungen zu sehen:

So gilt er nur für große börsennotierte Unternehmen, nicht für kleine und mittlere Unternehmen. Auch sind Vorstandsposten von der Regelung ausgeschlossen, sie betrifft nur "Aufsichtsratsmitglieder bzw. nicht geschäftsführende Direktoren". In Ländern wie Deutschland wird der Aufsichtsrat jedoch von der Aktionärsversammlung gewählt, eine feste Quote durchzusetzen erscheint hier umso schwerer. Verbindliche Sanktionen bei Nichterfüllung der Quote möchte die Kommission nicht vorgeben, diese bleiben Sache der Mitgliedsstaaten.

Ob eine Frauenquote in Vorständen von EU-Ebene geregelt werden soll und darf, wird weiter diskutiert werden. Festzuhalten ist, dass u.a. eine Studie von Ernst & Young ergeben hat, dass gemischte Vorstände höhere Gewinne und Umsätze erzielen.

Den Vorschlag der Kommission finden Sie unter:



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