Europäisch denken - lokal handeln

(Doris Klingenhagen)

Auch in den EU-Regionen sind in Zeiten der Krise und hoher Jugendarbeitslosigkeit eine stärkere politische Zusammenarbeit auf allen Ebenen sowie ausreichend finanzielle Mittel für eine effektive Jugendpolitik unerlässlich. Das ist die Hauptbotschaft einer vom Ausschuss der Regionen (AdR) und der deutschen Nationalagentur „Jugend für Europa“ am 12. November 2013 organisierten Konferenz in Brüssel, die den Beitrag der Länder und Regionen für die Europäische Jugendstrategie thematisierte. Die Konferenz brachte Vertreter der regionalen, nationalen und der EU-Ebene, aus der Zivilgesellschaft und aus Jugendorganisationen zusammen.

Die Perspektive junger Menschen brachte Johannes Bergunder von „GOEUROPE!“, dem europäischen Jugendkompetenzzentrum Sachsen-Anhalt, in die Konferenz ein. Er präsentierte Ergebnisse aus einer Umfrage unter jungen Europäern und Europäerinnen über deren Ängste, Wünsche und die Erwartungen an lokale und regionale Politiker. Danach sorgen sich junge Menschen am meisten um die Jugendarbeitslosigkeit in Europa und deren weitere Ausbreitung. Auch davon nicht Betroffene sähen wenig optimistisch in die Zukunft. Gründe dafür seien z.B. die Unsicherheit über die nicht gelöste Finanz- und Wirtschaftskrise und das Anwachsen von extremistischen Gruppen in Europa. Bergunder betonte, dass es jungen Menschen nicht so sehr darum ginge, „irgendeinen Job“, sondern eine langfristige Arbeitsperspektive zu finden. Er hob außerdem hervor, dass junge Menschen dazu tendierten, Europa grundsätzlich positiv zu sehen, und bereit seien, mobil zu sein und sich aktiv zu beteiligen. Deshalb solle die Politik ihnen mehr vertrauen und sie „auch mal machen lassen“.

Die Konferenz zeigte mit Beispielen aus der Praxis auf, dass Jugendpolitik nur auf überregionaler Ebene wirken kann. Eine gute Umsetzung wurde beispielsweise in Valencia, in der Toskana und in der Bretagne erreicht und auf der Konferenz präsentiert. In weiteren Workshops wurde über den Beitrag von Jugendarbeit zur Bekämpfung sozialer Benachteiligung, über Methoden und Instrumente für die Regionen zur Umsetzung der EU-Jugendstrategie sowie über Möglichkeiten lokaler Jugendbeteiligung diskutiert. Hans-Georg Wicke, Leiter von „Jugend für Europa“, forderte effektive Maßnahmen für politische und zivilgesellschaftliche Akteure auf europäischer und regionaler Ebene, um ein europäisches Bewusstsein zu fördern und den Einfluss junger Menschen auf Politikgestaltung zu stärken. Er betonte, dass das neue Programm „ERASMUS+“ (2014-2020) im Jugendteil Aktivitäten der Regionen und ihrer Partner unterstütze und insbesondere Jugendbeteiligung durch den sogenannten „Strukturierten Dialog“ stärken könne.


Beim Thema Jugendbeteiligung in der Politik erörterten die Teilnehmer, dass junge Menschen zur Beteiligung am EU-Projekt mehr Möglichkeiten bräuchten, um ihre Ansichten und Meinungen zu äußern. Aus Hamburg, St. Gallen und Flandern wurden Beispiele vorgestellt, die die Bedeutung von Jugendparlamenten aufzeigten, die das Ziel hätten, so viele Jugendliche wie möglich erreichen zu können. Michael Schneider, Fraktionsvorsitzender der Europäischen Volkspartei (EVP) im AdR und Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Sachsen-Anhalt, stimmte dem zu: „Die Regionen in Europa sind die Motoren, die die europäische Jugendpolitik vorantreiben, und es sind die jungen Menschen in den Regionen, die die Zukunft der EU darstellen. Unsere Jugendpolitik muss sich auf europaweite Programme zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit konzentrieren. Außerdem müssen wir sichergehen, dass die geltenden Maßnahmen dem lokalen Kontext angepasst sind und regionale Behörden einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg dieser Programme geben können.“

Karl-Heinz Lambertz, Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und Fraktionsvorsitzender der SPE-Fraktion des AdR, rief zu mehr politischem Mut auf, um eine umfassende europäische Jugendpolitik zu gestalten: „‘Die jungen Menschen sind unsere Zukunft‘ - das darf nicht länger ein leerer Slogan sein, sondern muss durch spezielle Maßnahmen unterstützt werden.“

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen betonten, dass Jugendpolitik, auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten, mehr sei als reine Beschäftigungspolitik. Sie sprachen sich dafür aus, zwischen den Regionen mehr Möglichkeiten für den Austausch von Lernerfahrungen und Begegnungen vom Kindergarten bis zur Universität zu schaffen. So könnten junge Europäer in verschiedenen Lebensphasen erfahren, welche Chancen ihnen Europa bietet. Dabei müssten auch benachteiligte junge Menschen berücksichtigt werden.

Das Hintergrundpapier zur Veranstaltung finden Sie unter:



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